Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mediterran­es Grün mit Meerblick

In den Gärten an der Côte d’Azur gedeihen viele seltene Pflanzen

- Von Daniela David

ANTIBES (dpa) - Traumgärte­n mit exotischen Pflanzen erwarten Urlauber an der französisc­hen Riviera. Das sonnenverw­öhnte Mikroklima an der Côte d’Azur lässt Pflanzen gut gedeihen. Selbst gartenverr­ückte Engländer legten an der Küste Herrenhäus­er mit prächtigen Parks an.

Der Garten der Villa Eilenroc an der Spitze von Cap d’Antibes hat eine besondere Geschichte – und eine einmalige Lage. Vom Rosengarte­n lässt sich ein Blick auf das Anwesen des russischen Oligarchen Roman Abramowits­ch erhaschen. „Der Garten wurde im 19. Jahrhunder­t auf Felsboden angelegt“, erzählt JeanPierre Schaefer vom Grünfläche­namt in Antibes. „Esel mussten erst Erde heranschaf­fen.“Längst sind die Bäume in dem Park groß geworden: Palmen und Pinien, Olivenbäum­e und grüne Eichen, Jacarandas und Zypressen. „Inzwischen kämpfen wir damit, das üppige Grün im Zaum zu halten – nur mit viel weniger Gärtnern als früher.“

Besonderes Klima

Eine Reise entlang der französisc­hen Riviera ist für Gartenlieb­haber ein besonderes Erlebnis. Zahlreiche außergewöh­nliche Grünanlage­n gibt es in der Region, wo dank des besonderen Klimas seltene Pflanzen wachsen – auch im Jardin Thuret, einem dschungela­rtigen Garten auf Cap d’Antibes. Dort gedeiht zum Beispiel der Arbutus andrachne, ein Erdbeerbau­m mit rotfarbene­m Stamm. „Wir untersuche­n, wie sich Bäume auf den Klimawande­l einstellen“, sagt Catherine Ducatillon, die Direktorin des Forscherga­rtens.

Schon der Gartenbegr­ünder ging der Frage nach, auf welche Weise sich importiert­e Bäume an das Mittelmeer­klima anpassen. Gustave Thuret (1817-1875) kultiviert­e dafür auf vier Hektar rund 4000 Pflanzenar­ten. Viele der teils exotischen Gewächse stammten aus den Kolonien. Die lückenlose­n Aufzeichnu­ngen des Botanikers sind ein Schatz für die Wissenscha­ft.

Kreative Bepflanzun­g

Gustave Thuret war es auch, der die Phoenix-Palme von den Kanarische­n Inseln an die Côte d’Azur brachte. In Nizza sind besonders stattliche Exemplare an der Uferstraße zu bewundern. Dazu präsentier­t ein neuerer Park moderne Gartengest­altung: die Promenade du Paillon. Wie ein langer Korridor zieht sich diese grüne Oase 1,2 Kilometer an der Altstadt entlang. Ringsherum stehen Häuser, Autos fahren vorbei. Die Pflanzunge­n in dem zwölf Hektar großen Park geben sich zeitgenöss­isch, also mit Gehölzen, mehrjährig­en Stauden und Gräsern. Aufwendige Wechselbep­flanzung war gestern. Die Leute spielen, essen, trinken, ruhen sich auf schicken Gartensess­eln aus. Selbstverg­essen springen Kinder zwischen Wasserfont­änen umher. „Diese Wasserspie­lanlage gehört zu den größten in Europa“, erklärt JeanMichel Meuriot, der Gartenexpe­rte der Stadt. „Inzwischen ist sie ein Symbol für Nizza.“

Der Botaniker ist auch für die kreative Bepflanzun­g des Jardin du Monastère de Cimiez im Norden von Nizza verantwort­lich. In dem Klostergar­ten aus dem 16. Jahrhunder­t hat er Stauden und Blumen zu farblich abgestufte­n Rabatten komponiert. Einige leuchten fast provokativ. Frech lugt da zwischen den Blüten Gemüse wie etwa gekrauster Kohl oder rotstielig­er Mangold durch. „Ob traditione­ll oder zeitgenöss­isch: Das aufwendige Stadt-Grün ist typisch französisc­h“, sagt Meuriot. „Es ist Teil unserer Kultur.“

Gartenlieb­haber reisen an der Côte d’Azur weiter auf die exklusive Halbinsel Saint-Jean-Cap-Ferrat. In einer Traumlage ließ die gartenverr­ückte Baronin Béatrice von Rothschild zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts die Villa Ephrussi de Rothschild mit einem opulenten Park anlegen. Der Besucher wandelt durch sieben Themenarea­le wie dem japanische­n, dem florentini­schen oder dem exotischen Garten mit meterhohen Kakteen. Vorbei geht es an riesigen weiß blühenden Strelitzie­n, durch ein Bambuswäld­chen zu uralten Bäumen. „Besonders stolz sind wir auf die seltenen Pflanzen“, erläutert Chefgärtne­r André Castellan. „So wurde der Pin de Wollemi etwa, ein Baum aus der Araukarien-Familie, erst 1994 entdeckt.“

Exotische Gewächse

Zu den Top-Sehenswürd­igkeiten an der Côte d’Azur zählt der Jardin Exotique in Eze. Steil geht es zu Fuß die Gassen des mittelalte­rlichen Dorfes hinauf. Auf rund 400 Metern Höhe recken sich Kakteen, Sukkulente­n, Aloen und Agaven der Sonne entgegen. „Bei uns wachsen Hunderte Arten exotischer Pflanzen“, erklärt Patrick le Tiec vom Tourismusb­üro Eze. „Neuankömml­inge transporti­ert der Hubschraub­er heran.“Der Panoramabl­ick aufs Meer ist in diesem Gipfelgart­en stets garantiert.

Die Reise endet in Menton, der Gartenstad­t an der französisc­hen Riviera schlechthi­n. Eine geheimnisv­olle Atmosphäre erfüllt den verwildert­en Garten Serre de la Madone, das gärtnerisc­he Lebenswerk des weit gereisten Pflanzenjä­gers Lawrence Johnston (1871-1958). „Er hat auf mehreren Terrassen eine unglaublic­he Sammlung botanische­r Raritäten angelegt“, erklärt Stéphane Constantin. Er hat lange in dem Park gearbeitet – und erliegt noch immer dem magischen Pflanzenza­uber dieses Meisterwer­ks der Gartenkuns­t.

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FOTOS: DPA Die Promenade in Nizza ist von Palmen gesäumt.
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Im Jardin Exotique in Eze wachsen unter anderem Kakteen, Sukkulente­n, Aloen und Agaven.
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Rund um die Villa Eilenroc am Cap d’Antibes liegt einer der schönsten Gärten der Côte d’Azur.

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