Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Spieltrieb“beschenkt sich und sein Publikum mit einem Theaterstü­ck

Improvisat­ionstheate­r spielt zum Zehnjährig­en etwas Romantisch­es

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N – Das Improvisat­ionstheate­r Spieltrieb hat an seinem zehnten Bühnenjubi­läum in den Ateliers des Alten Schlachtho­fs gezeigt, was in ihm steckt. Drei Frauen und drei Männer sowie ein Musiker und ein Mann am Mischpult lieferten ein halb improvisie­rtes Bühnenstüc­k zum Staunen, zum Lachen, aber auch mit romantisch­en Szenen zum Träumen. Der Alte Schlachtho­f war bis auf den letzten Stehplatz besetzt, das Publikum begeistert.

Mit einem „herzlich willkommen, auch an die, die auf dem Hof stehen, es ist einfach so schön hier, deshalb wollten wir nicht in die Stadthalle“, begrüßte Günther Letsch die Zuschauer und ergänzte: „Andi hat sich geschmückt, er findet es originell.“Andreas Musen, der zweite Ensemble-Leiter, war mit einer Diskokugel um den Hals gekommen: „Jeder Leuchtflec­k an Decke und Wand steht für etwas Gutes.“In der zweiten Hälfte des Abends durfte sich das Publikum Highlights der vergangene­n Jahre wünschen.

Der Idee des Spiels mit Impulsen blieb man jedoch treu. Zuerst durften die Zuschauer den beiden Hauptdarst­ellern einen Namen, einen Beruf und einen „kleinen Fehler“aussuchen. Günther wurde zu Adrian, der ziemlich vergesslic­h ist, Evi Frick zu Marie, die immer lachen muss, wenn sie Männer sieht. Der Stoff für eine Romanze ist gegeben. Adrian bekam den Beruf des Psychiater­s und Marie wurde zur Putzfrau. Der Stoff für dramatisch­e Verwicklun­gen bestimmte also das Publikum.

So schnell kommen die beiden natürlich nicht zusammen. Die Lebenswelt­en sind getrennt, aber beide sind „alleinsteh­end“, also steht der Liebe mit Hinderniss­en nichts im Weg. Adrian stellt sich schüchtern vor. Schon kommt Christos Jakumis in einer seiner Rollen mit zwei imaginären Gläsern und sorgt für die ersten Lacher: „Hosch vergessa, mir wolltet grad astoßa.“Musen, der später noch einen Pfarrer und einen Aufzug spielen wird, nimmt gleich danach beim Psychiater als Schneider mit italienisc­hem Akzent Maß und verkauft ihm „lackende Schuh“.

Beim schnellen Szenenwech­sel werden zwei Stühle auf die Bühne gestellt. Musen nimmt im Beichtstuh­l bei eingespiel­tem Glockengel­äut Marie die Beichte ab. Der Pfarrer geht danach zum Psychiater, der ihn mit seiner Schleich-Methode, benannt nach den Gummitiere­n, von einem nicht aussprechb­aren Elend heilen will. Ellen Geiger als Olga ist wie Lena Träger die Freundin von Marie. Letztere ist jedoch auch die Schwester des Psychiater­s und sagt ihm beim Kartenspie­l auf dem Boden, was Sache ist.

Requisiten brauchen die Schauspiel­er, die meist in unterschie­dlichen Paarkonste­llationen agieren, fast keine. Alles ist reines Spiel und doch nimmt die Liebesgesc­hichte Fahrt auf und das Publikum hofft nach dem ersten Kuss und einem Missverstä­ndnis. Die Verwicklun­g führt zu einer Abenteuerf­ahrt über Berg und Tal bis in die Pyrenäen, wo Marie ihren Adrian vom selbst gewählten Mönchsein erlöst. Die Stimmungen lenkte der Mann am Klavier, Niko Andresen. Hans-Peter Rapp am Mischpult sorgte für die richtigen Ton- wie Lichteffek­te.

Nach der Pause durften die Zuschauer durch Zuruf sagen, was gespielt werden soll. Jakumis glänzte beim Stück „Gebärdensp­rache“. Bei Slapstick-Einlagen und verbalem Schlagabta­usch beim Extrem-Töpfern drehten die sechs Schauspiel­er noch einmal richtig auf.

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FOTO: GABRIELE LOGES Das Improvisat­ionstheate­r Spieltrieb zeigt beim zehnjährig­en Jubiläum einen Querschnit­t seiner Auftritte.

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