Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein Mittel gegen den „stummen Frühling“
Nabu wirbt für das Aussäen von Wildblumenmischungen
MENGEN (sz) - Das Zwitschern der Vögel ist neben Sonnenschein für viele einer der schönsten Frühlingsboten. Weil es aber laut Naturschutzbund in der Region immer weniger Insekten gibt, fehlt den heimischen Gartenvögeln die Nahrungsgrundlage und ihr Bestand nimmt ab. In einer Pressemitteilung machen die Verantwortlichen der Nabu-Ortsgruppe für Mengen, Scheer, Ostrach und Hohentengen darauf aufmerksam, dass ihrer Meinung nach das Aussäen von möglichst vielen einheimischen Wildpflanzenarten in Gärten und öffentlichen Anlagen das beste Mittel gegen einen „stummen Frühling“sei.
„Der Star, einmal ein sehr häufiger Vogel, hat inzwischen Seltenheitswert. Sogar bei den Meisen zeichnet sich ein Rückgang der Bestandsdichte ab“, heißt es in der Mitteilung. Fast alle Singvögel gingen mehr oder weniger schnell in Richtung „Rote Liste“der vom Aussterben bedrohten Arten. Entscheidende Ursache dafür sei der ungeheure Rückgang der Insekten in ihrer Artenzahl und Masse.
Forscher fangen Insekten
Bestätigung ziehen die Naturschützer aus einem Insektenforschungsprojekt vom Entomologischen Verein in Krefeld. Diese Forscher hätten von 1989 bis 2016 an 63 Standorten in Deutschland mit sogenannten Malaise-Fallen Insekten gefangen. Die Forscher fingen zuletzt unter immer gleichen Bedingungen und Methoden 76 Prozent weniger Tiere als vor 26 Jahren. „Hochgerechnet ist das eine astronomisch große Biomasse, die den Vögeln und auch anderen Tieren nicht mehr als Nahrung zur Verfügung steht“, so die Mitteilung. Das Team hätte diese Entwicklung bei allen Arten festgestellt.
Laut Nabu brauchen die meisten Insekten bestimmte Pflanzenarten zum Überleben. Sei es, um ihren Nachwuchs zu füttern oder ihre Eier abzulegen. Gibt es die Pflanzen nicht mehr, sterbe auch die Wildbienenoder Schmetterlingsart aus. „Eine möglichst große, natürliche Pflanzenvielfalt ist folglich die elementare Voraussetzung für die Vielfalt der vorkommenden Insekten und ihre Häufigkeit“, wird Werner Löw vom Nabu zitiert. „Damit unsere Gartenvögel auch weiterhin ihre Jungen mit Insekten füttern können, ist es sehr wichtig, wenn wir wenigstens in unseren Gärten wieder eine heimische Blumenwiese oder einen Staudensaum anlegen und heimische Sträucher und Bäume pflanzen“, findet er. Eine große Verantwortung komme hier auch den Gemeinden und Städten zu. Sie sollten bei der Gestaltung und Pflege ihrer Grünanlage auch die Biodiversität im Fokus haben.
Ganz einfach sei das in der Praxis jedoch nicht. „Beim Kauf von Samenmischungen ist auf Wildblumensaatgut aus gebietseigener Herkunft zu achten“, heißt es. Gerne helfen die Naturschutzverbände bei der Beschaffung von solidem Saatgut. Garantiert heimisch sei die „Mengener Mischung“, die die Nabu-Ortsgruppe aus den teils selber angelegten bunten Wiesen der Umgebung sammelt und zusammenstellt.