Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Schwestern verabschieden sich
Altersbedingt verlassen sie Sigmaringen und kehren ins Mutterhaus zurück.
SIGMARINGEN - ●In einem feierlichen Gottesdienst haben viele Sigmaringer und von auswärts zugereiste Gäste Abschied von den letzten fünf verbliebenen Barmherzigen Schwestern genommen. „Danke wollen wir sagen, und Abschied müssen wir nehmen“– mit diesen Worten begrüßte Weihbischof Michael Gerber die Anwesenden, der trotz der am Sonntag stattfindenden Bischofsweihe in Freiburg die Eucharistiefeier zelebrierte. Für viele Gläubige waren die Ordensfrauen keinen Nonnen, sondern Schwestern, die in lebendigen Gemeinschaften lebten und wie Fixsterne Orientierung und Halt boten. Hatte sich der Weihbischof Gerber in seiner Predigt an dem Lied „Stern, auf den ich schaue“orientiert, so sang sich Schwester Johannitta mit der Intonierung dieses Liedes am Ende des Gottesdienstes in die Herzen vieler Zuhörer.
In der Cafeteria des Josefinenstifts fand die anschließende Verabschiedungsfeier statt. Umrahmt von wunderbarer Harfenmusik, gespielt von Angela Schlögl-Eggert, verabschiedeten sich viele Vertreter des öffentlichen und kirchlichen Lebens von den letzten fünf noch verbliebenen Schwestern. Schwester Bernadette, Schwester Johannitta und Schwester Raimunda saßen neben der Generaloberin Sr. Maria Brigitta Buchler und verfolgten aufmerksam die vielen Redebeiträge. Den Auftakt bildete die Ansprache des Regionalleiters der Vinzenz von Paul gGmbH Thomas Roth. Kein erfreulicher Anlass habe die Menschen heute zusammengeführt. Der Weggang der Schwestern, die gemäß dem Leitspruch des hl. Vinzenz, „Liebe sei Tat“, gelebt hatten, werde eine spürbare Lücke im Josefinenstift hinterlassen.
Zur Geschichte des Josefinenstifts informierte Otto Becker. Ausgehend 1873 von der Volksküche zur Versorgung der Eisenbahnbauarbeiter über die 1884 erfolgte Errichtung der Josefinenstiftung durch das Fürstenhaus, die Übertragung der Stiftung an die Kongregation in Heppenheim im August 1931 bis hin zur Abtretung derselben an die Vinzentinerinnen in Untermarchtal 1999 spannten sich seine Ausführungen. Seinen Vortrag beendete Becker mit den Worten: „Ohne die Präsenz und das Wirken der Vinzentinerinnen wird sich der Charakter des Josefinenstifts ohne Zweifel verändern.“
Der Protektor des Hauses, Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern, verwies auf die nicht zu leugnende Beständigkeit des Wandels innerhalb des Hauses während der letzten 171 Jahre, wobei er eine Ausnahme hinzufügte: „Eines war in diesem Haus immer beständig, und das war die selbstlose Arbeit der Schwestern.“Bürgermeister Thomas Schärer nannte als verbindendes Element zwischen ihm und den Schwestern den Glauben und die Freude an der Schöpfung und wünschte den Ordensfrauen einen Riesenkoffer voller guter Erinnerungen an ihre Zeit in Sigmaringen. Pfarrer Ekkehard Baumgartner verwies auf den besonderen Geist, den das Josefinenstift ausstrahlte. Mit den 14 hausinternen Seelsorgebegleiterinnen werde die Spur, die die Schwestern gelegt hatten, weitergeführt.
Auf die Schwestern aufmerksam geworden, wurde das Fürstenhaus im Elsaß vorstellig, und so kamen 1873 die ersten Schwestern nach Sigmaringen, blickte Generaloberin M. Brigitta Buchler zurück. Auch die letzten noch verbliebenen Schwestern hätten vinzentinisches
„Eines war in diesem Haus immer beständig: die selbstlose Arbeit der Schwestern“, sagt Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern. Ansonsten habe es in den vergangenen 171 Jahren viele Veränderungen gegeben.
Charisma gelebt, seien im Dienen alt geworden und dürften sich nun im Mutterhaus in Heppenheim ausruhen. Besonders erfreut zeigte sich in diesem Zusammenhang die Generaloberin über die Anwesenheit von Schwester Blandine aus dem Ursprungskloster in Straßburg, die mit weiteren Generaloberinnen aus anderen Konventen der Verabschiedung beiwohnte.
„Weil Gott nicht überall sein konnte, schuf er unsere Ordensschwestern“, mit diesen bewegenden Worten verabschiedeten sich die Mitarbeiterinnen des Josefinenstifts bei den Schwestern, deren Weggang bei ihnen und vielen anderen Menschen mehr als eine spürbare Lücke hinterlässt.