Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Menschen mit Downsyndrom im Fokus
Fotografin Jenny Klestil stellt anlässlich der „Woche für das Leben“in Sigmaringen aus
SIGMARINGEN (sz) - Jenny Klestil fotografiert Menschen mit Downsyndrom. Was als einmalige Aktion geplant war, ist mittlerweile zu einer Wanderausstellung durch Deutschland, Österreich und die Schweiz geworden. Am Sonntag, 15. April, ist sie auf Einladung des Netzwerks Pränataldiagnostik im Rahmen der „Woche für das Leben“in Sigmaringen zu Gast. Ihre Fotos werden bei der Caritas im Fidelishaus ausgestellt.
Seit 1994 ist die Woche für das Leben die ökumenische Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland für die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des menschlichen Lebens in allen seinen Phasen. Die Aktion will jedes Jahr Menschen in Kirche und Gesellschaft für den Lebensschutz sensibilisieren. Unter dem Motto „Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind“geht es dieses Jahr um Schwangerschaft und Pränataldiagnostik. Das Netzwerk Pränataldiagnostik in Sigmaringen beteiligt sich mit einer ungewöhnlichen Fotoausstellung an der Woche für das Leben.
Bilder sind vier Wochen zu sehen
Am Sonntag, 15. April, 11 Uhr, wird die Fotografin Jenny Klestil zur Ausstellungseröffnung über ihre Arbeit sprechen, warum sie Menschen mit Downsyndrom vor die Kamera holt, welche Erfahrungen sie damit gemacht hat und warum ihre Fotos nicht nur Lebensfreude ausstrahlen, sondern diese auch dem Betrachter vermitteln. Vier Wochen lang werden dann in der Zentrale des Caritasverbandes Sigmaringen in der Fidelisstraße 1 in Sigmaringen (Fidelishaus) Aufnahmen zu sehen sein, die schon in ganz Deutschland für Beachtung und auch Nachdenklichkeit gesorgt haben. Die Ausstellungseröffnung wird von einem Ensemble der Blaskapelle Lautenbach musikalisch umrahmt. Die Akteure sind überwiegend Menschen mit einer geistigen Behinderung und ihr Sound hat es schon auf große Festivals geschafft. Jenny Klestil bietet allen Besuchern der Ausstellungseröffnung an, Familienportraits zu machen. Mit Getränken und einem kleinen Imbiss ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Der Eintritt ist frei.
Zum Netzwerk Pränataldiagnostik gehören der Caritasverband Sigmaringen, das Diakonische Werk, Donum Vitae, Mariaberg, Frauen brauchen Hebammen, Hilfe für Behinderte, die SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen und die Krankenhausseelsorge. Im Vorwort zum Themenheft der diesjährigen Woche für das Leben schreiben der katholische Kardinal Marx und der evangelische Landesbischof Bedford-Strohm von der „Kehrseite“der diagnostischen Möglichkeiten und davon, „dass Frauen und Paare gerade zu Beginn einer Schwangerschaft einem inneren oder auch äußeren Druck ausgesetzt sind“. Müttern und Vätern begegne zuweilen eine gesellschaftliche Mentalität, „die das neugeborene Leben nach anderen Kriterien bemisst.“So etwa wenn es hieße, dass ein mit Krankheit oder Behinderung geborenes Kind heute nicht mehr „nötig“sei. Eine solche Haltung werde durch die diagnostischen Möglichkeiten in der vorgeburtlichen Phase unterstützt und bringe Frauen und Paare oft in tiefe Konflikte. Kardinal Marx und Bischof BedfordStrohm finden: „Jedem Kind kommt die gleiche Würde zu, unabhängig von allen Diagnosen und Prognosen.“Jedes Kind sei ein Bild Gottes und werde von ihm geliebt. Die Kirchen ermutigen Eltern dazu, ihr Kind ohne Vorbehalt anzunehmen und bieten auch in unserer Region vielfältige Möglichkeiten der Unterstützung, Beratung und Begleitung an, die Eltern in Krisensituationen in Anspruch nehmen können.