Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Einmal „Africa“zum Mitsingen, bitte

Die Band Toto feiert ihr 40-jähriges Bestehen mit neuem Album und einer Welttourne­e

- Von Veronika Renkenberg­er

STUTTGART - Toto – das sind über 40 Jahre Bandgeschi­chte und eine ganze Reihe ewiger Hits. Das percussion­getragen tröpfelnde „Africa“, das wohl jeder mal als A-cappellaVe­rsion eines sich für progressiv haltenden Chors gehört hat. Das dank Gitarrenri­ff in drei Sekunden identifizi­erbare „Hold the Line“, „Rosanna“mit vertrackte­m Rhythmuswe­chsel. Und natürlich das optimistis­che „Stop loving you“. Ja, genau so klangen die Achtziger. Und der Dienstagab­end in Stuttgart auch, zu dem 6000 Getreue in der PorscheAre­na gekommen waren.

Aktuell tourt die 1976 gegründete Formation um die Welt, um ihr frisch gepresstes Jubiläumsa­lbum „40 Trips around the Sun“zu zelebriere­n: Greatest Hits und Geheimtipp­s plus drei neue Songs, in denen auch alte Aufnahmen mit verstorben­en Bandmitgli­edern verarbeite­t wurden.

Der typische Toto-Gast am Dienstag war männlich, über 50 und ernsthaft. Über weite Teile des Abends wirkten die Massen ungerührt, nur hier und da Kopfbewegu­ngen im Rhythmus. Aber davon durfte man sich nicht täuschen lassen: In TotoFans und Toto-Nerds lodert ein Feuer, das unvermutet ausbricht. Beispielsw­eise als Gitarrenle­gende Steve Lukather oder das zweite Gründungsm­itglied David Paich am Keyboard minutenlan­ge Soli spielten und dafür bejubelt wurden, wie das heute kaum noch üblich ist.

Eins ist klar: Musikalisc­h macht den älteren Herren keiner etwas vor. Lukather mit seiner Allstar-Biografie – er spielte, beispielsw­eise für Paul McCartney Michael Jackson, Elton John, Eric Clapton und Joe Cocker – entlockt Gitarren unfassbare Klangwelte­n, Effekte und Energie. Die Stimme von Williams ist bemerkensw­ert gut gereift. Mit zwei Mann an Tasten und zwei Mann für Schlagzeug und Percussion war der opulente Sound gesichert.

Genau, Sound. Mehr braucht es da nicht: Ein Toto-Konzert ist auch eine Zeitreise in die Ära, als Konzerte noch daraus bestanden, Musikern zuzuhören. Keine Videos, Leinwände und Großaufnah­men. Sondern eine mäßige Lightshow und ein schwarzes Tuch als Bühnenhint­ergrund, das bestenfall­s mal bunt beleuchtet wurde. Und das Allerschön­ste: Auch das Publikum war kaum illuminier­t. Das permanente Glimmen von Displays, das inzwischen die Hallen prägt, hatte am Dienstag meist Pause.

Für den Mittelteil des Konzerts rückte man enger zusammen. In kleiner Runde erzählten die Veteranen von damals: Wie einer die Song-Idee hatte und der andere was draus machte. Zwischendu­rch wurden Songs angespielt, Schnipsel. Das Publikum ging gern mit auf Zeitreise. Nach gut zwei Stunden, nach leisen Tönen und pathetisch­em Abrocken war es Zeit: „Are you ready für ,That Song’?“Eine rhetorisch­e Frage. „Africa“kam ohne sanftes Regenprass­eln daher, sondern vom ersten Takt als solider Klatsch und Stampf. Eine gigantisch­e extended version, die in einen ebenso extended Riesenappl­aus mündete. Auch der ganz alten Schule.

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FOTO: STEFFEN SCHMID Steve Lukather (links) und Toto-Sänger Joseph Williams boten in Stuttgart den originalge­treuen Klang der 80erJahre – ohne Lightshow und sonstigen Schnicksch­nack.

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