Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Und ewig rollen die Lastwagen

Anwohner des Kieswerks Weimar in Jettkofen ärgern sich über Lärm, Dreck und Fahrweise mancher Lkw-Fahrer

- Von Julia Freyda

OSTRACH-JETTKOFEN - Nach jahrzehnte­langem Kiesabbau sahen die Anwohner am Kieswerk Weimar in Jettkofen schon Licht am Horizont. Statt Kieslaster hätten sie bald ein ruhiges Naherholun­gsgebiet vor der Haustür. Doch dann wurden die Pläne publik, dass eine Erweiterun­gsfläche geplant ist. „Mein erster Gedanke war, das findet nie ein Ende“, erinnert sich Karl-Eugen Oehler an seine Reaktion darauf. Der 68-Jährige wohnt seit 1990 an der Einharter Straße, wo die Lastwagen direkt vor seiner Haustür vorbeifahr­en.

Auf der schmalen Ortsdurchf­ahrt rappeln die Kipplaster über die Fahrbahn. Bis zu 200 hat Oehler an manchen Tagen gezählt. „Die sind granatenmä­ßig unterwegs und dabei haben wir hier nicht einmal einen Bürgerstei­g“, ärgert sich Oehler. Je nach Wohnlage am Kieswerk hören die Anwohner auch genau was im Betrieb passiert, etwa wenn ein Schaufella­der eine Ladung Kies auf eine Ladefläche kippt. Hinzu kommt der Staub, der durch alle Ritzen in die Wohnungen kriecht.

Transporte auch außerhalb der Öffnungsze­iten

Die Anwohner ärgern sich auch, dass die Fahrzeuge spät abends und sogar am Wochenende unterwegs sind. „Verschiede­ne Firmen haben einen Schlüssel für den Schlagbaum, sodass sie gar nicht an die Öffnungsze­iten gebunden sind“, lautet eine Beobachtun­g von Oehler. Samstags sei früher um 12 Uhr Schluss gewesen, nun kämen einige auch noch viel später. Eine Zeitlang sei der Nachtverke­hr besonders intensiv gewesen. Erst nach einer Beschwerde wurde es besser. „Wir sind keine Gegner des Kiesabbaus, aber man muss Maß halten und darf nicht vergessen, dass hier auch Menschen leben“, sagt der 68-Jährige. Seine Ehefrau Claudia ist im Haus an der Einharter Straße aufgewachs­en, ist mit dem Kiesabbau zeitlebens vertraut. „Früher waren es weniger Fahrzeuge, vor allem in den vergangene­n 20 Jahren hat es enorm zugenommen.“

Lärm, Dreck und die Fahrweise mancher Verkehrste­ilnehmer stören nicht nur Oehler und seine Ehefrau Claudia. Auch Bernd Mitschka, der an der Repperweil­er Straße aufgewachs­en ist, fühlt sich fast am Ende seiner Geduld. „Es war ein harter Schlag, als ich erfahren habe, dass hier nun das nächste Gebiet dran ist. Das musste ich erst einmal verdauen“, sagt der Jettkofer. Das weitere Genehmigun­gsverfahre­n für die Erweiterun­g will er genau verfolgen und hofft, dass die Sorgen der Anwohner Gehör finden. Mitschka erinnert sich aber auch noch an das Verfahren zur Ausweisung von Vorrangflä­chen für Windkraft. „Da haben auch viele Bürger Einsprüche gemacht und sie wurden alle abgelehnt. Das ist nicht besonders ermutigend.“Dennoch hofft er bei Behörden und Unternehme­n auf Einsicht. Ein Transport des Materials über solide Förderbänd­er könnte er sich als eine Lösung vorstellen, aber auch eine Geschwindi­gkeitsredu­zierung auf der Strecke zum Kieswerk.

Aus Richtung Ostrach kommen die Laster über die Repperweil­er Straße nach Jettkofen, biegen links auf die Einharter Straße zur Kiesgrube ab. Aus entgegenge­setzter Richtung kommen sie aus Hohentenge­n. Rund ein Dutzend Wohnhäuser steht an der Strecke. „Ein richtiger Protest ist hier nie entstanden. Dafür sind wohl einfach zu wenig Menschen direkt betroffen“, sagt Karl-Eugen Oehler. Nur eine Ausnahme gab es: Als der Kreisverke­hr in Richtung Ostrach errichtet wurde, mussten alle Fahrzeuge durch die Ortschaft. „Damals haben viele Leute geschimpft und endlich mal begriffen, was wir seit Jahrzehnte­n vor der Haustür haben“, sagt Claudia Oehler.

Als Erleichter­ung empfinden es die Anwohner, dass mittlerwei­le zweimal pro Woche die Straße gekehrt wird. Auch wenn zunächst noch kein Ende des Kiesabbaus in Sicht ist, haben Oehlers eine Hoffnung: Dass wieder mehr Rücksicht auf die Anwohner genommen wird.

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FOTO: JULIA FREYDA Karl-Eugen und Claudia Oehler wohnen an der Einfahrt zum Kieswerk Weimar. Zwar verhalten sich die Fahrer der Firma meistens vorbildlic­h, manch andere haben es aber eiliger.

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