Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Sieger
Einen Superlativ hat Costa Ricas künftiger Präsident Carlos Alvarado schon vor dem Amtsantritt im Mai erreicht. Er wird mit seinen 38 Jahren der jüngste Staatschef in der Geschichte des zentralamerikanischen Landes werden. Sein Parteifreund und noch amtierender Staatschef Luis Guillermo Solís ist 59 Jahre alt.
Auch deshalb haben die Costaricaner dem Journalisten und Politologen Alvarado deshalb die Stimme gegeben, obwohl sie mit der Arbeit der regierenden Mitte-links-Partei PAC ganz und gar nicht zufrieden sind: Zu viel Korruption, zu hohes Haushaltsdefizit, steigende Kriminalität stehen auf der Mängelliste. Aber Alvarado verkörpert eine neue Generation von Politikern, die eben nicht ihr Leben im Parteiensystem zugebracht haben und denen die Costaricaner eine neue saubere Amtsführung zutrauen.
Alvarado ist Hobbyschriftsteller, hat drei Romane und einen Erzählband veröffentlicht, hat mal in einer Rockband gesungen, als Reporter gearbeitet, sich für ein multinationales Unternehmen als Direktor verdingt, aber auch seine Frau Claudia eine Zeit als mitreisender Ehemann beruflich nach Panama begleitet.
Vor vier Jahren dann managte er die Kampagne des späteren Präsidenten Solís. Dieser machte Alvarado erst zum Entwicklungsminister. Später dann wurde der Vater eines Sohnes Arbeitsminister, bevor er zugunsten der Kandidatur ums Präsidentenamt den Ministerjob aufgab.
Hinter Alvarado, der am Sonntag die Stichwahl mit knapp 61 Prozent der Stimmen gegen seinen evangelikalen und konservativen Gegenkandidaten Fabricio Alvarado gewann, scharten sich all diejenigen Costaricaner, die nicht die „Verteidigung der christlichen Werte“für das größte Problem in ihrem Land halten.
Alvarado, der an der Universität Sussex in England studiert hat, will in seiner vierjährigen Amtszeit die Wirtschaft auf „green economy“umstellen, Diesel- und Benzinbusse aus dem Straßenverkehr verbannen und vor allem mehr Geld in Bildung und Infrastruktur stecken. Klaus Ehringfeld