Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Auf Tuchfühlun­g mit Kofi Annan

Ehemaliger Meßkircher Gymnasiast trifft den Ex-UN-Generalsek­retär.

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MESSKIRCH/WORNDORF - Dass er im März den ehemaligen UN-Generalsek­retär treffen würde – das hätte der Worndorfer Aaron Boos vor wenigen Monaten nicht für möglich gehalten. Als sich der ehemalige Meßkircher Gymnasiast als One-Jugendbots­chafter bewarb, war ihm daran gelegen, erst einmal „irgendetwa­s“in der Welt zu verbessern. Wie es zu dem Treffen kam, hat er Redakteuri­n Dorothea Hecht im Interview erzählt.

Wie wurden Sie Jugendbots­chafter und was ist das überhaupt?

Ich wusste auch erst gar nicht, dass es das überhaupt gibt. One ist eine entwicklun­gspolitisc­he Lobby- und Kampagneno­rganisatio­n, die extreme Armut bekämpfen will, insbesonde­re in Afrika. Als Jugendbots­chafter unterstütz­en wir dieses Anliegen. Eine Bekannte hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass solche Botschafte­r gesucht werden. Dann habe ich mich übers Internet beworben.

Wie ging es danach weiter?

Ich habe recht schnell die Zusage bekommen und die Einladung zur Kick-off-Veranstalt­ung in Berlin.

Dort waren Sie einer von 60 Leuten. Wie war Ihr erster Eindruck?

Es waren alles Gleichgesi­nnte. Alle wollen etwas verändern, die Welt verbessern. Wir sind einfach nicht zufrieden mit dem, wie sie ist.

Was wollen Sie ändern?

Es gibt Probleme, die immer größer werden, zum Beispiel der Klimawande­l. Da kann ich nicht rumsitzen und nichts machen. Auch für bestimmte Gruppen von Menschen ist es nach wie vor schwer. Es ist immer noch so, dass Menschen sterben, weil sie zu wenig zu essen und zu trinken haben, obwohl wir die Technik haben, alle zu versorgen.

Wie wurden Sie in Berlin darauf vorbereite­t?

Es gab Vorträge und Workshops. Ich hatte ja keine Ahnung, was One genau ist und macht. Wir haben dort viel über die Organisati­on erfahren, aber auch, wie man Infostände macht und wie man den Leuten die Bekämpfung von extremer Armut bewusster machen kann.

Sie waren dann auch bei einem Treffen mit Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) dabei.

Ja, genau. Wir haben ihn im Entwicklun­gsminister­ium getroffen. Zufällig war dort gerade auch Ex-UN-Generalsek­retär Kofi Annan – für uns eine echte Überraschu­ng.

Was für einen Eindruck hatten Sie von ihm?

Kofi Annan selbst hat erst ganz verwundert geschaut, was so viele junge Menschen hier machen. Er war aber sehr freundlich und hat gleich Fotos mit uns gemacht. Wirklich total sympathisc­h.

Und welchen Eindruck machte der Minister?

Es war interessan­t, ihn live zu sehen, ihn tatsächlic­h zu treffen. Was die Anliegen angeht, die Bekämpfung extremer Armut, ist er im Prinzip auf unserer Seite. Nur ich denke schon, dass er es nicht leicht hat, seine Forderunge­n durchzuset­zen. Es gibt viele verschiede­ne Seiten, etwa von der Wirtschaft, die er hören und in Erwägung ziehen muss. Persönlich war er aber sympathisc­h, er hat viel gelacht und kam cool rüber.

Was haben Sie von Berlin für sich mitgenomme­n?

Es gibt einige andere Jugendbots­chafter aus Baden-Württember­g. Wir haben fest vor, ein Projekt oder eine Aktion zu machen. Es steht aber noch nicht fest, wann und wo.

Welches Thema liegt Ihnen denn besonders am Herzen?

Mich interessie­rt die Wirtschaft. Sie beeinfluss­t uns in so vielen Bereichen, aber dennoch scheint etwas nicht zu funktionie­ren, weil immer noch so viele Menschen aus Hunger sterben. Die soziale Ungerechti­gkeit treibt mich ebenso um: Ein Prozent besitzt mehr als die Hälfte der Erdbevölke­rung.

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FOTO: SEIDEL/DPA
 ?? FOTOS: INGA KJER/PHOTOTHEK.NET/BMZ ?? Der ehemalige UN-Generalsek­retär Kofi Annan (rechts) trifft im Entwicklun­gsminister­ium in Berlin zufällig die One-Jugendvert­reter. Mit dabei ist der Worndorfer Aaron Boos.
FOTOS: INGA KJER/PHOTOTHEK.NET/BMZ Der ehemalige UN-Generalsek­retär Kofi Annan (rechts) trifft im Entwicklun­gsminister­ium in Berlin zufällig die One-Jugendvert­reter. Mit dabei ist der Worndorfer Aaron Boos.
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