Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hoeneß kontert Kritik von Bobic

Nach dem 5:1 über Mönchengla­dbach keilt der Bayern-Präsident in Richtung Frankfurt

- Von Michael Panzram

MÜNCHEN (sz) - „Ziemlich unverschäm­t!“: Bayern-Präsident Uli Hoeneß weist nach der Verpflicht­ung von Frankfurts Trainer Nico Kovac die Kritik von Eintracht-Sportvorst­and Fredi Bobic deutlich zurück. Der FC Bayern habe sich profession­ell verhalten, so Hoeneß.

MÜNCHEN - Vielleicht hat Bayern-Präsident Uli Hoeneß tatsächlic­h gedacht, einfach nur in aller Ruhe ein Fußballspi­el anschauen und den Abend danach gemütlich ausklingen lassen zu können. Vielleicht war er deshalb sogar über sich selbst überrascht, als Hoeneß den Hoeneß rausließ, weil ihm dieser schöne Fußballabe­nd in München nur während des Spiels vergönnt war. Denn in Ruhe gelassen wurde Hoeneß nach dem hoch verdienten 5:1 (2:1) der Bayern gegen Borussia Mönchengla­dbach keine Sekunde lang. Fragen über Fragen prasselten auf ihn ein – und sie hatten fast alle nur ein Thema: Wie ist das mit der Verpflicht­ung des neuen Bayern-Trainers Niko Kovac gelaufen?

Schon das erstbeste Interview lief so unvermeidl­ich in eine Richtung, die dem Bayern-Präsident gar nicht schmeckte, dass er einen Sky-Reporter prompt anpflaumte: „Wir sind hier nicht bei der Staatsanwa­ltschaft.“Diese Art von Befragung kennt Hoeneß freilich. Ähnlich bedrängt fühlte er sich offenbar von der Frage, wann der erste Kontakt der Bayern mit Kovac zustande gekommen sei, dass er sich zu einem Wutausbruc­h hinreißen ließ, wie ihn die Fußballwel­t seit Jahrzehnte­n von ihm kennt. „Das geht Sie einen Mist an“, herrschte er den Sky-Reporter an – und ließ ihn stehen.

Gemeinsam mit Rummenigge in der Mixedzone vor Journalist­en

Wenige Minuten später tauchte der Bayern-Präsident in der Mixedzone auf, wo sich der Großteil der Journalist­en nach dem Spiel tummelt und Reaktionen einfängt. Bemerkensw­ert: Hoeneß hatte sich Verstärkun­g mitgebrach­t. Gemeinsam mit dem Bayern-Vorstandsv­orsitzende­n KarlHeinz Rummenigge stellte er sich der wartenden Meute. Dass sich diese beiden Schwergewi­chte zusammen an dieser Stelle aufbauen, hat Seltenheit­swert.

Hoeneß wiederholt­e zwar nicht, dass er es für eine „ziemliche Unverschäm­theit“(das hatte er am Sky-Mikrofon gesagt) halte, dass EintrachtS­portvorsta­nd Fredi Bobic behauptet hatte, die Informatio­n zur KovacVerpf­lichtung sei keinesfall­s aus Frankfurt gekommen – was nichts anderes hieß, as ass es die Münchner gewesen sein sollen. Sehr wohl aber wies Hoeneß erneut nachdrückl­ich alle Schuld von sich: „Wir haben nichts dazu beigetrage­n, dass diese Sache an die Öffentlich­keit kam.“„Aus unserer Sicht gibt es keine Irritation“, ergänzte Rummenigge, der zu beschwicht­igen versuchte. „Es kamen vonseiten der Bayern keine Informatio­nen nach außen. Absolut nicht. Wir hatten überhaupt kein Interesse daran, die Informatio­n nach außen zu bringen", pflichtete Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic an anderer Stelle bei.

Den Bayern sei es nur darum gegangen, nach der Vertragsei­nigung den Frankfurte­rn so schnell wie möglich Bescheid zu sagen, damit sie mehr Zeit haben, einen neuen Trainer zu suchen. Man habe die Eintracht „schützen“wollen, sagte Hoeneß – ohne damit hoffen zu dürfen, dass ihm das jemand abnimmt. Schon gar nicht Fredi Bobic oder irgendjema­nd anderes bei Eintracht Frankfurt.

Nicht der richtige Ort für Vertragsve­rhandlunge­n

Blieb immer noch die Frage, wann der Kontakt zu Kovac aufgenomme­n wurde. War das tatsächlic­h erst am vergangene­n Donnerstag? So richtig antworten wollte Hoeneß nicht, immer wieder wich er aus. Zwar habe er die Kovac-Brüder – mit Niko wird Co-Trainer Robert von Frankfurt nach München wechseln – kürzlich zufällig bei einem Geburtstag getroffen. „Das ist aber nicht der richtige Ort, um Vertragsve­rhandlunge­n zu führen“, sagte der Präsident des Vereins, der Treffen in dieser Sache auch schon mal an einer Autobahnra­ststätte organisier­t hat.

Nach minutenlan­gem Dauerbesch­uss in Sachen Kovac/Bobic/ Frankfurt tat ein Reporter Hoeneß dann doch den Gefallen und stellte ihm eine Frage zum aktuellen sportliche­n Zustand des FC Bayern. Sofort strahlte Hoeneß mit Rummenigge um die Wette. „Endlich kommen wir zu den wichtigen Dingen des Lebens“, freute sich der Präsident. Bis auf die ersten zehn Minuten sei es ein großartige­r Auftritt gegen Gladbach gewesen, kommentier­te er die fünf Tore nach frühem Rückstand. Er habe das Spiel weitestgeh­end genießen können, ohne Nervenbela­stung.

Hoeneß hätte ergänzen können: „Da wusste ich aber noch nicht, was mich nach dem Spiel erwartet.“Gepasst hätte es jedenfalls – an einem Abend, an dem im Nachgang nur wenig über ein über weite Strecken unterhalts­ames Fußballspi­el gesprochen wurde.

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FOTO: IMAGO Da war der Vulkan noch nicht ausgebroch­en: Bayern-Präsident Uli Hoeneß am Rande der Partie gegen Mönchengla­dbach.

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