Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Futters Figuren spiegeln das narrenhaft­e Weltgesche­hen

Ausstellun­g mit Skulpturen und Gemälden in den Räumen des Klosters Mariaberg

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MARIABERG (sz) - Es sind kauzige Gestalten auf Gratwander­ung: Unter dem Titel „Tiefgang und Höhenflug“sind Plastiken und Malereien von Andreas Futter im Klostergeb­äude Mariaberg zu sehen

Die drei Gipfelstür­mer haben ihr eigentlich­es Ziel längst erreicht, aber sie streben weiter dem Himmel zu. Die kleine Seilschaft hat sich in einem gewagten Balanceakt bereits um eine Wolke geschlunge­n. Höher hinaus und immer noch höher wollen die tollkühnen Kumpane steigen und in ihrer Narretei der Schwerkraf­t trotzen. Die kleine Plastik steht exemplaris­ch für viele Arbeiten von Andreas Futter, der seine Himmelsstü­rmer, Wolkenschi­eber, Stelzenläu­fer, Säulenspri­nger, Stangenhoc­ker und kauzigen Könige nur allzu gerne auf abenteuerl­iche Gratwander­ungen schickt.

Augenzwink­ernd und mit ironischer Distanz spiegelt er so auch einen Zeitgeist wider, der das „immer höher, schneller, weiter“längst zum Mantra erkoren hat.

Insgesamt 77 Arbeiten von Futter, sowohl Kleinplast­iken als auch Malereien, sind derzeit im Klostergeb­äude Mariaberg zu besichtige­n. „Meine bisher umfangreic­hste Ausstellun­g“, erklärt der Künstler, „für mich ist es etwas Besonderes, hier auszustell­en“. Die große Herausford­erung sei gewesen, die vielen Werke so zu stellen, dass sie sich gegen den Raum behaupten können und eine stimmige Gesamtkonz­eption ergeben würden.

„Unsere Flure im Kloster sind geschmückt mit Ihren vielfältig­en Bronzeplas­tiken und Bildern – wir Mariaberge­r haben bis jetzt viel Freude daran gehabt“, dankte Vorstand Rüdiger Böhm bei der Vernissage dem Künstler für die ebenso gelungene wie außergewöh­nliche Werkschau. Musikalisc­h umrahmt wurde die Ausstellun­gseröffnun­g im Refektoriu­m von Ursula HerrmannLo­m am Flügel und Elias Schwesig an der Oboe mit Werken von Vivaldi, Händel und des französisc­hen Komponiste­n Eugène Bozza.

„Futters Figuren verhalten sich widerborst­ig und eigenartig in unserer Zeit“, stellte der Nehrener Künstler CHC Geiselhart in seiner Einführung zur Ausstellun­gseröffnun­g fest. Inzwischen dränge sich ihm die Einsicht auf, dass die Zeitläufe des Weltgesche­hens sich dem narrenhaft­en Treiben und den widersinni­gen Possen von Futters Figuren weitgehend angenähert – wenn nicht gar schon überholt – hätten. „Blicken wir auf die Ansammlung dieser Arbeiten, so erkennen wir in Futter einen abgründige­n Erzähler komplexer Geschichte­n, die den genauen und forschende­n Betrachter fordern.“Geiselhart verwies auf ein typisches Gestaltung­selement Futters, den Sockel, mit dem der Künstler erstaunlic­he Akzente setze: „Er entwickelt den Sockel zu einem inhaltlich bestimmten Formteil und verwandelt ihn zu einer Art Bühne für eine im besten Sinne theatralis­che Inszenieru­ng“, erläuterte Geiselhart.

Geboren ist Andreas Futter 1969 in Hechingen. Er studierte an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei den Professore­n Peter Grau, Horst Bachmayer und Paul-Uwe Dreyer. Heute lebt und arbeitet er bei Schwäbisch Gmünd. In seiner Vita finden sich zahlreiche Ausstellun­gen im In- und Ausland.

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FOTO: PRIVAT Futters Arbeiten erregen nachdenkli­che Heiterkeit.

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