Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
3000 Arbeitsstunden für Gammertingen
Der Verschönerungsverein hat nur zwölf aktive Mitglieder – und eine lange Aufgabenliste
GAMMERTINGEN - Sie sind wenige, doch ihre Bilanz ist gewaltig: Mehr als 3000 Arbeitsstunden haben die zwölf aktiven Mitglieder des Verschönerungsvereins Gammertingen in den vergangenen acht Jahren ehrenamtlich geleistet und Projekte mit Investitionskosten von rund
65 000 Euro gestemmt. Sie haben Bänke gebaut, Bäume und Sträucher gepflanzt, Grillplätze hergerichtet, einen Trimm-Dich-Pfad angelegt... Manchmal muss selbst der Vereinsvorsitzende Armin Fuchs ein paar Momente nachdenken, um sich an alle Projekte genau erinnern zu können. Viel lieber aber richtet der 70Jährige den Blick nach vorne. Auf die lange To-Do-Liste, die sein Verein in den kommenden Monaten abarbeiten will.
Mit dem Frühling beginnt für die Rentnergruppe eine arbeitsintensive Zeit. Sobald das Wetter mitspielt, wollen die rüstigen Herren die sieben Grillplätze und 53 Bänke kontrollieren, für die der Verein aktuell zuständig ist. „Mit der Zeit sind es immer mehr geworden“, sagt Fuchs, der mit seinen 70 Jahren noch zu den jüngeren Mitgliedern zählt. Von ihrem Alter allerdings wollen sich die Vereinsmitglieder nicht bremsen lassen. Auch körperlich anstrengende Arbeiten meistern sie im Team. Die Sitzbänke pflegen sie nicht nur, sie haben die meisten auch selbst gebaut.
Schon seit einigen Tagen lagern in der Waldscheune des Vereins neue Bretter, aus denen in den kommenden Wochen Sitzgruppen – erstmals auch mit Tischen – entstehen werden. Mit ihnen beteiligt sich der Verein an einem interkommunalen Projekt: dem Eisenbahnlehrpfad zwischen Gammertingen und Neufra, der Eisenbahnfreunde und Touristen anlocken soll. Damit die Ausflügler neben ihrem Wissensdurst auch den kleinen Hunger zwischendurch stillen können, haben die Schreinerarbeiten im Verschönerungsverein derzeit „höchste Priorität“: „Wir müssen pünktlich zum 6. Mai fertig werden, denn dann wird der Lehrpfad feierlich eröffnet“, sagt Armin Fuchs.
Parallel soll im Mai auch ein Herzensprojekt des Vereins aus dem vergangenen Jahr endlich abgeschlossen werden: der Bildstock in der Robert-Seifert-Straße. Mit viel Mühe haben die Rentner das einst zugewachsene Kleindenkmal am Wegesrand wieder hergerichtet. Sie haben den weg freigebaggert, Pflastersteine verlegt, Bänke errichtet und – das ist meist die wichtigste Arbeit – Spenden eingeworben und Sponsoren gesucht. Denn bei manchen Arbeiten müssen Fachleute beauftragt werden. Ein Gammertinger Steinmetz musste die Substanz des neogotischen Werks ausbessern. Auch ein neues Kreuz für das Dach des Bildstocks musste her: „Von dem alten Kreuz haben wir nur noch Fragmente im Boden gefunden“, sagt VereinsSchriftführer Wolfgang Götz (74).
Spätestens Anfang Mai soll ein Restaurator noch die ursprünglichen Farben des Bildstocks wiederherstellen. Dann wird die Heilige Familie mit ihrer Behausung genauso strahlen wie die umliegenden Häuser in dem schicken Neubaugebiet.
Sind Bildstock und Eisenbahnlehrpfad erst fertig, plant der Verschönerungsverein schon das nächste Projekt: Der Trimm-Dich-Parcours, den Armin Fuchs und seine Kollegen in dem Waldstück neben dem Gammertinger Stadion begründet haben, soll zwei neue Stationen bekommen. „Einen Rückentrainer und einen Schultertrainer“, erzählt der Vorsitzende. Der Parcours war mit rund 10 000 Euro Förderung des Landes und der Europäischen Union realisiert worden. Auch für die neuen Geräte hofft der Verein auf eine Bewilligung der Förderanträge.
Fast genauso dringend wie Geld wird zusätzliche Muskelkraft benötigt. Menschen zu finden, die sich gern ehrenamtlich in der Gruppe engagieren wollen, sei schwierig, sagen Fuchs und Götz. Und das, obwohl es doch um die Verschönerung der eigenen Stadt gehe.