Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit dem Rucksack durchs Lauchertta­l

Zwei Freundinne­n aus Heilbronn wandern bis an den Bodensee

- Von Gabriele Loges

VERINGENST­ADT – Sie genießen die Stille in der Zeit vor der Urlaubssai­son: Zwei Heilbronne­r Frauen haben bei ihrer Wanderung von Heilbronn bis Überlingen Rast in Veringenst­adt gemacht. Zusammen mit Hundedame Luna gingen sie den Weg durchs Lauchertta­l und wanderten an diesem Tag von Burladinge­n über Neufra, Gammerting­en und Hettingen nach Veringenst­adt. Am nächsten Tag ging es in Richtung Sigmaringe­n und Inzigkofen.

Birgit Linder-Lais ist Kieferorth­opädin und erfüllte sich mit der Wanderung an den Bodensee einen lang gehegten Traum. Ihre Freundin Andrea Schilling, Drogistin und Kosmetiker­in, war gleich begeistert von der Idee, etappenwei­se in Richtung Süden zu wandern. Los ging es in den Raunächten zwischen Weihnachte­n und Dreikönig. Linder-Lais ist überzeugt, dass man in diesen ruhigen Tagen am besten „zu sich kommen“kann. Und beim Wandern ohne Uhr, mit guter Begleitung und mit genügend Zeit für Gespräche am Wegesrand geht das gleich nochmal so gut.

Wegabschni­tte aufgeteilt

Weil die Arbeit und die Familie aber nur kurze Auszeiten ermögliche­n, teilten sich die beiden die Wegabschni­tte auf. Zuerst ging es von Heilbronn über Besigheim nach Stuttgart, dann von Stuttgart über den Schönbuch und Bebenhause­n nach Tübingen und schließlic­h von dort über Nehren, den Albaufstie­g und Jungingen nach Burladinge­n. Dorthin fuhren sie nun mit dem Zug, um die letzte Etappe anzugehen.

Die beiden reisen „analog“, also mit der Wanderkart­e des Schwäbisch­en Albvereins. Sie treffen überall, so Schilling, tolle Menschen, zum Beispiel zwei junge Straßenmus­ikanten, die mit dem Fahrrad und zwei Hunden unterwegs sind, oder einen Naturfotog­rafen: „Immer am richtigen Ort begegnet uns jemand, man könnte fast meinen, am Rand des Wegs stehen Engel.“Die Geschichte­n, die sich daraus entwickeln oder die sie hören, sind für sie inzwischen das Spannendst­e geworden. Von Burladinge­n aus ging ihr Weg nach Neufra, dort bekamen sie den Tipp, über Gammerting­en zu gehen: „Es sei überhaupt nicht steil, aber es ging ziemlich hoch und wir spürten alle Muskeln.“Von dort wählten sie den Weg über das Teufelstor nach Hettingen. Sie sind sich einig: „Es war ein wunderbare­r Weg und wir haben immer wieder Rast gemacht, die Lauchert von oben sieht super aus.“In Hettingen kauften sie beim Bäcker an der Hauptstraß­e „die allerbeste­n Dinkelbröt­chen“und machten sich bei leichtem Nieselrege­n nach Veringenst­adt auf. Schon von zu Hause hatten sie über das Internet eine Übernachtu­ngsquartie­r im „Feriennest­le Burgblick“gebucht: „Wir haben im ,Retro‘ übernachte­t, alles war sehr geschmackv­oll und sympathisc­h.“Morgens hatte Linder-Lais dann Probleme mit ihrem Heuschnupf­en. Zum Glück gibt es in Veringenst­adt eine Apotheke und gleich gegenüber „Fink’s Hofladen“. Dort wollten sie fürs Frühstück einkaufen. Da der Laden jedoch einen kleinen Tisch hat und die Frauen im Laden so freundlich waren, nahmen sie dort ihr Frühstück ein und unterhielt­en sich bestens: „Der Hofladen ist der Hammer“. Als sie eine Stunde später wieder mit Rucksack bepackt durch Veringenst­adt und am Hofladen vorbei in Richtung Sigmaringe­n gingen, verabschie­deten sie sich noch einmal herzlich. Ute Fink freute sich: „Die sind beide so nett und so lustig.“Ja, auch ihre Familien würden sich wundern, wie frohgelaun­t sie immer von ihren Reisen berichten. Auch diesmal könnten sie wieder viel erzählen. Inzwischen haben sie sogar Nachahmer gefunden: „Zwei Freundinne­n von uns haben sich auch wie wir auf den Weg gemacht.“

Und dann hieß es weiterzieh­en. Die Wolken am Himmel schreckten sie nicht, denn so Schilling: „Wir sind Optimisten, für uns ist jedes Wetter gut und es riecht hier in der Natur ganz intensiv.“„Wir leben in den Tag und genießen das Leben ohne Uhr“, ergänzte ihre Freundin. In Veringendo­rf wollten sie sich die mittelalte­rlichen Bemalungen in der Kirche anschauen und am nächsten Tag das Schloss in Sigmaringe­n besuchen. Noch diese Woche werden die beiden ihr Ziel Überlingen, den Ferienort der Kinderzeit von Birgit LinderLais, erreichen: „Leider müssen wir dann schon bald wieder in den Zug Richtung Heilbronn steigen.“

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FOTO: GABRIELE LOGES Die Freundinne­n Andrea Schilling (links) und Birgit Linder-Lais mit Hund Luna haben einen weiten Weg vor sich. In Veringenst­adt kehrten sie im Hofladen ein.

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