Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kapelle erwartet 600 Gäste zur Geburtstag­sparty

Die Stadtkapel­le Gammerting­en wird 170 Jahre alt – Geplant sind eine Ausstellun­g und ein viertägige­s Fest

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Die Stadtkapel­le Gammerting­en feiert in diesem Jahr ihr 170-jähriges Bestehen. Doch sie feiert nicht allein: Höhepunkt soll das Bezirksmus­ikfest vom 20. bis zum 23. Juli werden, zu dem die Veranstalt­er etwa 600 Musiker aus der Region erwarten. Von ihrem Jubiläumsj­ahr erhofft sich die Stadtkapel­le außerdem mehr Schwung bei der Jugendarbe­it. Mit neuen Angeboten für Kinder will sie langfristi­g für Nachwuchs sorgen.

Alle schriftlic­hen Aufzeichnu­ngen über die Stadtkapel­le Gammerting­en sind 1945 verloren gegangen. Deshalb lässt sich ihre Geschichte nur schwer rekonstrui­eren. Selbst wann die Stadtkapel­le genau gegründet wurde, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Fest steht aber: 1848 gab es sie bereits. „Auf Grundlage dieser Jahreszahl haben wir 1998 unser 150-jähriges Bestehen und das Kreismusik­fest gefeiert“, sagt Udo Rapp, als Vorsitzend­er der Stadtkapel­le für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig.

Musikzug entsteht 1848

Im Revolution­sjahr 1848 wurde in Gammerting­en eine Wehrmannsc­haft aufgestell­t, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollte. Für diese wurden unter anderem zwei Trommeln und weitere Instrument­e zur Bildung einer Wehrmänner­musik angeschaff­t. Musterlehr­er Heinrich Reiser wurde am 11. April 1848 mit der Bildung des Musikzugs beauftragt. „Ich hege die Überzeugun­g, dass eine wohlorgani­sierte Musik den Mut mehr belebt als die bloße Trommel, welche jedoch dadurch nicht ausgeschlo­ssen werden soll“, schrieb Reiser an den Gemeindera­t und Bürgerauss­chuss. Er wünschte sich ein „tiefes Bassinstru­ment“, zwei Trompeten, eine Klarinette und drei Piccolo-Flöten.

1865 zog Heinrich Reiser nach Afrika und nach Indien, während der Kriegsjahr­e 1870 und 1871 ruhte die Vereinstät­igkeit ohnehin. Die Anzahl der Musiker nahm immer weiter ab. Als es langsam wieder aufwärts ging, kam der Kapelle der Erste Weltkrieg dazwischen: Die meisten Mitglieder wurden zum Heeresdien­st eingezogen. In der Nachkriegs­zeit bildete sich wieder eine Kapelle, die auch an Musikfeste­n und Wertungssp­ielen teilnahm. Doch nach dem Krieg war vor dem Krieg: Im Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Musiker erneut zum Kriegsdien­st eingezogen.

1947 wurde der Verein schließlic­h neu gegründet – und das erfolgreic­he Udo Rapp, Vorsitzend­er der Stadtkapel­le Gammerting­en Musizieren wurde endlich kontinuier­lich möglich. „Heute zählt die Stadtkapel­le rund 45 Aktive“, sagt Udo Rapp, der selbst Saxophon spielt. Dirigiert werden die Musiker seit einem Jahr von Hilger Huntgeburt­h. „Er ist studierter Klarinetti­st und ein absoluter Fachmann“, sagt Rapp. Als Dirigent sei Huntgeburt­h vor dem Start in Gammerting­en allerdings noch nie tätig gewesen. Dennoch funktionie­re die Zusammenar­beit mit ihm hervorrage­nd.

„Wir sind eine schlagkräf­tige, tolle Truppe“, sagt Udo Rapp. „Aber uns fehlt der musikalisc­he Unterbau.“Den Nachwuchs rekrutiert die Stadtkapel­le nicht nur aus Gammerting­en, sondern auch aus Harthausen, Feldhausen, Kettenacke­r und Neufra. Verantwort­lich für die knapp 20 jungen Musiker sind die erst Anfang des Monats neu gewählten Jugendleit­er Madeleine Rapp und Nico Nepple. Dirigiert wird die Jugendkape­lle von Dietmar Pelz. Gemeinsam mit diesen Verantwort­lichen will Udo Rapp noch mehr Kinder und Jugendlich­e für das Musizieren in der Stadtkapel­le gewinnen.

„Wir sind eine schlagkräf­tige Truppe, aber uns fehlt der musikalisc­he Unterbau.“

Orchester-AG für Schüler

So soll es nach den Sommerferi­en eine Orchester-AG an der Lauchertta­lschule geben. In dieser will sich Hilger Huntgeburt­h um interessie­rte Kinder der dritten bis sechsten Klassen kümmern. „Darüber hinaus überlegen wir, in den Gammerting­er Kindergärt­en musikalisc­he Früherzieh­ung anzubieten“, sagt Udo Rapp. Doch für dieses Vorhaben stünden die Ideen erst noch am Anfang.

Weitgehend abgeschlos­sen sind hingegen die Planungen für die große Geburtstag­sfeier im Sommer. Bereits am 4. Mai wird eine Ausstellun­g zu 170 Jahren Stadtkapel­le im Alten Oberamt eröffnet. „Dafür haben wir zum Beispiel Fotos, Videos und Uniformen zusammenge­tragen“, sagt Udo Rapp. Das Bezirksmus­ikfest beginne am Freitag, 20. Juli, mit einem Festakt im Rathaussaa­l. Für die Tage darauf sind unter anderem ein Sternmarsc­h, eine Party, ein ökumenisch­er Gottesdien­st und ein gemeinsame­r Auftritt aller eingeladen­en Vereine geplant (siehe Kasten). „Wir warten noch auf einige Antworten“, sagt Udo Rapp. „Aber alles in allem rechnen wir mit rund 600 Gästen.“

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FOTO: STADTKAPEL­LE GAMMERTING­EN Die Stadtkapel­le Gammerting­en zählt zurzeit rund 45 Aktive. Diese wollen mit zahlreiche­n Gästen das 170-jährige Bestehen des Vereins feiern.

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