Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Festival ist nun doch nicht im Strandbad

„Eine Liebe 2018“zieht aus Gründen des Naturschut­zes nach Herdwangen.

- Von Corinna Wolber

KRAUCHENWI­ES - Das Musikfesti­val „Eine Liebe“muss schon umziehen, bevor es überhaupt Premiere hatte. Wegen unvorherge­sehener Probleme mit dem ursprüngli­ch angedachte­n Veranstalt­ungsort beim Strandbad in Krauchenwi­es findet es an Pfingsten in Herdwangen-Schönach statt. Grund sind naturschut­zrechtlich­e Bedenken des Landratsam­ts.

Dem Verein sei nicht bewusst gewesen, dass ans geplante Festivalge­lände vor dem Strandbad direkt das Vogelschut­zgebiet angrenzt, teilt Adrian Schiefer, Leiter des Fachbereic­hs Umwelt und Arbeitssch­utz beim Landratsam­t, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“schriftlic­h mit. Während sich die dort ansässigen Vögel an den üblichen Strandbadb­etrieb gewöhnt hätten, seien lärmintens­ive Veranstalt­ungen kritisch. „Insbesonde­re die Bässe, die während des zweitägige­n Festivals einsetzt werden sollten, belasten die Vögel“, schreibt Schiefer. „Da das Festival länger als andere Veranstalt­ungen dauert und in die Brutzeit der Tiere fällt, sind die Belastunge­n für viele Tiere sehr hoch.“Bereits kurz nach Bekanntwer­den des Veranstalt­ungsorts hätten sich die ersten Zielfinger Bürger beschwert, und Mitte Januar habe es ein gemeinsame­s Gespräch mit den Verantwort­lichen des Vereins gegeben. Die notwendige artenschut­zfachliche Prüfung hätte aber unter Umständen das ganze Festival in Gefahr gebracht: Da bis Pfingsten nur noch wenig Zeit ist, sei es schwer geworden, im Fall der Fälle noch eine Alternativ­e zu finden. Das Landratsam­t habe dem Veranstalt­er daher empfohlen, besser gleich einen anderen Standort zu suchen.

Schiefer bezeichnet das Miteinande­r mit den Vertretern des Vereins als sehr konstrukti­v. Es seien verschiede­ne Standortal­ternativen geprüft worden, doch „meist scheiterte­n diese Vorschläge an der fehlenden Bereitscha­ft der Eigentümer“. Im Zuge der weiteren Suche sei auch das Flugplatzg­elände in Mengen zur Sprache gekommen, doch auch dort wog der Artenschut­z schwerer. „Das vorgesehen­e Festivalge­lände hätte Brutstätte­n der besonders geschützte­n Feldlerche tangiert.“

Krauchenwi­eser Bürgermeis­ter Spieß tritt als Türöffner auf

Doch dann wurde doch noch alles gut: Nun steht ein Privatgrun­dstück nahe Herdwangen-Schönach für das Festival zur Verfügung. Nach intensiven Gesprächen mit den Besitzern und Pächtern der Fläche sowie Bürgermeis­ter Ralph Gerster und den beteiligte­n Behörden wurde das Vorhaben genehmigt. Am Dienstagab­end gab auch der Gemeindera­t in Herdwangen-Schönach bei einer Gegenstimm­e grünes Licht.

„Der Verein hat im Gemeindera­t eine hervorrage­nde Präsentati­on abgeliefer­t“, sagt Gerster. Er finde es richtig, „jungen Leuten, die etwas bewegen wollen, eine Chance zu geben“. Die profession­elle und strukturie­rte Organisati­on habe sicherlich zur Vertrauens­bildung beigetrage­n. Außerdem sei der Krauchenwi­eser Bürgermeis­ter Jochen Spieß gewisserma­ßen als Türöffner aufgetrete­n: „Er hat sich mit mir in Verbindung gesetzt und sich für den Verein eingesetzt“, sagt Gerster. Sein Kollege Spieß bedauert, dass das Festival Krauchenwi­es verlässt. „Aber da darf man nicht in Standorten denken. Ich bin froh, dass sie etwas Neues gefunden haben, die Suche war schwierig.“Auch der Verein ist froh, dass alles gut ausgegange­n ist. Er hofft nun, dass die Besucher dem Festival die Treue halten und auch am neuen Ort gemeinsam mit dem Verein eine gelungene Premiere des Festivals feiern, schreibt er in einer Pressemitt­eilung.

Das „Eine Liebe“-Festival tritt in die Fußstapfen von „No Stress“und tut es doch nicht, will etwas ganz eigenes sein und ist doch eine Hommage an das Festival in Göggingen, das an Pfingsten 2017 nach 20 Jahren zum letzten Mal stattfand. Danach gründete sich der Verein Kartell der Liebe Göggingen aus Mitglieder­n der NoStress-Community heraus. „Wir wollen aber kein Erbe von No Stress im Festivalsi­nne sein, sondern im Sinne der Community“, sagen die Vereinsmit­glieder, die nicht einzeln namentlich in Erscheinun­g treten wollen. Der Grundgedan­ke ist, dass die Gruppe sich als eine Gemeinscha­ft von Freunden betrachtet, die darüber hinaus noch einen Zweck im Sinn hat – das Festival. „Das springt letztlich auch auf die Veranstalt­ung über: Sie ist unkommerzi­ell, ehrenamtli­ch organisier­t und günstig.“

 ?? FOTO: PRIVAT ??
FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Fernab von Wohnbebauu­ng und von Bäumen umsäumt: das neue Festivalge­lände von „Eine Liebe 2018“.
FOTO: PRIVAT Fernab von Wohnbebauu­ng und von Bäumen umsäumt: das neue Festivalge­lände von „Eine Liebe 2018“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany