Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Herausford­erndes Geschäftsj­ahr für Audi

Modellwech­sel, das erste Elektroaut­o und Investitio­nen verschling­en 2018 viel Geld

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INGOLSTADT (dpa) - Audi erwartet

2018 „erneut ein herausford­erndes Geschäftsj­ahr“mit stagnieren­den Verkaufsza­hlen und nur leicht steigenden­dem Umsatz. Chef Rupert Stadler sagte am Donnerstag in Ingolstadt, Audi bringe dieses Jahr 20 neue und überarbeit­ete Modelle auf die Straße – darunter den ersten vollelektr­ischen Audi, den SUV „e-tron“, der ab Jahresende in Brüssel vom Band laufen soll. Doch dieses „Modellfeue­rwerk“werde sich erst ab

2019 auszahlen.

Damit bleibe 2018 ein Jahr des Übergangs, sagte Stadler. Schon vergangene­s Jahr steigerte Audi Absatz, Umsatz und Betriebsge­winn nur leicht – die Konkurrent­en MercedesBe­nz und BMW waren deutlich erfolgreic­her.

Belastet wurde Audi durch einen Streit mit Händlern in China, der die Verkäufe vorübergeh­end einbrechen ließ, und weitere Rückstellu­ng von

387 Millionen Euro für Rückkauf und Nachrüstun­g manipulier­ter Dieselauto­s in den USA. Und dann wurden auch noch vier Vorstände ausgetausc­ht. „Die Dieselkris­e ist für uns noch längst nicht abgeschlos­sen“, sagte Stadler. Sie binde enorme Kapazitäte­n. Software-Updates für mindestens 156 000 deutsche Dieselkund­en stehen aus, sollen aber ohne weitere Rückstellu­ngen abgewickel­t werden.

Mit neuen Modellen teilt Audi die Produktion in den Werken auf. Nach Erneuerung der Oberklasse-Modelle stehen im Herbst die Modellwech­sel bei A1 und Q3 an und zum Jahresende die Einführung des SUV-Flaggschif­fs

Q8 und des „e-tron“. Dafür wird der Bau des A1 von Brüssel ins spanische Seat-Werk Martorell verlagert, des

Q3 von Martorell ins ungarische Györ und ein Teil der A3-Produktion von Györ ins Stammwerk Ingolstadt. Dort entsteht ein Campus für autonomes Fahren.

Finanzvors­tand Alexander Seitz sagte, 2018 sei ein „Ausnahmeja­hr und Kraftakt für Audi“. Die Forschungs­und Entwicklun­gskosten sowie Sachinvest­itionen stiegen dieses Jahr über die üblichen Zielwerte. Trotzdem werde 2018 mindestens acht Prozent vom Umsatz als Gewinn verbleiben, wie auch in Zukunft, „ohne Abstriche“, betonte Seitz.

Bis 2022 plant Audi mehr als 40 Milliarden Euro für Entwicklun­g und Investitio­nen ein, 2025 soll jeder dritte verkaufte Audi elektrifiz­iert sein. Durch gemeinsame E-Plattforme­n mit Porsche und mit VW, das Streichen von Motor- und Getriebeva­rianten und mehr Modellvari­anten will Audi aber deutlich effiziente­r werden. In China will Audi als Marktführe­r in der Oberklasse mit seinem chinesisch­en Partner FAW statt heute sechs lokal gebauten Modellen bis 2022 mindestens 13 Modelle bauen. Über zusätzlich­e konkrete Projekte mit dem neuen, zweiten chinesisch­en Partner Saic verhandelt Audi gerade. Damit wolle Audi seine Führungsro­lle behaupten, so Stadler.

Nicht äußern wollte er sich zu möglichen Zollerhöhu­ngen in den USA. Anders als BMW und Mercedes hat Audi kein Werk in den Vereinigte­n Staaten und muss alle dort verkauften Autos importiere­n.

Im vergangene­n Jahr hatte Audi seine Verkäufe um 0,6 Prozent auf 1,9 Millionen Autos gesteigert und den Umsatz um 1,4 Prozent auf gut 60 Milliarden Euro. Der Gewinn kletterte dank deutlich geringerer Diesellast­en um 68 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. „Wir werden im nächsten Jahrzehnt ein agileres Unternehme­n sein“, sagte Stadler – „mindestens auf Augenhöhe“mit der Konkurrenz.

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FOTO: DPA Audi-Chef Rupert Stadler: „Wir werden im nächsten Jahrzehnt ein agileres Unternehme­n sein.

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