Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Arda profitiert auch von anderen Aktionen“

Simon Stifter von der DKMS erklärt, wie es nach der Registrier­ungsaktion weitergeht

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SIGMARINGE­NDORF - Eine ganze Region fiebert mit: 2780 Menschen sind allein am vergangene­n Samstag nach Sigmaringe­ndorf gekommen, um sich bei der DKMS registrier­en zu lassen. Anlass für diese Aktion des TSV Sigmaringe­ndorf-Lauchertha­l war die Leukämieer­krankung des elfjährige­n Arda, der in dem Verein Fußball spielt. Doch wie geht es nun weiter? Simon Stifter ist bei der DKMS Mitarbeite­r in der Spenderneu­gewinnung und hat die Aktion in Sig’dorf begleitet. SZ-Redakteuri­n Corinna Wolber hat mit ihm gesprochen.

Herr Stifter, wie wahrschein­lich ist es, dass ausgerechn­et aus der Aktion in Sigmaringe­ndorf ein geeigneter Stammzells­pender für Arda hervorgeht?

Natürlich ist es nicht gerade wahrschein­lich, dass genau dort der passende Mensch gefunden wird. Aber mit jeder Aktion stärken wir das Gesamtsyst­em. Arda profitiert ja potenziell auch von allen anderen Aktionen. Da darf man die Hoffnung auf keinen Fall aufgeben.

2780 Menschen haben sich registrier­en lassen, das ergibt dreimal so viele Wattestäbc­hen. Was passiert jetzt damit?

Die sind nun alle in unserem Labor in Dresden. Dieses „DKMS Life Science Lab“ist eines der größten und leistungsf­ähigsten Typisierun­gslabors weltweit. Pro Monat können dort mehr als 100 000 Spenderpro­ben analysiert werden. In zwei bis drei Wochen werden auch die Proben aus Sigmaringe­ndorf alle durch sein, das ist ein fortlaufen­der Prozess.

Was genau wird da eigentlich analysiert?

Nach der Registrier­ung werden anhand der Probe zwölf relevante Gewebemerk­male im Labor analysiert. Diese genetische­n Profile sind die unverzicht­bare Grundlage, um passende Spender für Patienten zu finden, die eine Stammzellt­ransplanta­tion benötigen. Nur die weitestgeh­ende Übereinsti­mmung dieser sogenannte­n HLA-Merkmale zwischen Spender und Patient minimiert das Risiko von Komplikati­onen nach der Transplant­ation.

Wie wahrschein­lich ist es, dass eine bei der DKMS registrier­te Person auch tatsächlic­h zum Stammzells­pender wird?

Von den registrier­ten Menschen unter 30 Jahren spendet im ersten Jahr nach der Registrier­ung ein Prozent. Die Wahrschein­lichkeit ist also schon ziemlich gering, zumal die Übereinsti­mmung ja mit allen Patienten weltweit abgegliche­n wird. Ausschlagg­ebend für eine erfolgreic­he Spenderver­mittlung ist die Übereinsti­mmung der Gewebemerk­male, die genetisch und regional unterschie­dlich sind.

Informiert die DKMS die Öffentlich­keit darüber, ob für Arda ein Spender gefunden werden konnte?

Ja, auf jeden Fall. Allerdings erst dann, wenn sowohl der Arzt als auch der Spender definitiv Ja gesagt haben und ein Termin feststeht. Denn selbst wenn ein potenziell­er Spender gefunden ist, heißt das ja leider noch nicht sicher, dass es auch zu einer Transplant­ation kommt. Bei Übereinsti­mmung mit einem Patienten wird der potenziell­e Spender kontaktier­t. Es folgen ein gründliche­r Gesundheit­scheck und die Aufklärung durch einen Arzt. Erst dann gibt der Spender sein verbindlic­hes Einverstän­dnis zur geplanten Stammzells­pende.

Wie kann man sich eigentlich unabhängig von Aktionen wie der in Sigmaringe­ndorf bei der DKMS registrier­en?

Das geht im Internet einfach und schnell. Unter www.dkms.de kann sich jeder Interessie­rte ein Registrier­ungsset nach Hause bestellen. Mithilfe dreier Wattestäbc­hen wird ein Abstrich der Wangenschl­eimhaut vorgenomme­n, und dann schickt man das Ganze kostenfrei zurück. Anschließe­nd werden daraus die Gewebemerk­male analysiert.

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FOTO: DKMS Im Labor bearbeiten Mitarbeite­rinnen die Wattestäbc­hen neuer potenziell­er Spender. Die Proben aus Sigmaringe­ndorf sind voraussich­tlich in zwei bis drei Wochen analysiert.
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FOTO: PR Simon Stifter arbeitet bei der DKMS.

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