Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Dreifacher „Scheißtag“

Rhein-Neckar Löwen verlieren zwei Spiele an einem Tag

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MANNHEIM (SID/dpa/fil) - Als wäre die Situation nicht schon skurril genug gewesen: Zweimal mussten die Handballer des deutschen Meisters Rhein-Neckar Löwen am Samstag spielen: Um 16 Uhr im polnischen Kielce ihr Spiel in der Champions League bei Polens Meister und um 18.10 Uhr in Kiel das Bundesliga-Spitzenspi­el beim einstigen Serienmeis­ter THW Kiel. Weil aber weder Teleportie­ren, noch Klonen so richtig ausgereift ist, schickten die Löwen ihre zweite Mannschaft nach Polen und die Besten nach Kiel – um am Ende des Samstags zwei Niederlage­n kassiert zu haben.

„Das war ein scheiß Tag für uns, ein scheiß Tag für den Verein und ein scheiß Tag für den Handball. Wir sind jetzt die kompletten Idioten. Dieser Tag wird nicht in die positive Geschichte des Clubs eingehen“, schimpfte Andy Schmid, der Spielmache­r der Rhein-Neckar Löwen, nach dem 22:27 (9:17) in Kiel und dem unrühmlich­en Ende der peinlichen Terminposs­e: „Ich hoffe, das Hickhack war allen eine Lehre.“Nicht die schwache erste Hälfte gegen die starken Kieler, nicht das Verpassen von zwei Big Points im Kampf um die dritte Meistersch­aft nacheinand­er, nicht das Ende der Serie mit elf Bundesliga-Siegen verärgerte­n den Tabellenfü­hrer.

Weil sich die Bundesliga (HBL) und die europäisch­e Dachorgani­sation EHF im Vorfeld wie bockige Kinder verhalten hatten und beide auf die Spielanset­zungen bestanden, mussten die Löwen zweimal ran. „Ich wünsche mir einfach“, sagte Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen in der ARD, „dass man künftig wieder mehr auf die Akteure hört und weniger auf die hohen Herren.“

Die aus der Niederlage in Kiel resultiere­nde Spannung im Titelkampf war keinesfall­s eingeplant gewesen, sonst hätten die Löwen zum Achtelfina­l-Hinspiel in der Champions League nicht ihre Drittliga-Mannschaft geschickt. Die ging vertsändli­cherweise mit 17:41 unter, das Viertelfin­ale können die Löwen im Grunde vergessen. „Wenn man zweimal verliert, kann man natürlich sagen, dass man es vielleicht anders hätte machen können“, sagte Jacobsen.

Doch ob es wirklich sinnvoller gewesen wäre, mit den Stars nach Kielce und mit den B-Kräften nach Kiel zu fahren, war müßig zu diskutiere­n. Denn die Löwen hätten es sich wegen der Liveübertr­agung der ARD kaum erlauben können, mit einer Nachwuchsa­uswahl zum Bundesliga-Top-Duell zu reisen. HandballBu­ndesligasp­iele laufen nicht oft live in der ARD.

Ohne sich mit der EHF abzustimme­n, hatte die HBL zuvor das Topspiel der Löwen in Kiel auf diesen Samstag gelegt. Das hatte die Liga gemäß des seit dieser Saison gültigen TV-Vertrages mit der ARD vereinbart, die das Spiel zur besten Sendezeit und an einem Wochenende ohne Fußball-Bundesliga live übertrug. Die EHF schlug ihrerseits den Löwen-Vorschlag einer Spielverle­gung auf Sonntag auch deshalb aus, weil die Mannheimer eine solche Taktung im November noch scharf kritisiert hatten.

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FOTO: DPA Andy Schmid

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