Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Regionalverband stimmt weiterem Kiesabbau zu
Kieswerk Müller kann in der Grube bei Jettkofen erweitern
BLITZENREUTE/OSTRACH - Bei seiner jüngsten Sitzung in Blitzenreute hat der Planungsausschuss des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben einstimmig der raumordnerischen Beurteilung mit integrierter Zielabweichung des Abbaugebietes „Kiesgrube Ostrach-Jettkofen“zugestimmt. Es handelt sich um den Eingriff in das nördliche Ende des Abbaugebietes „Kiesgrube Ostrach“durch Kiestrocken- und Kiesnassabbau.
In dem Beschluss heißt es wörtlich: „Die in den Planunterlagen aufgeführten vorgeschlagenen Ausgleichsund Kompensationsmaßnahmen reichen aus Sicht der Verbandsverwaltung für die Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens aus.
Die Zustimmung des Regionalverbandes erfolgt unter dem Vorbehalt, dass weitere Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung sowie vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen, die im Genehmigungsverfahren als notwendig angesehen werden, umgesetzt werden.“
Trocken- und Nassabbau geplant
Die Firma Kies- und Schotterwerke Müller plant eine Erweiterung des bestehenden Abbaus in Ostrach mit 13,5 Hektar in nördlicher Richtung (SZ berichtete). Vom Vorhaben betroffen sind auch bereits renaturierte Flächen innerhalb des Kiesabbaugebietes mit einer Flächengröße von rund 3,6 Hektar, sodass insgesamt 17,1 Hektar vom Vorhaben betroffen sind. Geplant ist ein Trockenabbau und ein teilweiser Nassabbau. Rund eine Million Kubikmeter können dort abgebaut werden. Auf dem Gelände des Standortes, der rund 70 Hektar teilweise renaturierter und rekultivierter Flächen umfasst, befindet sich unter anderem eines der drei Asphaltmischwerke der Region, ein Betonwerk und verschiedene Anlagen zur Aufbereitung der Rohkiese. Nach dem Vorhaben soll das Gelände wiederverfüllt werden. Damit wird das ursprüngliche Gelände wieder so hergestellt, wie vor dem Eingriff.
Vom Regierungspräsidium Tübingen war die Notwendigkeit eines Raumordnungsverfahrens festgestellt worden. In seiner Beurteilung der raumordnerischen Zulässigkeit hält der Regionalverband BodenseeOberschwaben den Bedarf für einen Rohstoffabbau an dieser Stelle für begründet und erforderlich. Es gebe die Notwendigkeit, die bestehenden Anlagen weiter mit Rohstoffen zu bedienen, um die Region mit den benötigten Produkten zu versorgen. Ungünstigere Alternativen schieden im Rahmen der Fortschreibung des Regionalplanes bereits aus.
Umweltbelange geprüft
Der Regionalverband hatte auch sogenannte „raumbedeutsame Umweltbelange“prüfen lassen. Unter anderem wurde prognostiziert, dass sich das Verkehrsaufkommen nicht ändern würde. Laut regionalem Biotopverbundsystem liegt das Vorhabengebiet zu einem großen Teil in einem Potenzialgebiet für Vögel der offenen Feldflur. Dies ist ein wichtiges Schwerpunktgebiet für deren Lebensräume.
Dieser Flächenverlust sollte in der näheren Umgebung durch entsprechende Rekultivierungs- oder Aufwertungsmaßnahmen kompensiert werden können. Beim Thema „Schutzgut Wasser“wird ein Grundwassermonitoring den Abbau begleiten. Kritische Immissionen wären aufgrund der nahen Siedlungslage theoretisch möglich, wurden aber vom Gutachter vor dem Ausschuss ausgeschlossen.
In seiner Gesamtbeurteilung sieht die Verbandsverwaltung die Voraussetzungen für das Raumordnungsverfahren und eine Zielabweichung erfüllt. Die Notwendigkeit und Erforderlichkeit für einen Kiesabbau an dieser Stelle bestehe. Die Konflikte mit den Schutzgütern Mensch und Flora, Fauna und biologische Vielfalt erscheinen aus heutiger Sicht beherrschbar.