Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein Narr, wer hier nicht weiterhört

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Wird der kleine Tyll die Nacht im Wald überstehen? Schafft er es, auf dem Seil über die Dächer zu balanciere­n? Spannend gestaltet sich das Zuhören beim Hörbuch zu Daniel Kehlmanns Bestseller „Tyll“, in dem Till Eulenspieg­el in eine fiktive Handlung während des 30-jährigen Kriegs versetzt wird.

Spannend – und urkomisch. Denn Schauspiel­er Ulrich Noethen vermag anscheinen­d jeden Dialekt zu imitieren, den es in Deutschlan­d gibt. Ob ein Oberbayer Tylls Wege kreuzt, ein Sachse oder ein Engländer mit royalem Akzent – Noethen gibt jedem Charakter in Kehlmanns Roman eine im wahrsten Sinne des Wortes eigene Stimme.

Doch trotz des Schalks in Kehlmanns Worten und Noethens Interpreta­tion ist „Tyll“keine einfache Kost, die man nebenher hören kann. Aufpassen muss man, um der Handlung zu folgen, die zwischen Zeiten und Räumen hin- und herwechsel­t. Der unzuverläs­sige Berichters­tatter, ein „dicker Graf“, springt von Tylls Kindheit mitten in die Wirren des 30jährigen Kriegs und wieder zurück. Am Ende fügt sich Tylls gesamtes Leben zusammen und mit ihm ein Epos des (teilweise fiktiven) Zeitgesche­hens. (mag)

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