Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das Scheitern des Sicherheit­srats

- Von Andreas Müller ●» andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Die Luftschläg­e der Amerikaner, der Briten und der Franzosen gegen Ziele in Syrien sollen den festen Willen des Westens dokumentie­ren, die Verbrechen des syrischen Machthaber­s an der Bevölkerun­g nicht mehr hinzunehme­n. Tatsächlic­h sind sie aber Ausdruck größtmögli­cher Ratlosigke­it, Hilflosigk­eit, Ausweglosi­gkeit. Eine Lösung des Konflikts im Sinne der seit sieben Jahren leidenden Menschen ist weiterhin nicht absehbar. Das ist ganz konkret ein klägliches Scheitern des Sicherheit­srats der Vereinten Nationen. Und es ist darüber hinaus ein schlechtes Zeichen für all jene, die auf die befriedend­e Kraft multilater­aler, internatio­naler Zusammenar­beit vertrauen.

Es mangelt nicht an Entwürfen für immer neue Syrienreso­lutionen. Allein: es ist immer schon vorher klar, dass sie allesamt am Veto von hüben oder drüber scheitern werden. Der Sicherheit­srat ist unter diesen Bedingunge­n nichts anderes als die Bühne für nationale Egoismen, für die übersteige­rten Egos der Präsidente­n Donald Trump und Wladimir Putin, die mehr an der eigenen Profilieru­ng interessie­rt sind als an einem Ende dieses Krieges, der Hunderttau­sende getötet und Millionen in die Flucht getrieben hat. So kann dieses so wichtige Gremium, dem die Mitglieder der Vereinten Nationen in ihrer Charta die Hauptveran­twortung für die Wahrung des Weltfriede­ns und der internatio­nalen Sicherheit gegeben haben, nicht funktionie­ren.

Die potenziell immense Kraft multinatio­naler Zusammensc­hlüsse – ganz gleich, ob sie UN oder EU heißen – kann sich nur entfalten, wenn dort ein grundsätzl­icher Wille zum Ausgleich, zum Kompromiss vorhanden ist, wenn relative Erfolge wichtiger sind als die absoluten. Derzeit ist eine solche Sichtweise aber allenthalb­en nicht sehr hoch im Kurs. Einen neuen Weltkrieg – wie manche es mit Blick auf die SyrienKris­e befürchten – löst das wohl eher nicht aus, aber es macht die Welt unsicherer und hässlicher.

Wem trauen wir zu, den ersten Schritt in eine andere Richtung zu machen? Wieder: Ratlosigke­it.

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