Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit dem Rucksack durchs Laucherttal
Zwei Freundinnen aus Heilbronn wandern bis an den Bodensee
VERINGENSTADT – Sie genießen die Stille in der Zeit vor der Urlaubssaison: Zwei Heilbronner Frauen haben bei ihrer Wanderung von Heilbronn bis Überlingen Rast in Veringenstadt gemacht. Zusammen mit Hundedame Luna gingen sie den Weg durchs Laucherttal und wanderten an diesem Tag von Burladingen über Neufra, Gammertingen und Hettingen nach Veringenstadt. Am nächsten Tag ging es in Richtung Sigmaringen und Inzigkofen.
Birgit Linder-Lais ist Kieferorthopädin und erfüllte sich mit der Wanderung an den Bodensee einen lang gehegten Traum. Ihre Freundin Andrea Schilling, Drogistin und Kosmetikerin, war gleich begeistert von der Idee, etappenweise in Richtung Süden zu wandern. Los ging es in den Raunächten zwischen Weihnachten und Dreikönig. Linder-Lais ist überzeugt, dass man in diesen ruhigen Tagen am besten „zu sich kommen“kann. Und beim Wandern ohne Uhr, mit guter Begleitung und mit genügend Zeit für Gespräche am Wegesrand geht das gleich nochmal so gut.
Wegabschnitte aufgeteilt
Weil die Arbeit und die Familie aber nur kurze Auszeiten ermöglichen, teilten sich die beiden die Wegabschnitte auf. Zuerst ging es von Heilbronn über Besigheim nach Stuttgart, dann von Stuttgart über den Schönbuch und Bebenhausen nach Tübingen und schließlich von dort über Nehren, den Albaufstieg und Jungingen nach Burladingen. Dorthin fuhren sie nun mit dem Zug, um die letzte Etappe anzugehen.
Die beiden reisen „analog“, also mit der Wanderkarte des Schwäbischen Albvereins. Sie treffen überall, so Schilling, tolle Menschen, zum Beispiel zwei junge Straßenmusikanten, die mit dem Fahrrad und zwei Hunden unterwegs sind, oder einen Naturfotografen: „Immer am richtigen Ort begegnet uns jemand, man könnte fast meinen, am Rand des Wegs stehen Engel.“Die Geschichten, die sich daraus entwickeln oder die sie hören, sind für sie inzwischen das Spannendste geworden. Von Burladingen aus ging ihr Weg nach Neufra, dort bekamen sie den Tipp, über Gammertingen zu gehen: „Es sei überhaupt nicht steil, aber es ging ziemlich hoch und wir spürten alle Muskeln.“Von dort wählten sie den Weg über das Teufelstor nach Hettingen. Sie sind sich einig: „Es war ein wunderbarer Weg und wir haben immer wieder Rast gemacht, die Lauchert von oben sieht super aus.“In Hettingen kauften sie beim Bäcker an der Hauptstraße „die allerbesten Dinkelbrötchen“und machten sich bei leichtem Nieselregen nach Veringenstadt auf. Schon von zu Hause hatten sie über das Internet eine Übernachtungsquartier im „Feriennestle Burgblick“gebucht: „Wir haben im ,Retro‘ übernachtet, alles war sehr geschmackvoll und sympathisch.“Morgens hatte Linder-Lais dann Probleme mit ihrem Heuschnupfen. Zum Glück gibt es in Veringenstadt eine Apotheke und gleich gegenüber „Fink’s Hofladen“. Dort wollten sie fürs Frühstück einkaufen. Da der Laden jedoch einen kleinen Tisch hat und die Frauen im Laden so freundlich waren, nahmen sie dort ihr Frühstück ein und unterhielten sich bestens: „Der Hofladen ist der Hammer“. Als sie eine Stunde später wieder mit Rucksack bepackt durch Veringenstadt und am Hofladen vorbei in Richtung Sigmaringen gingen, verabschiedeten sie sich noch einmal herzlich. Ute Fink freute sich: „Die sind beide so nett und so lustig.“Ja, auch ihre Familien würden sich wundern, wie frohgelaunt sie immer von ihren Reisen berichten. Auch diesmal könnten sie wieder viel erzählen. Inzwischen haben sie sogar Nachahmer gefunden: „Zwei Freundinnen von uns haben sich auch wie wir auf den Weg gemacht.“
Und dann hieß es weiterziehen. Die Wolken am Himmel schreckten sie nicht, denn so Schilling: „Wir sind Optimisten, für uns ist jedes Wetter gut und es riecht hier in der Natur ganz intensiv.“„Wir leben in den Tag und genießen das Leben ohne Uhr“, ergänzte ihre Freundin. In Veringendorf wollten sie sich die mittelalterlichen Bemalungen in der Kirche anschauen und am nächsten Tag das Schloss in Sigmaringen besuchen. Noch diese Woche werden die beiden ihr Ziel Überlingen, den Ferienort der Kinderzeit von Birgit LinderLais, erreichen: „Leider müssen wir dann schon bald wieder in den Zug Richtung Heilbronn steigen.“