Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Brandursache: Öllappen entzünden sich
Nach dem Großbrand in Ölkofen läuft ein Verfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung
ÖLKOFEN - Mit Naturöl getränkte Putzlappen haben sich selbst entzündet und so das Feuer verursacht, das in der Nacht auf den 28. November vergangenen Jahres ein landwirtschaftliches Gebäude im Hohentenger Ortsteil Ölkofen komplett zerstört hat. Das haben die Untersuchungen des Brandsachverständigen ergeben. Wie die Staatsanwaltschaft Ravensburg der „Schwäbischen Zeitung“außerdem auf Anfrage mitteilt, wird ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung gegen den Eigentümer des Gebäudes geführt.
Zur Erinnerung: Eine Frau war am 27. November gegen 23 Uhr auf dem Weg nach Hause, als sie auf den Brand aufmerksam wurde. Die Flammen schlugen zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Dach des Gebäudes, in dem ein Unternehmen für Gartenund Landschaftsbau und eine Zimmerei untergebracht waren. Beim Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr Hohentengen galt das Feuer bereits als „Vollbrand“. Kommandant Hermann Bleicher rief Unterstützung aus Mengen, Bad Saulgau und Herbertingen dazu, sodass mit Polizei und DRK rund 135 Einsatzkräfte vor Ort waren.
Der Einsatz gestaltete sich für die Feuerwehrleute vor allem insofern schwierig, als das Feuer aufgrund des starken Windes auf benachbarte Wohnhäuser überzugreifen drohte. Dies konnte allerdings verhindert werden. Die Fassade und das Dach eines Gebäudes wurde zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, war aber weiter bewohnbar.
Das historische Bauernhaus, in dem das Feuer ausbrach, konnte allerdings nicht mehr gerettet werden, wie Fotos eindrücklich zeigen. Der Gesamtschaden wird auf rund 1,2 Millionen Euro geschätzt. Über die Brandursache kann am nächsten Morgen nur spekuliert werden. Ein unabhängiger Brandsachverständiger verschafft sich vor Ort einen Überblick. Die Untersuchungen nehmen mehr Zeit in Anspruch, als die zunächst von einem Polizeisprecher veranschlagten zwei bis drei Wochen. Erst Ende Februar antwortet die Staatsanwaltschaft, dass „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, dass der Brand durch Selbstentzündung von mit Naturöl getränkten Putzlappen entstanden ist“.
Allianz greift Fall auf
Der Inhaber der Zimmerei, der rund 100 Quadratmeter im betroffenen Gebäude angemietet hatte, ist richtig versichert gewesen. Die Allianz greift seinen Fall auf und beschreibt ihn im Allianz Magazin. „Die Versicherungssumme im oberen fünfstelligen Bereich reicht knapp“, heißt es dort. Die Summe wird Mitte Dezember ausgezahlt, es können neue Maschinen angeschafft werden. Mittlerweile hat das Unternehmen seine neuen Räume im Gewerbegebiet bezogen.
Im Bericht der Allianz wird auch auf die Brandursache eingegangen. „Mit Öl getränkte Lappen, die vom Eigentümer des Bauernhauses in den Papierkorb geworfen worden waren, haben sich wohl selbst entzündet“, heißt es dort. „Das chemische Prinzip dahinter: Ungesättigte Pflanzenöle wie etwa Leinöl oxidieren mit dem Luftsauerstoff, dabei entsteht große Wärme, mitunter bis zur Selbstentzündung.“Gutachter der Versicherung warnen deshalb davor, die ölgetränkten Lappen zerknüllt abzulegen oder einfach zu entsorgen. „Sie müssen ausgebreitet im Freien trocknen oder in einem mit Wasser gefüllten Metalleimer aufbewahrt werden.“
Da der Eigentümer des Gebäudes, der die Lappen verwendet hat, dies offenbar nicht getan hat, wird er eventuell zur Verantwortung gezogen werden. „Bei uns wird ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung gegen den Beschuldigten geführt“, teilt Staatsanwältin und Pressesprecherin Christine Weiss mit. Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen. Ein Blick ins Strafgesetzbuch zeigt, dass fahrlässige Brandstiftung mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden kann.