Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Literatur-Netzwerk Oberschwaben geht an den Start
Meßkirch ist mit Martin Heidegger vertreten – Literarische Orte profitieren von Förderprogrammen
MESSKIRCH/KREIS SIGMARINGEN (sz) - In den nächsten Jahren wird man sie öfter in einem Atemzug nennen: literarische Persönlichkeiten, die in Oberschwaben gewirkt haben wie Sebastian Sailer, Abraham a Sancta Clara, Christoph von Schmid, aber auch Ernst Jünger, Martin Heidegger, Werner Dürrson oder Franz Carl Hiemer.
Ein neues Netzwerk soll sich in einem gemeinsamen Konzept mit der gemeinsamen Präsentation, Öffnung und Weiterentwicklung von zunächst acht literarischen Museen und Gedenkstätten befassen, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Projekt Literatur-Netzwerk Oberschwaben wird gefördert durch „Trafo – Modelle für Kultur im Wandel“, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes.
„Wir haben die Chance beim Schopf gepackt und einfach einen Antrag gestellt“, sagt Daniela Zitterell, Vorsitzende des Projektträgers Ernst-Jünger-Stiftung. „Die literarischen Orte in Oberschwaben sind echte Kleinode und verdienen eine große interessierte Öffentlichkeit.“Durch die Kombination der Förderprogramme Leader Oberschwaben und lernende Kulturregion Schwäbische Alb errechnet sich für das neue Netzwerk ein Gesamtbudget von 160 000 Euro. Damit soll in den Jahren 2018 und 2019 der Netzwerkausbau konsequent vorangetrieben werden. „Wir wollen effektiv zusammenarbeiten und gleichzeitig innovative Angebote zur Literaturvermittlung entwickeln“, erklärt Zitterell. Es mangelt dem neuen Netzwerk beileibe nicht an Kompetenz: Alle teilnehmenden literarischen Stätten sind seit Jahren als literarische Museen und Dauerausstellungen beim Literaturland Baden-Württemberg geführt.
Fachliche Unterstützung erhalten die Projektpartner dann auch durch das Literaturland Baden-Württemberg, einem Verbund von über 100 literarischen Orten. Die entsprechende Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten (Alim) unterstützt örtliche oder regionale Initiativen nach Möglichkeit und hat in den vergangenen Jahren sowohl das Jünger-Haus Wilflingen als auch die Dürrson-Ausstellung in Riedlingen neu konzipiert und eingerichtet. Hier wird durch das neue Literatur-Projekt eine Win-win-Situation möglich, die einerseits das Literatur-Netzwerk mit den Möglichkeiten der Landesebene weiter werblich fördert. Andererseits ist auch dafür Sorge getragen, dass sich die literarischen Orte in Oberschwaben durch Bündelung und Innovationen kreativ inhaltlich weiterentwickeln und im Landesvergleich als lebendige und zeitgemäße Kulturorte angemessen zur Geltung kommen.
Im Idealfall können die im Projekt erworbenen Erkenntnisse, Kontakte, Methoden und Zukunftskonzepte Impulsgeber für weitere regionale Literatur-Cluster bilden.
Es entstehen Werkstätten
Der Aufbau des Literatur-Netzwerks erfolgt für unterschiedliche Zielgruppen in voraussichtlich drei Literatur-Werkstätten. So ist die Modern-Wort-Art-Werkstatt als Schreib- und Lesewerkstatt konzipiert, in welcher Angebote für Kinder und Jugendliche erdacht werden. In der Dialekt-Werkstatt sollen unter Ansprache und Einbezug zeitgenössischer regionaler Autoren neue Angebote für generationenübergreifende Mundartdichtung und Prosa entstehen. Die Literatour-Werkstatt ist die „Tourismusschmiede“: Hier werden Reise- und Ausflugsangebote mit Kulturbezug erarbeitet. Die Literatur geht dabei Verbindungen mit anderen Tourismusthemen der Region ein, als da wären Gesundheit, Kulinarik und Radfahren. Für Letzteres liegen in der Reihe „Per Pedal zur Poesie“des Literaturlands BadenWürttemberg schon Ideen einer literarischen Radtour von Biberach nach Beuron in der Schublade.