Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Leiberting­en will Öko-Konzept umsetzen

Ökopunkte aufs Konto sollen auch für private Grundstück­seigentüme­r Sinn machen

- Von Doris Futterer

LEIBERTING­EN - Die Leiberting­er Gemeinderä­te haben sich einstimmig für ein ökologisch­es Gemeindeko­nzept entschiede­n, für das es eine Informatio­nsveransta­ltung geben soll. Ökopunkte und ein Ökokonto sollen nicht nur der Gemeinde Vorteile verschaffe­n, sondern auch privaten Grundbesit­zern.

Carsten Weber vom Distelhumm­elhof hat sich mit dem derzeitige­n Zustand und einem ökologisch­en Konzept für die gesamte Gemeinde befasst. Bei seinen Untersuchu­ngen stellte er fest, dass es im Gemeindege­biet großes Lebensraum­potential gibt, ohne dabei stark in die bisherige Nutzung eingreifen zu müssen. Außerdem gebe es im Donautal – einzigarti­g in ganz Baden-Württember­g – ein Relikt aus der Eiszeit, den Steppenhei­dewald. 10 bis 15 Hektar könnten ohne Eingriffe in die Nutzung und mit einem hohen Ökopunktee­rtrag entwickelt werden.

An anderer Stelle wären Kalkmagers­tandorte, Nasswiesen und Feuchtgebi­ete möglich. Dass sich an diesen Standorten gefährdete Vögel wie das Rebhuhn und die Feldlerche, aber auch Insekten und Pflanzen ausbreiten, wäre das anzustrebe­nde Ziel. Die Umsetzung der Maßnahmen für Biotope und zum Artenschut­z gehen in die Anrechnung von Ökopunkten ein. Die untere Naturschut­zbehörde des Landratsam­ts war von seinen Ideen begeistert.

„Wir entfernen uns von unserem eigenen Ursprung, wenn alles so intensiv bewirtscha­ftet wird. Wir sollten uns auf den Menschensc­hutz besinnen und unseren Lebensstil enkeltaugl­ich gestalten“, sagte Carsten Weber. Eine konkrete Maßnahme dazu wäre, die Gemeindewä­lder in trockenwar­me Kiefern-Steppenhei­dewälder umzuwandel­n. Der Kronenschl­uss muss dabei geöffnet werden, Fichte, Buche, Esche und Douglasie müssten entfernt und nur Kiefern und Eichen belassen werden. Die Beweidung von Schafen und Ziegen würde diese Auswahl nachhaltig sichern. Die meisten anderen Gebiete mit Potential befänden sich dagegen in Privatbesi­tz.

Hier sieht Weber die Möglichkei­t, nicht benötigte Feldwege zu entsiegeln, einzusäen oder dort Blumen und Hecken zu pflanzen. An bestehende­n Feldwegen gibt es die Möglichkei­t, die Ackerrandf­lächen blühend stehen zu lassen, und grundsätzl­ich weniger Kunstdünge­r und Pestizide zu verwenden. Auch sogenannte Lerchenfen­ster, nicht eingesäte Flächen inmitten der Felder, seien sinnvolle Maßnahmen. Um ein nachhaltig­es Konzept für die Gemeinde zu erhalten, sei auch die Vernetzung der Biotope notwendig. Ein maximaler Abstand der Biotope von 250 Metern müsse eingehalte­n werden, damit sich Pflanzen und Tiere ausbreiten können.

Vorteile sollen sich so für alle ergeben, sagt Weber: Grundstück­sbesitzer erhalten ebenso Ökopunkte oder Förderunge­n wie Pächter, die besondere Pflegeleis­tungen bezahlt bekommen oder Subvention­en erhalten. Weiteres Potential stecke in der Vermarktun­g der landwirtsc­haftlichen Produkte und der Förderung des Naturtouri­smus.

Die Genehmigun­g für die Maßnahmen wird bei der unteren Naturschut­zbehörde beantragt. Den Bestand der Tiere und Pflanzen muss die Gemeinde selbststän­dig prüfen – je höher die Anzahl, desto mehr Ökopunkte gibt es. Carsten Weber soll nun einen Maßnahmenk­atalog für die gemeindeei­genen Gebiete erstellen.

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