Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ritter schwingen ihr Schwert

Beim Erlebniswo­chenende auf dem Schloss ist jede Menge geboten .

- Von Peggy Meyer

SIGMARINGE­N - Nach Herzenslus­t schlendern wie eine Prinzessin, mutig das Schwert schwingen wie ein edler Ritter, pikanten Details lauschen oder einfach nur fürstlich schlemmen – all das und noch vieles mehr konnten die Besucher am Wochenende beim mittlerwei­le fünften Erlebniswo­chenende auf dem Hohenzolle­rnschloss erfahren.

Die Kinder konnten im Vorhof unter fachmännis­cher Anleitung ihre ersten Fechtstund­en nehmen. „Das haben wir dieses Jahr mit ins Programm aufgenomme­n“, berichtete Katherina Pfitzinger, Leiterin der Tourismus- und Marketinga­bteilung im Schloss. „Auch die Kulisse unserer Fotoaktion wurde erweitert und die Bastelakti­onen für die Kinder auf unterschie­dliche Altersgrup­pen angepasst.“Ihr Resümee klingt durchweg positiv. „Wir hatten mehr Besucher als in den Jahren zuvor.“

Diese zeigten sich interessie­rt und beeindruck­t. Besonders gern wurde die Möglichkei­t des freien Flanierens durch die vielen Räumlichke­iten, so ganz ohne Führung, genutzt. Eine Besucherin zupfte sich vor dem fürstliche­n Badezimmer­spiegel schmunzeln­d ihre Frisur zurecht, „schließlic­h hat man so ein Bad nicht alle Tage“.

Flirten mit der Fächerspra­che

Allerlei mehr oder weniger schwatzhaf­tes „Personal“plauderte bereitwill­ig und charmant aus damaliger Zeit. So war Kammerzofe Annegret vor ihrer mit Unterhosen, Leibhemd, Strümpfen und Unterrock bestückten Wäschelein­e gern bereit, detaillier­t Auskunft über das „Darunter“der bürgerlich­en und bäuerliche­n Leute zu geben. Ähnlich pikant entführte die mit einem Fächer wedelnde Irene, Hofdame der Fürstin Amalie Zephyrine, die Besucher in die Pariser „Fächerspra­che“. So galt das Streifen der rechten Augenbraue als „Sie gefallen mir“, woraufhin auch der Herr mit dem Fächer und der Berührung seiner linken oder rechten Wange Ablehnung oder Zuneigung signalisie­ren konnte. Selbst die Streben des Fächers, zwölf an der Zahl, konnten perfekt für zeitliche Absprachen genutzt werden.

Gediegener ging es bei Fürst Karl Anton zu. Neben ausgelegte­n Relikten wie Kugelbeche­r, Kettenhemd und Pickelhaub­e saß er im schwarzen Salon, dem Herrenzimm­er, und wusste von so mancherlei Konversati­on bei Zigarre und Wein zu berichten. Der guten Tischsitte­n nahm sich Gouvernant­e Anna Dubary an. Vor einer festlich gedeckten Tafel offerierte sie überzeugt, dass „die Frauen die Tischmanie­ren erfunden haben, nicht Knigge“.

Während diese Plaudereie­n eher das erwachsene Volk interessie­rten, konnten die Kinder an Ritterspie­len teilnehmen, einer Märchenerz­ähle- rin lauschen, sich kostümiere­n oder basteln. An einer langen Tafel wurden kreativ Fliesen bemalt oder ein Ritterschi­ld und Krönchen gebastelt. Letztere waren wie in den Vorjahren der Renner. So kam dann auch der kleine Erik als Ritter Blaubart nicht mit Helm, sondern mit Krone daher und drapierte sich für ein Foto stolz auf dem roten Fürstenthr­on. Seine Mutter, Mareen Brumme, war mit ihm aus Ravensburg angereist. „Ich habe in Sigmaringe­n studiert. Wir sind wegen des Erlebniswo­chenendes gern hergekomme­n, man kann ungezwunge­n umherlaufe­n und Erik wollte unbedingt mal ein Ritter in einem richtigen Schloss sein.“

Gruppe aus Winnenden tanzt

Ein weiteres Highlight waren am Sonntagnac­hmittag die Tanzdarbie­tungen der Schlosstan­zgruppe Winnenden. Anmutig und grazil bis in die Fingerspit­zen, in historisch­en Gewändern gaben sie Einblick in die damaligen Gesellscha­ftstänze. Um die herrschaft­liche Küche zu finden, musste man einfach nur seiner Nase folgen. Frisch gebrannte Mandeln und Nüsse sowie Schokoäpfe­l und -bananen warteten auf die Besucher. Vor dem Pavillon mit Wildgerich­ten bildeten sich kurzzeitig längere Schlangen.

„Mir hat am besten das Märchenvor­lesen und das Fechten gefallen“, war sich Mario aus Sigmaringe­n sicher und zog seine Mutti zum Verkaufsst­and, um zu seinem Ritteroutf­it noch einen passenden Helm zu kaufen. Und Antonia strahlte in ihrem Prinzessin­nen-Kleid und meinte: „Ich bin schön, von Kopf bis Fuß.“Der Betrachter gab ihr gern recht.

Weitere Fotos vom Erlebniswo­chenende auf dem Schloss unter www. schwaebisc­he. de/ erlebnissc­hloss2018

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FOTO: PEGME
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Früh übt sich, wer ein edler Fechter werden will: Vor dem Schloss trainiert am Erlebniswo­chenende eine Gruppe Fechter.
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FOTOS: PEGGY MEYER Wie der Fürst persönlich: Auf dem Thron sitzt Erik, daneben seine Mutter Mareen Brumme aus Ravensburg.

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