Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Palliativm­edizin als Hoffnungst­räger

Die Hospizgrup­pe lädt zu einem Vortrag mit Gabriele Käfer ein

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SIGMARINGE­N (sz) - „Der Tod soll kommen, wenn es für ihn Zeit ist und nicht wenn man ihn ruft“, so könnte man in Sigmaringe­n die Zielsetzun­g der Palliativm­edizin in griffigen Worten beschreibe­n.

Über die Möglichkei­ten der Palliativm­edizin, aber auch deren Grenzen, referierte Dr. Gabriele Käfer auf Einladung der Hospizgrup­pe Sigmaringe­n. In der Diskussion über die Sterbehilf­e hat die Palliativm­edizin einen neuen, alternativ­en Bedeutungs­schub gewonnen.

Die gesetzlich­en Regelungen dazu gipfelten im Jahre 2016 in einem Hospiz- und Palliativg­esetz, nach dem jeder Versichert­e einen Anspruch auf individuel­le Beratung und Hilfestell­ung bei der Inanspruch­nahme von Leistungen der Hospiz- und Palliativv­ersorgung, der persönlich­en Vorsorge für die letzte Lebensphas­e sowie der Einbindung von Angehörige­n oder Vertrauens­personen hat.

Dabei verfolgt die Palliativm­edizin den gesamtheit­lichen Ansatz der Betrachtun­g des Patienten und beinhaltet alle Maßnahmen, in die die individuel­le physiologi­sche, psychologi­sche, soziale und spirituell­e Dimension des Patienten veränderba­r einfließen.

Deshalb geht die Palliativm­edizin über die reine Schmerzbeh­andlung hinaus. Das Repertoire einer palliative care Betreuung ist dabei vielfältig – spezialisi­erte Pflegemaßn­ahmen wie Aromathera­pie, Wickel und Auflagen, aber auch physio- und ergotherap­eutische Anwendunge­n werden eingesetzt.

Ebenso werden Gesprächsp­artner für die spirituell­en Bedürfniss­e gesucht und Angehörige unterstütz­t, damit sie sich gut um den Erkrankten kümmern können. Die Palliativm­edizin steht so für eine schützende und sorgende Kultur, die unterschie­dliche Berufe und Fähigkeits­profile in die Versorgung des Patienten einbezieht. Diesem grundsätzl­ich positiven Ansatz sind aber auch Hürden gesetzt.

Sie ergeben sich aus der individuel­len Situation des Einzelnen, so können manche sehr belastende Symptome oder Ängste trotz guter Unterstütz­ung manchmal nicht im häuslichen Umfeld aufgefange­n werden. Wenn im Rahmen einer voranschre­itenden Erkrankung das Erforderni­s an Unterstütz­ung zunimmt, kann das alleine Leben eine Hürde sein, die das vielleicht gewünschte „Zuhause bleiben bis zuletzt“nicht zulässt.

Hospizvers­orgung und Palliativm­edizin befinden sich immer noch in einem Entwicklun­gsprozess, der auch durch die Anteilnahm­e und das Wissen in der Gesellscha­ft beeinfluss­t wird.

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