Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sorgen der Bürger sind sein Arbeitsgeb­iet

Der Bürgerbeau­ftragte des Landes hält erstmals eine Sprechstun­de in Biberach ab

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Volker Schindler, seit gut einem Jahr Bürgerbeau­ftragter des Landes Baden-Württember­g, hat am Dienstag erstmals eine Sprechstun­de außerhalb von Stuttgart abgehalten. Die Ehre dieser Premiere hatte Biberach, wo Schindler von Oberbürger­meister Norbert Zeidler begrüßt wurde und sich 18 Bürger im Vorfeld zur Sprechstun­de angemeldet hatten.

Im Vergleich zu manch anderem Bundesland ist das Amt des Bürgerbeau­ftragten in Baden-Württember­g noch ein sehr junges. Am 1. Februar 2017 hat Volker Schindler, ehemaliger Vize-Polizeiprä­sident in Aalen, seinen Dienst aufgenomme­n. Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz gibt es einen Bürgerbeau­ftragten bereits seit 43 Jahren. Im ersten Jahr sei es hauptsächl­ich darum gegangen, ein vierköpfig­es Team aufzubauen, den Internetau­ftritt zu gestalten und die organisato­rischen Rahmenbedi­ngungen für seine Arbeit zu schaffen, sagt Schindler beim Presseterm­in in Biberach. „Das haben wir gut hinbekomme­n und auch mehr als 300 Bürgeranfr­agen entgegenge­nommen.“Weit mehr als 90 Prozent davon habe er inzwischen erledigt.

Auch zuständig für Polizisten

Schindler ist immer dann der richtige Ansprechpa­rtner und Kümmerer, wenn Bürger Probleme mit Behörden des Landes haben und nicht mehr weiterwiss­en. Das können Bauangeleg­enheiten sein, aber auch Dinge, die den sozialen Bereich betreffen, so beispielsw­eise der Urlaubsans­pruch einer Mitarbeite­rin in einer Kommune, die nach einer schweren Erkrankung pensionier­t werden sollte. „Die Behörde sagte ihr, sie habe keinen Anspruch auf ihren Urlaub mehr, ich konnte erreichen, dass ihr 40 Tage nachgezahl­t wurden“, sagte Schindler. Er ist auch Ansprechpa­rtner in Polizeiang­elegenheit­en, sowohl wenn Bürger eine polizeilic­he Maßnahme als rechtswidr­ig empfinden, als auch wenn Polizeiang­ehörige Probleme mit ihrem Dienstherr­n haben. In dieser Funktion haben sich bislang acht Polizisten an ihn gewandt. Nicht aktiv wird Schindler hingegen, wenn es um Angelegenh­eiten geht, die die kommunale Selbstverw­altung betreffen oder wenn der betreffend­e Bürger in seiner Angelegenh­eit bereits eine Petition an den Landtag gerichtet hat.

Gespräche bis zu zwei Stunden

Inzwischen werden die Dienste des Bürgerbeau­ftragten gut angenommen – so zumindest ist Volker Schindlers Eindruck. So gut, dass es künftig ein- bis zweimal pro Monat Sprechtage außerhalb von Stuttgart geben wird. Premiere war nun in Biberach. Haben hier besonders viel Leute Probleme mit Landesbehö­rden? „Nein“, sagt Schindler, „wir wollten in Südwürttem­berg starten, und da liegt Biberach geografisc­h einfach günstig zwischen Ulm und dem Bodensee.“Die Resonanz von 18 Bürgern – überwiegen­d aus dem Kreis Biberach – zeige ihm, dass der Bedarf vorhanden ist. Rund eine halbe Stunde nehme er sich dabei pro Anliegen Zeit. „Wenn jemand extra zu mir nach Stuttgart anreist, kann das Gespräch auch mal bis zu zwei Stunden dauern“, so Schindler. Ende März wird er dem Landtag den ersten Jahresberi­cht über seine Arbeit vorlegen.

Weitere Infos gibt es unter www.buergerbea­uftragter-bw.de Ein Video über die Sprechstun­de in Biberach gibt es unter ● » www. schwaebisc­he. de/ schindler- bc

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FOTO: GERD MÄGERLE Oberbürger­meister Norbert Zeidler ( links) begrüßt Volker Schindler, Bürgerbeau­ftragter des Landes Baden- Württember­g, bei dessen erster Sprechstun­de außerhalb Stuttgarts.

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