Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mourinho bleibt nur Fatalismus

Nach dem peinlichen Aus gegen den FC Sevilla herrscht bei Man United Frust

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MANCHESTER (dpa) - José Mourinho redete das peinliche Scheitern einfach klein. „Das ist bei Manchester United auch schon früher passiert“, sagte der Startraine­r nach dem 1:2 (0:0) gegen den FC Sevilla. Nach dem torlosen Hinspiel war für seine Mannschaft schon im Achtelfina­le der Champions League Schluss. „Ich will daraus kein Drama machen. Es ist nicht das Ende der Welt“, sagte Mourinho. „Wir haben unser Bestes gegeben, wir haben verloren, so ist Fußball.“

Doch dass sein Team sein Bestes gegeben hatte, bezweifelt­en nicht nur die Zuschauer im Old Trafford, die ihren Unmut schon während der Partie mit lauten Buhrufen geäußert hatten, sondern auch britische Medien. Das Boulevardb­latt „The Sun“nannte die Leistung „miserabel“, der „Daily Mirror“titelte: „Beschämend“.

Ehemalige Spieler des englischen Rekordmeis­ters übten ebenfalls scharfe Kritik. „Es war schwer, sich das anzuschaue­n“, sagte Paul Scholes, der mit Man United zweimal die Champions League gewann. „Da war kein Wille, keine Energie, kein Tempo.“Sein früherer Teamkolleg­e Rio Ferdinand nannte den Auftritt „peinlich“und „fürchterli­ch“.

In nur vier Minuten hatte Joker Wissam Ben Yedder (74./78. Minute) das Aus für Manchester United besiegelt. Romelu Lukakus Anschlusst­or

(84.) kam zu spät. United kam in den

180 Minuten aus Hin- und Rückspiel auf gerade mal vier Torschüsse. Das ist nicht unbedingt die Bilanz einer Spitzenelf. Zum Vergleich: Der FC Sevilla, der nur Fünfter der spanischen Liga ist, gab 14 Schüsse aufs Tor ab und hätte höher gewinnen müssen.

„Ich finde nicht, dass wir schlecht gespielt haben“, sagte Mourinho. „Wir hatten in der zweiten Hälfte Torchancen, aber die haben wir nicht genutzt. Danach war klar, dass das erste Tor das Spiel verändern wird und sie haben es erzielt.“Diese Sichtweise hatte der Coach jedoch exklusiv. Selbst Torschütze Lukaku räumte ein: „Wir haben es nicht verdient, weil wir nicht gut genug waren.“

Der FC Sevilla feierte den ersten Einzug ins Viertelfin­ale der Königsklas­se seit 60 Jahren. „Wir haben hier gezeigt, dass wir zu den ganz Großen Europas gehören“, prahlte Matchwinne­r Ben Yedder. Der Franzose, im Angriff nur zweite Wahl, war nach dem Spiel überglückl­ich und sang vor den TV-Kameras die Club-Hymne („Sevillista werde ich sein bis zum Tod“).

Auch die Fans des Rekord-EuropaLeag­ue-Siegers waren aus dem Häuschen. Hunderte zogen nachts tanzend und singend durch Sevilla. Die Zeitung „ABC“würdigte „Eine Heldentat für die Geschichts­bücher“. „Unvergessl­ich“titelte „El Correo“. Trainer Vincenzo Montella sprach von einem „historisch­en“Erfolg und freute sich über ein „perfektes Spiel“. „Wir haben verdient gewonnen“, fand der Italiener. Präsident José Castro dachte schon weiter: „Nun träumen wir vom Gewinn der Champions League.“

Bei Manchester United konzentrie­rt sich nun alles auf den letzten möglichen Titel. „Wir können nur noch eine Trophäe holen und das ist der FA Cup“, erinnerte Lukaku. Am Samstag empfängt der zwölfmalig­e Pokalsiege­r United zu Hause Brighton & Hove Albion – eine Pflichtauf­gabe, die Mourinho ganz gelegen kommt. „Wir haben keine Zeit für Dramen“, stellte er klar. „Wir müssen arbeiten.“

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FOTO: DPA Wirkte etwas gelangweil­t: José Mourinho nach dem Spiel.

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