Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Von A wie Allesreiniger bis Z wie Zitronensäure
Beim Putz-Workshop im Grünen Zentrum wird nicht nur Staub aufgewirbelt
SIGMARINGEN - Dem ungeliebten, aber unausweichlichen Thema Haushaltsputz hat sich kürzlich ein Workshop des Landratsamtes im Grünen Zentrum in Laiz gewidmet. Zweieinhalb Stunden referierte Cordula Keller vom Fachbereich Landwirtschaft über den mehr oder weniger sinnvollen Einsatz von diversen Chemikalien, brachte Licht in den wirren Reiniger-Dschungel, regte zum umweltbewussten Nach- und Mitdenken an und putzte blitzblank, ganz ohne Mikrofasertücher und namhafte Putzgeräte. 14 interessierte Frauen und Männer aller Altersschichten, vom jungen Vater bis zur betagten Seniorin, ließen sich bereitwillig in die Welt des ökologischen Reinigens entführen und waren am Ende des Vortrags vielleicht nicht unbedingt mehr oder weniger heiß aufs Putzen als vorher, aber ein großes Stück schlauer und bewusster im Umgang mit Reiniger und Co.
Befragt nach ihren Motiven, an diesem Workshop teilzunehmen, kristallisierte sich bei den Teilnehmern der Wunsch nach einfachem und effektivem Putzen ohne aggressive Chemie heraus. Während ein Laizer gern die „wahnsinnig vielen Reinigungsbestände in seinem Haushalt reduzieren würde“, fühlte sich die ältere Dame, die extra aus Ostrach angereist war und sich sehr lobend über die bisherigen Seminare beim Grünen Zentrum äußerte, erschlagen und verunsichert „von den furchtbar vielen Produkten, die im Supermarkt angeboten werden“. Und ein Teilnehmer aus Mengen „erwartete einfach nur, seine Wohnung zukünftig problemlos in Schuss halten zu können“.
Um es vorwegzunehmen: Diese Ziele wurden ausnahmslos erreicht. Cordula Keller verstand es auf eine sehr kurzweilige und überzeugende Art, alle Haushaltsbereiche und deren „Putzschwerpunkte“zu beleuchten. Mit einem Minimaleinsatz an Reinigungsmitteln, ganz in Barkeeper-Manier – einen Spritzer hiervon, einen Tropfen davon – wischte sie den Boden sauber, polierte die Edelstahlspüle auf Hochglanz und putzte das Fenster, streifenfrei.
Mikrowellenreiniger, Kühlschrankreiniger – braucht man für jeden Haushaltsgegenstand ein extra Reinigungsmittel? Cordula Keller zeigte auf, dass ein „sauberer Haushalt“als Grundausstattung nur vier Reinigungsmittel benötigt: Allzweckreiniger, Badreiniger, Spülmittel und Zitronensäure. Dazu das altbewährte Baumwolltuch oder alternativ Schwammtücher mit einem hohen Cellulose-Anteil. Andere Tücher überzeugen die Fachfrau nicht wirklich. „Mikrofasertücher enthalten viele kleine Fasern, die zwar den Schmutz gut festhalten, aber auf weichen Oberflächen Kratzer hinterlassen können.
Außerdem müssen sie im Gegensatz zu Baumwolltüchern achtmal so oft gewaschen werden, um sauber zu werden. Damit belasten sie unnötig die Umwelt“, gab die Expertin zu Bedenken und machte somit aus dem Mikrofasertuch wohl eher einen Mikrofaserfluch.
Tipps für sparsame Schwaben hatte sie natürlich auch: Putzschwämme in der Waschmaschine bei mindestens 60 Grad sauberwaschen, Spültücher zum Reinigen einfach in der Spüle mit heißem Wasser übergießen, Bodenstaubtücher über der Tonne abklopfen und nochmals verwenden und so weiter. Aber auch die Teilnehmer selbst hatten diverse Geheimtipps parat. Getrockneter Kaffeesatz für einen freien Abfluss, Schmierseife für das gute Ledersofa oder Autopolitur für neuen Glanz im alten Waschbecken waren nur einige davon.
Nächster Workshop beinhaltet Thema Wäsche waschen
Egal, ob Putzfee oder Putzteufel, das Thema Haushaltsputz ist für viele ein notwendiges Übel. „Es kann aber auch Spaß machen, putzen ist gut für die Fitness und in einem sauberen, nicht sterilen Haushalt fühlt man sich einfach wohler. Natürlich liegt es dabei im Naturell jedes einzelnen, welche Ansprüche er da hat“, ist Keller überzeugt. Für sie und den Veranstalter ist es nicht Anliegen dieses Workshops, den Teilnehmern den Hausputz zu erklären. Das wissen diese selbst am besten und es würde die Sinnhaftigkeit der Veranstaltung zu Unrecht infrage stellen. Vielmehr setzen Grünes Zentrum und die Teilnehmer, die sich auch größtenteils gleich für den nächsten Workshop am heutigen Donnerstag zum Thema „Waschen“angemeldet haben, ein wichtiges Zeichen für den alltäglichen Umgang mit der Umwelt und den vorhandenen Ressourcen. Denn Gewinner an zu viel Reinheit ist die Industrie, Verlierer die Natur. Und so ging dann eine junge Mutti aus Sigmaringendorf, die bisher eher zu viel und mit aggressiven Reinigern putzte, ganz entspannt nach Hause mit der Bemerkung „hier ist echt weniger mehr“. Nicht nur die Umwelt wird’s danken.