Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rebellen werfen Assad Giftgasangriff vor
Viele Tote bei Attacken in Ost-Ghuta – Washington prüft Berichte
LIMASSOL - Hilfsorganisationen, die den Rebellen nahestehen, werfen dem Assad-Regime einen erneuten Einsatz von Giftgas vor. Die USA prüfen, ob „Handlungsbedarf“vorliegt. Moskau beschuldigt die Rebellen.
Um 20.22 Ortszeit sollen Hubschrauber der syrischen Armee eine mit chemischen Waffen gefüllte Fassbombe auf die Rebellenhochburg Duma in der Region Ost-Ghuta abgeworfen haben. Ganze Familien seien dabei in der Nacht zum Sonntag in ihren Schutzräumen „zu Tode vergast worden“, berichten die mit den islamistischen Aufständischen verbündete „Weißen Helme“. Die Gruppe hatte das mutmaßliche Massaker dokumentiert und Bilder röchelnder Kleinkinder sowie andere schockierende Fotos sofort ins Internet gestellt. Die „Weißen Helme“wollten Chlorgas gerochen haben, glauben, wie es heißt, aber fest an den Einsatz des Nervengases Sarin.
Es handle sich um eine „der schlimmsten Attacken in der syrischen Geschichte“, sagte Ghanem Tayara vom Hilfsbündnis „Union of Medical Care and Relief Organizations“(UOSSM), das den Rebellen nahesteht. Mindestens 80, nach anderen Quellen bis zu 150 Menschen seien bei den Gasangriffen ums Leben gekommen. Die mehr als 200 Verletzten zeigten eine bläuliche Verfärbung der Haut, welche bei C-Waffenangriffen häufig zu beobachten sei.
Militärisch sinnlose Aktion
Überraschend kamen die Attacken nicht. Bereits vor vier Wochen hatte das russische Außenministerium verkündet, dass man in den Vororten von Damaskus mit „Chemiewaffenangriffen zur Rechtfertigung amerikanischer Vergeltungsangriffe“rechne. Die Anschuldigungen wurden erst am letzten Freitag, also 24 Stunden vor den mutmaßlichen Giftgasbombardements, vom Moskauer Verteidigungsministerium wiederholt. Die „Armee des Islam“plane Angriffe mit Chlorgas, um diese dann den Regierungstruppen in die Schuhe zu schieben.
Wirklich stichhaltige Beweise für ihre Behauptung lieferten die Russen nicht. Militärischen Sinn, glauben Militärexperten im Libanon, machten Giftgasangriffe zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber nicht, da die hochüberlegene syrische Armee ihre Kriegsziele auch mit konventionellen Mitteln durchsetzen könnte. Die Rebellen in der Ost-Ghuta stünden bekanntlich vor einer Niederlage und verbreiteten daher Lügen, hieß es auch in den syrischen Staatsmedien, die den Einsatz von Giftgas vehement bestritten.
Auch in Washington scheint man sich noch nicht im Klaren darüber zu sein, was genau in der Nacht zum Sonntag in der Ost-Ghuta geschehen ist. Man werde die beunruhigenden Berichte über den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien genau prüfen und handeln, wenn sich diese bestätigen sollten. Eine sofortige Antwort der internationalen Staatengemeinschaft sei „dann gefordert“, betonte eine Regierungssprecherin. Ob damit ein amerikanischer Alleingang gemeint war, ließ sie zunächst offen.
Als Reaktion auf einen noch immer nicht vollständig aufgeklärten Gasangriff auf die Ortschaft Chan Scheichun im Norden Syriens, bei dem vor genau einem Jahr bis zu 100 Menschen ums Leben kamen, hatte Donald Trump einen Lenkwaffenangriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt bei Homs angeordnet. Auch am Sonntag deutete der amerikanische Präsident eine Best-