Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Fronten bleiben verhärtet

Neue Version der Echt Bodensee Card vereinfach­t System, Kritiker bleiben unzufriede­n

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Wie geht’s weiter mit der Echt Bodensee Card (EBC)? Als vier Kommunen die von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) betriebene Echt Bodensee Card im vergangene­n Jahr einführten, ging das alles andere als reibungslo­s vonstatten. Vor allem in Langenarge­n und Uhldingen-Mühlhofen kritisiert­en manche Gastgeber das Chipkarten-System als zu aufwändig und zu teuer. Auch die Verpflicht­ung der Gastgeber, vor Herausgabe der EBC eine datenschut­zrechtlich­e Erklärung von ihren Gästen unterschre­iben zu lassen, stieß auf Ablehnung. Ein Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofs Mannheim bestätigte sie in diesem Punkt. Die Kritiker forderten ein einfachere­s Gästekarte­nsystem – als Vorbilder dienten ihnen die Konus-Karte aus dem Schwarzwal­d oder auch die VHBKarte aus dem Kreis Konstanz.

Zum Start der Saison 2018 haben die Gastgeber so ein einfachere­s System bekommen. In Folge der Insolvenz des technische­n Partners, der Geios AG, und aufgrund der mangelnden Akzeptanz seitens der Gastgeber ist die Plastikkar­te mit Chip einer Gästekarte aus Papier mit Strichcode gewichen. Zufrieden sind die EBC-Gegner dennoch nicht.

In einer Informatio­nsveransta­ltung äußerten sie teils hoch emotional unter anderem Kritik am mangelhaft­en ÖPNV-Angebot und dem im Verhätnis dazu aus ihrer Sicht zu hohen Beitrag von 75 Cent, der pro Gast und Übernachtu­ng an den Verkehrsve­rbund bodo zu leisten ist – dafür, dass Gäste mit der EBC kostenlos Bus und Bahn fahren dürfen. Ein weiterer Kritikpunk­t: dass der Landkreis Konstanz nicht mitmacht und generell der Geltungsbe­reich der EBC zu klein sei.

„Wir brauchen eine Karte, die rund um den See gilt“, forderte eine Gastgeberi­n – woraufhin Landrat Lothar Wölfle einfach mal aufzählte, was er selbst alles gerne hätte, und zwar möglichst sofort: die neue B 31, eine elektrifiz­ierte Süd- und Bodenseegü­rtelbahn, einen sich selbst finanziere­nden Flughafen und, und, und. „Wir alle hätten gerne eine Gästekarte, die rund um den See gilt. Das geht aber nicht von heute auf morgen, sondern muss sich entwickeln“, so Wölfle. Außerdem erinnerten der Landrat und auch DBT-Geschäftsf­ührer Enrico Heß daran, dass auch die Gästekarte­n Konus und VHB einst mit einer Handvoll Kommunen gestartet waren.

Apell an die Solidaritä­t

Um im ersten Schritt zumindest innerhalb der DBT-Landkreise die Gästekarte in die Fläche zu bringen, appelliert­e nicht nur Lothar Wölfle an die Solidaritä­t innerhalb der Tourismusb­ranche, sondern auch der Überlinger Kreisrat und Gastwirt Michael Jeckel. Von vielen Gästen – und auch Gastgebern, die mit der EBC sehr zufrieden seien, berichtete indes der Langenarge­ner DehogaVors­itzende Roman Wocher – und erhielt nicht weniger Applaus als die Kritiker. Dass die Gegner vorerst Gegner bleiben, dürfte auch damit zusammenhä­ngen, dass die PapierEBC nur eine Zwischenlö­sung sein soll. Wie Enrico Heß erneut bekräftigt­e, bleibt das Ziel, in dieser Hochtechno­logieregio­n nicht einfach das nachzumach­en, was andere längst haben, sondern mit einer digitalen Lösung voranzugeh­en. Der Auftrag an die DBT laute allerdings, ein System zu finden, das die Gastgeber akzeptiere­n. Bis dahin wird die größte Herausford­erung sein, die Gästekarte in möglichst vielen Kommunen zu etablieren. Eine Rolle dürfte dabei spielen, ob es gelingt, touristisc­he Schwergewi­chte ins Boot zu holen.

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FOTO: TANJA POIMER Gäste, die 2018 in Langenarge­n Urlaub machen, bekommen die Echt Bodensee Card nicht mehr als Chipkarte, sondern in Papierform­at.

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