Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wo nichts sicher ist, ist alles möglich

Improvisat­ionstheate­r Spieltrieb feiert seine Jubiläumss­how mit einer Premiere: Romantik-Comedy

- Von Peggy Meyer www.improtheat­er-spieltrieb.de

SIGMARINGE­N - Freunde des Improvisat­ionstheate­rs sollten sich den kommenden Samstag, 14. April, um 20 Uhr im Alten Schlachtho­f vormerken. Das Ensemble Spieltrieb präsentier­t seine Jubiläumss­how „Zehn Jahre Spieltrieb“und wird neben bekannten Elementen erstmals eine Romantik-Comedy als Langform-Improvisat­ionsformat auf die Bühne bringen. Ein komplettes Theaterstü­ck, eine Art Liebesgesc­hichte, improvisie­rt aus den Impulsen des Publikums.

War bis vor einigen Jahren das Improtheat­er noch eher ein Geheimtipp, hat es sich mittlerwei­le fest in der Kunstszene etabliert. Kenner schätzen diese Form des Theaters, basierend auf Szenen ohne einen geschriebe­nen Dialog und mit weniger oder gar keiner vorbestimm­ten Handlung. Alles lebt vom Augenblick, von Emotionen und Impulsen, von der Spontanitä­t, Fantasie, und ist oft eine Gratwander­ung zwischen brillantem Spiel und grandiosem Scheitern.

Acht Schauspiel­er und zwei Musiker

Dieser Herausford­erung stellen sich die acht Schauspiel­er und zwei Musiker von Spieltrieb. „Wir machen Improvisat­ionstheate­r, um mit dem Publikum Geschichte­n zu entwickeln, die auch emotional in die Tiefe gehen“, sagt Andi Musen, einer der beiden Ensemble-Leiter. Er ist von Anfang an dabei, hat gemeinsam mit Günther Letsch das Projekt aus der Taufe gehoben.

Günther Letsch war vor mehr als zehn Jahren Impulsgebe­r, ihm kam die Idee bei einem Theaterfes­tival in Friedrichs­hafen. „Ein weiterer Workshop für Schauspiel und Improvisat­ion in Sigmaringe­n, und aus diesem Kurs ein paar talentiert­e Leute, das bildete den Grundstock.“Vom anfänglich­en Projekt hat sich Spieltrieb kontinuier­lich zu einem vielseitig­en, versierten und unterhalts­amen Amateurens­emble mit profession­ellem Anspruch entwickelt.

Das Bühnenbild wirkt gewollt spartanisc­h, Requisiten werden selbst dargestell­t. Einen Plan B gibt es nicht. Denn wo nichts sicher ist, ist alles möglich.

Geprobt wird immer mittwochs. „Im Alten Schlachtho­f haben wir optimale Bedingunge­n, wir sind hier beheimatet und Teil des Vereins“, sagt Andi Musen, der seit vier Jahren auch als einer der Vorstände des Ateliers im alten Schlachtho­f e. V. fungiert. Im Sommer werden die Ateliers vorrangig für die bildenden Künstler genutzt, dann macht Spieltrieb eine großzügige Sommerpaus­e.

Die Gruppe finanziert sich hauptsächl­ich durch die „Hutabgabe“, die von den Besuchern freiwillig und gern entrichtet wird. „Das Geld geben wir nicht in der Wirtschaft aus, wir decken damit unsere Kosten für Werbung, Miete und Mentoren“, so Letsch. Weiterentw­ickeln steht bei der Gruppe trotz großer Erfahrung nach wie vor ganz oben auf der Todo-Liste.

So stellt Musen rückblicke­nd auf zehn Jahre Spieltrieb fest, dass „es keinen Stillstand gibt, die Drehzahl hoch ist und der Kick und die Dynamik in der Gruppe nach wie vor da“. Nachwuchss­orgen plagen das Ensemble nicht ernsthaft. Dennoch würden sie sich über etwas „Verjüngung“freuen. „Das Problem ist, junge Talente hier zu halten, da diese oft nach Schule oder Studium Sigmaringe­n verlassen“so Musen weiter. Und Letsch merkt an, „dass ein Improtheat­er in einer Stadt wie Sigmaringe­n eher untypisch ist, Uni- oder Großstädte sind dafür prädestini­erter“.

Hin und wieder bietet das Ensemble eintägige Workshops zum Schnuppern an. Neugier, etwas Talent und Mut, auch über den eigenen Schatten zu springen, mehr braucht man eigentlich nicht, sind die beiden Männer überzeugt.

Auf „puren Spaß“wollen sie das Improtheat­er keinesfall­s reduzieren. Nachdenkli­ch sagt Musen: „Das Spielen ist herausford­ernd, man wächst über sich hinaus und gewinnt selbst so viel für das Leben und das Selbstbewu­sstsein. Und man begegnet jedem Menschen, egal wie er tickt, viel toleranter und interessie­rter.“

Mehr Informatio­nen zu dem Ensemble gibt es im Internet unter

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FOTO: PEGGY MEYER Mit Vorfreude und der nötigen Gelassenhe­it sehen die beiden Ensemble-Leiter Andreas Musen (links) und Günther Letsch der Jubiläumss­how am kommenden Samstag entgegen.

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