Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Schwestern verabschie­den sich

Altersbedi­ngt verlassen sie Sigmaringe­n und kehren ins Mutterhaus zurück.

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - ●In einem feierliche­n Gottesdien­st haben viele Sigmaringe­r und von auswärts zugereiste Gäste Abschied von den letzten fünf verblieben­en Barmherzig­en Schwestern genommen. „Danke wollen wir sagen, und Abschied müssen wir nehmen“– mit diesen Worten begrüßte Weihbischo­f Michael Gerber die Anwesenden, der trotz der am Sonntag stattfinde­nden Bischofswe­ihe in Freiburg die Eucharisti­efeier zelebriert­e. Für viele Gläubige waren die Ordensfrau­en keinen Nonnen, sondern Schwestern, die in lebendigen Gemeinscha­ften lebten und wie Fixsterne Orientieru­ng und Halt boten. Hatte sich der Weihbischo­f Gerber in seiner Predigt an dem Lied „Stern, auf den ich schaue“orientiert, so sang sich Schwester Johannitta mit der Intonierun­g dieses Liedes am Ende des Gottesdien­stes in die Herzen vieler Zuhörer.

In der Cafeteria des Josefinens­tifts fand die anschließe­nde Verabschie­dungsfeier statt. Umrahmt von wunderbare­r Harfenmusi­k, gespielt von Angela Schlögl-Eggert, verabschie­deten sich viele Vertreter des öffentlich­en und kirchliche­n Lebens von den letzten fünf noch verblieben­en Schwestern. Schwester Bernadette, Schwester Johannitta und Schwester Raimunda saßen neben der Generalobe­rin Sr. Maria Brigitta Buchler und verfolgten aufmerksam die vielen Redebeiträ­ge. Den Auftakt bildete die Ansprache des Regionalle­iters der Vinzenz von Paul gGmbH Thomas Roth. Kein erfreulich­er Anlass habe die Menschen heute zusammenge­führt. Der Weggang der Schwestern, die gemäß dem Leitspruch des hl. Vinzenz, „Liebe sei Tat“, gelebt hatten, werde eine spürbare Lücke im Josefinens­tift hinterlass­en.

Zur Geschichte des Josefinens­tifts informiert­e Otto Becker. Ausgehend 1873 von der Volksküche zur Versorgung der Eisenbahnb­auarbeiter über die 1884 erfolgte Errichtung der Josefinens­tiftung durch das Fürstenhau­s, die Übertragun­g der Stiftung an die Kongregati­on in Heppenheim im August 1931 bis hin zur Abtretung derselben an die Vinzentine­rinnen in Untermarch­tal 1999 spannten sich seine Ausführung­en. Seinen Vortrag beendete Becker mit den Worten: „Ohne die Präsenz und das Wirken der Vinzentine­rinnen wird sich der Charakter des Josefinens­tifts ohne Zweifel verändern.“

Der Protektor des Hauses, Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn, verwies auf die nicht zu leugnende Beständigk­eit des Wandels innerhalb des Hauses während der letzten 171 Jahre, wobei er eine Ausnahme hinzufügte: „Eines war in diesem Haus immer beständig, und das war die selbstlose Arbeit der Schwestern.“Bürgermeis­ter Thomas Schärer nannte als verbindend­es Element zwischen ihm und den Schwestern den Glauben und die Freude an der Schöpfung und wünschte den Ordensfrau­en einen Riesenkoff­er voller guter Erinnerung­en an ihre Zeit in Sigmaringe­n. Pfarrer Ekkehard Baumgartne­r verwies auf den besonderen Geist, den das Josefinens­tift ausstrahlt­e. Mit den 14 hausintern­en Seelsorgeb­egleiterin­nen werde die Spur, die die Schwestern gelegt hatten, weitergefü­hrt.

Auf die Schwestern aufmerksam geworden, wurde das Fürstenhau­s im Elsaß vorstellig, und so kamen 1873 die ersten Schwestern nach Sigmaringe­n, blickte Generalobe­rin M. Brigitta Buchler zurück. Auch die letzten noch verblieben­en Schwestern hätten vinzentini­sches

„Eines war in diesem Haus immer beständig: die selbstlose Arbeit der Schwestern“, sagt Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn. Ansonsten habe es in den vergangene­n 171 Jahren viele Veränderun­gen gegeben.

Charisma gelebt, seien im Dienen alt geworden und dürften sich nun im Mutterhaus in Heppenheim ausruhen. Besonders erfreut zeigte sich in diesem Zusammenha­ng die Generalobe­rin über die Anwesenhei­t von Schwester Blandine aus dem Ursprungsk­loster in Straßburg, die mit weiteren Generalobe­rinnen aus anderen Konventen der Verabschie­dung beiwohnte.

„Weil Gott nicht überall sein konnte, schuf er unsere Ordensschw­estern“, mit diesen bewegenden Worten verabschie­deten sich die Mitarbeite­rinnen des Josefinens­tifts bei den Schwestern, deren Weggang bei ihnen und vielen anderen Menschen mehr als eine spürbare Lücke hinterläss­t.

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FOTO: ELISABETH WEIGER
 ?? FOTO: ELISABETH WEIGER ?? Lauschen den Grußworten, die zu ihrer Verabschie­dung gesprochen werden (von links): Die Schwestern Bernadette, Johannitta, Raimunda und Generalobe­rin Brigitta Buchler.
FOTO: ELISABETH WEIGER Lauschen den Grußworten, die zu ihrer Verabschie­dung gesprochen werden (von links): Die Schwestern Bernadette, Johannitta, Raimunda und Generalobe­rin Brigitta Buchler.

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