Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Kündigungen soll es nicht geben“
wurde die Modernisierung des Stammsitzes weiter vorangetrieben, unter anderem mit der Einweihung des neuen Betriebsrestaurants.
In Melsungen steht die Konzerntochter aus Tuttlingen, die seit 1976 zum B.-Braun-Konzern gehört, seit einiger Zeit unter verschärfter Beobachtung. Im Zuge des Vorstandswechsels vor einem knappen Jahr hatte B.-Braun-Aufsichtsratschef Ludwig Georg Braun dem neuen Aesculap-Chef Joachim Schulz explizit mit auf den Weg gegeben, die Innovationskraft zu stärken. Erste Ergebnissen, das lässt sich dem Geschäftsbericht entnehmen, erwartet B. Braun bereits im laufenden Jahr.
Näheres darüber dürfte Schulz auf dem Aesculap-Bilanzpressegespräch am 10. April bekanntgeben – und dabei auch die Frage beantworten, warum der Name Aesculap an den Gebäuden in Tuttlingen peu à peu verschwindet. B.-Braun-Chef Große betonte in diesem Zusammenhang, auch künftig auf alle vier Sparten zu vertrauen. Ein Börsengang, wie ihn Siemens zuletzt mit seiner Medizintechniktochter vorgemacht hat, ist Große zufolge „bei B. Braun nicht geplant“.
Zuwächse im laufenden Jahr
Für 2018 rechnet der Konzern auf Basis konstanter Wechselkurse mit einem Umsatzwachstum zwischen fünf und sieben Prozent – allerdings dürfte der Gegenwind von der Währungsseite deutlich zunehmen. Überdurchschnittlich soll erneut die Dialysesparte Avitum zulegen. Beim Ergebnis will B. Braun auf den gewohnten Wachstumspfad zurückkehren. Angepeilt ist ein Ebitda von „über einer Milliarde Euro“.
Am wichtigsten für den Erfolg seien dabei höhere Produktionsmengen. Dies erlaube zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren, sagte Große. Entsprechend investierte der Konzern allein im Jahr 2017 über eine Milliarde Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg weltweit von 58 000 auf 61 600. Auch Deutschland profitierte mit nun 15 400 Beschäftigten.
Allerdings verwies Große auch auf die zunehmenden Risiken. Bedenklich stimmt den B.-Braun-Chef dabei vor allem die schärfere Rhetorik im Handelskonflikt mit den USA. Immerhin sind die USA mit einem Umsatz von über 1,5 Milliarden Euro der größte Markt für B. Braun. „Als international agierendes Unternehmen haben wir ein großes Interesse an einem fairen globalen Handel“, sagt Große. Er baut darauf, dass die EU ihre Bemühungen zur Lösung des Konflikts weiter verstärkt. MELSUNGEN Die Zeit des Personalaufbaus beim Tuttlinger MedizintechnikUnternehmen Aesculap scheint vorbei zu sein. Im Gespräch mit Andreas Knoch erklärt B.-BraunChef Heinz-Walter Große (Foto: dpa) die Personalpolitik aus Sicht des Mutterkonzerns.
Herr Große, wie zufrieden waren Sie mit den Ergebnissen der Tochter Aesculap?
Insgesamt können wir, mit Blick auf unsere vier Sparten, für 2017 ein zufriedenstellendes Ergebnis verzeichnen. Es ist uns gelungen, den höchsten Jahresumsatz der B.Braun-Geschichte zu erzielen und das im Vorjahr stark gestiegene Ergebnis zu bestätigen. Aesculap, als zweitgrößte Sparte, spielt dabei natürlich eine wesentliche Rolle.
In Tuttlingen halten sich Gerüchte über einen Arbeitsplatzabbau bei Aesculap. Können Sie das bestätigen oder dementieren?
Diese Aussage kann ich so nicht bestätigen. Wir haben aber in den letzten Jahren konzernweit Personal eingestellt, um die Voraussetzungen für zukünftigen Erfolg zu schaffen. Jetzt kommt es darauf an, mit der vorhandenen Belegschaft das geplante Wachstum umzusetzen. Kündigungen soll es nicht geben. Das haben wir auch im Zukunftssicherungsvertrag so festgeschrieben.
Wie beurteilen Sie die Produktivität von Aesculap? Hat die Tochter ihre Kosten im Griff ?
Auch hier muss ich wieder den Blick des Gesamtkonzerns einbringen: Natürlich haben wir bei B. Braun – und auch bei Aesculap – ein besonderes Augenmerk auf die Kostenentwicklung, denn wir wollen profitabel wachsen. Hier sind alle Sparten gefragt, und wir sehen die diesjährigen Ergebnisse als Ansporn, um künftig noch besser zu werden. Als Familienunternehmen müssen wir Investitionen aus eigener Kraft generieren, daher ist die Profitabilität für uns ein entscheidender Faktor.