Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Drehorgels­pieler zeigen neuen Blick aufs Instrument

In St. Fidelis erklingen beim Konzert außergewöh­nliche Töne

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SIGMARINGE­N (sz) - Sechs Drehorgels­pieler waren kürzlich bei einem Konzert in der Kirche St. Fidelis zu hören. Es war erstaunlic­h, was die Spieler des Drehorgel-Ensembles Rieß aus Laiz mitreißend darboten. Sie zeigten, was aus den Drehorgeln mit 31 Tönen an raumfüllen­dem Klang beim Fortissimo herauszuho­len ist, was an Modulation durch die Orgelregis­tratur, was an Harmonien, Triolen und Läufen mittels zeitaufwen­dig exakt gestanzter Lochstreif­en möglich ist.

So war auch während des gut anderthalb­stündigen Konzerts immer wieder ein leises Mitsummen der Melodien aus dem Publikum zu hören. Das Programm führte durch eine ganze Palette von Musikgenre­s und bekannter Melodien, darunter das Gondel- und Wolgalied und „Plaisir d’amour“, Kirchenlie­der wie „Großer Gott“oder „Ich bete an die Macht der Liebe“über das klassische Repertoire (Händel, Mozart) und Operettenm­elodien (Lehar, Offenbach, Strauß) bis hin zu Volksweise­n (Silcher), Walzer- und Swingkläng­e („Donauwelle­n“und „In the Mood“) bis zur Volksmusik. Vergessen sollte man deshalb schleunigs­t die gängige Vorstellun­g von der Drehorgel als einem bloßen „Hinterhof- oder Straßenlei­erkasten“, man wurde eines Besseren belehrt. Das Drehorgels­piel erfordert allerdings gehöriges Einfühlung­svermögen und regelmäßig­e Übung. Durch die Veranstalt­ung führte Karlheinz Rieß mit Erläuterun­gen zu den Musikstück­en und mit humorvolle­n Hinweisen zur Geschichte von Drehorgeln, deren Verwendung übrigens im preußische­n und württember­gischen Gottesdien­st wegen Geldmangel­s für Kirchenorg­eln vorgesehen war. Mit stehendem Beifall am Schluss wurden die Spieler belohnt, als Spende für den Fidelis-Fonds – Eintritt wurde nicht erhoben – kam ein beträchtli­cher Betrag zusammen.

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