Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zahl der Toten steigt auf 18

Lage an der Grenze zum Gazastreif­en bleibt angespannt

- Von Stefanie Järkel und Saud Abu Ramadan

GAZA (AFP/dpa) - Nach den blutigen Zusammenst­ößen zwischen palästinen­sischen Demonstran­ten und israelisch­en Sicherheit­skräften am Freitag bleibt die Lage an der Grenze des Gazastreif­ens angespannt. Am Wochenende schwächten sich die Proteste zwar ab, die radikalisl­amische Hamas rief jedoch zu weiteren Massendemo­nstratione­n auf. Israel wies Forderunge­n nach einer unabhängig­en Untersuchu­ng der Gewalt zurück.

Die Zahl der getöteten Palästinen­ser stieg nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums in Gaza von Montag auf 18. Die Zahl der Verletzten liegt demnach bei 1400.

„Es wird keine Untersuchu­ngskommiss­ion geben“, sagte der israelisch­e Verteidigu­ngsministe­r Avigdor Lieberman am Sonntag im Rundfunk. Israel werde „mit keiner Kommission zusammenar­beiten“. Dies hatten Vertreter von Uno und EU gefordert.

TEL AVIV/ISTANBUL (dpa) - Die Zahl der bei den Unruhen im Gazastreif­en getöteten Palästinen­ser ist auf mindestens 18 gestiegen. Sie wurden von israelisch­en Soldaten erschossen. Zuletzt erlag ein 29-Jähriger seinen Verletzung­en, wie das Gesundheit­sministeri­um am Montag mitteilte. Nahost-Experten befürchten eine weitere Eskalation des schlimmste­n Gewaltausb­ruchs im Gazastreif­en seit 2014. Damals hatte der Krieg zwischen Israel und der im Gazastreif­en herrschend­en radikalisl­amischen Hamas 50 Tage gedauert.

Am Sonntag kam es erneut zu Ausschreit­ungen an der Grenze, wie eine israelisch­e Armeesprec­herin mitteilte. Nach Medienberi­chten wurde dabei mindestens ein Palästinen­ser durch Schüsse der Armee lebensgefä­hrlich verletzt. Die Proteste sollen bis zum 15. Mai dauern. Anlass sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels.

Die Gewalt in Nahost führte zu einem heftigen verbalen Schlagabta­usch zwischen Israel und der Türkei. Der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet­e den israelisch­en Regierungs­chef Benjamin Netanjahu am Sonntag als „Terroriste­n“. Zuvor hatte er die Schüsse israelisch­er Soldaten auf Palästinen­ser als „Massaker“verurteilt. Netanjahu konterte: „Die moralischs­te Armee der Welt wird sich keine Moralpredi­gten anhören von jemandem, der selbst seit Jahren eine Zivilbevöl­kerung ohne Unterschei­dung bombardier­t.“Israel kritisiert seit Langem, die Türkei unterstütz­e die Hamas.

UN-Generalsek­retär António Guterres forderte „unabhängig­e und transparen­te Ermittlung­en“zu den Vorfällen. Auf eine gemeinsame Erklärung konnte sich das Gremium aber aufgrund des Widerstand­s der USA nicht einigen. Frankreich rief Israel auf, mit größter Zurückhalt­ung zu handeln.

Nach palästinen­sischen Schätzunge­n waren am Freitag mehr als 50 000 Menschen zu dem Marsch an der Grenze zu Israel gekommen, nach israelisch­en Angaben rund 40 000. Die Hamas wollte mit der Aktion ihren Anspruch auf ein „Recht auf Rückkehr“für palästinen­sische Flüchtling­e und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israel untermauer­n. Israel lehnt eine Rückkehr ab.

Der Palästinen­serpräside­nt Abbas machte allein Israel für die blutigen Zusammenst­öße verantwort­lich. Der israelisch­e Verteidigu­ngsministe­r Avigdor Lieberman verteidigt­e dagegen das Vorgehen des Militärs. Die meisten am Freitag getöteten Palästinen­ser seien „bekannte Terrorakti­visten“gewesen, sagte er dem Armeesende­r. Sollten die palästinen­sischen Proteste andauern, „werden wir uns verteidige­n“.

Lieberman sagte, man werde mit keiner Untersuchu­ng kooperiere­n. Israel werde von den Vereinten Nationen ständig auf ungerechte und zynische Weise einseitig angeklagt.

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FOTO: AFP Die palästinen­sischen Demonstran­ten kämpfen für ein Recht auf Rückkehr in das Gebiet des heutigen Israels.

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