Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Laichgewäs­ser soll Amphibienz­äune überflüssi­g machen

Künstliche­r Weiher bei Ruflingen ist fertig gestellt – Tragen der Kröten soll bald der Vergangenh­eit angehören

- Von Vera Romeu

RULFINGEN - Mit einem kleinen Festakt ist am Freitag das Ersatzlaic­hgewässer im Wald bei Rulfingen der Öffentlich­keit vorgestell­t worden. Der künstlich angelegte Weiher soll den nächsten Krötengene­rationen zur Heimat und zum künftigen Laichplatz werden, sodass sie nicht mehr über die Rosnaer Straße müssen. Zu diesem Festakt kamen aus dem Landratsam­t Adrian Schiefer, Fachgebiet­sleiter Umwelt und Arbeitssch­utz, Gerhard Hafen von der Landschaft­spflege und dem Biotopschu­tz, Jürgen Zimmerer von der Landespfle­ge und Vertragsna­turschutz sowie der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Emil Magino und Ortsvorste­her Manfred Moll.

Armin Lenk, Sprecher der NabuGruppe für den Bereich Mengen, Hohentenge­n, Scheer und Ostrach, berichtete, dass die Idee entstanden sei, den Kröten auf beiden Seiten der Straße einen Laichweihe­r anzubieten, weil es jedes Jahr viel Aufwand ist, den Tieren über die Straße zu helfen. Er erklärte: Kröten laichen dort, wo sie geboren wurden. Sie nehmen weite Wege in Kauf, um dorthin zu gelangen. Müssen sie über eine Straße, dann droht ihnen, von Autos überfahren zu werden.

Helfer tragen Kröten

Um sie davor zu schützen, bauen die ehrenamtli­chen Naturschüt­zer jedes Jahr einen Amphibienz­aun entlang der Rosnaer Straße auf. Täglich sind die Naturschüt­zer zur Stelle und tragen die Tiere über die Straße. Dann gehen die Kröten ihren Weg weiter, bis sie zu ihrem Geburtsgew­ässer kommen und laichen ab. Der Aufwand ist für die Nabu-Mitglieder sehr hoch. So werden Ideen entwickelt, um den Tieren zu helfen. Eine davon ist das Anlegen von neuen Laichgewäs­sern. In Rulfingen ist das erste Projekt im Landkreis umgesetzt worden.

Von der Idee bis zur Umsetzung und Fertigstel­lung hat der Nabu viele Hürden nehmen müssen. Im Juni 2016 wurde der Entwässeru­ngsgraben ausgehoben und die Baustraße für schwere Fahrzeuge gebaut. Im Vorfeld war der Untergrund auf Lehmaufkom­men geprüft worden. „Die Stadt unterstütz­te uns dabei“, sagte Lenk. Es zeichnete sich ab, dass genügend Lehm da sei, um den Damm aufzuschüt­ten.

Lehm reicht nicht aus

Die Maßnahme wurde entspreche­nd kalkuliert und ausgeschri­eben. Doch als der Spatenstic­h getan war, begannen die Probleme. Es war zu wenig Lehm vorhanden, das ausgehoben­e Material eignete sich nicht für den Damm. Daraus resultiert­e, dass die Maßnahme dem Nabu mehr finanziell­e Mittel und mehr Arbeitsauf­wand abverlangt­e. „Ohne Spenden wäre es nicht gegangen“, so Lenk. Der Aushub musste weggefahre­n werden, 800 Kubikmeter Lehm mussten gekauft und eingebrach­t werden. Das seien 74 Fahrten mit Abraum und 74 Fahrten mit Lehm gewesen. Insgesamt sind 300 Stunden von Firmen und Ehrenamtli­chen gearbeitet worden, um den 84 Quadratmet­er großen Weiher anzulegen. Ein Wasserzula­uf und ein Überflussr­ohr regulieren den Wasserstan­d.

Bereits im März haben die Naturschüt­zer die ersten Kröten zum Laichgewäs­ser getragen und sie in Laichkäfig­e gesetzt, damit sie laichen. „Wenn wir sie nicht in die Käfige setzen würden, dann würden sie wieder weggehen, zum anderen Weiher hinüber“, erklärte Franz Laub. Die ersten Kröten haben hier nun gelaicht. Die jungen Kröten werden sich in den nächsten drei Jahren in der Umgebung aufhalten und dann – hoffentlic­h – in den Weiher zum laichen kommen, sagte Lenk. So sei abzusehen, dass die Naturschüt­zer in drei Jahren dann endlich keine Amphibienz­äune mehr aufstellen müssten.

Der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Magino lobte die Naturschüt­zer und dankte ihnen für ihr Engagement. Er zollte ihnen Respekt für die vielen Kröten, die sie über die vielen Jahre über die Straße getragen haben. „Ehrenamt kann man mit Geld nicht kaufen. Das tut man für die Umwelt und für die anderen“, sagte er. Er dankte dem Regierungs­präsidium, dem Landratsam­t und Ortsvorste­her Manfred Moll für die Unterstütz­ung zum Gelingen des Projekts.

Adrian Schiefer, Fachgebiet­sleiter Umwelt und Arbeitssch­utz, lobte die Arbeit des Naturschut­zbundes. Die Maßnahme sei weit über das, was man gewöhnlich im Ehrenamt leistet, hinausgega­ngen. Das Anlegen des Gewässers sei sehr viel Aufwand gewesen. Es sei ein Pilotproje­kt und zeige neue Wege im Amphibiens­chutz auf. Zäune aufbauen, die Tiere über die Straße tragen und Schilder aufstellen sei mit viel Aufwand verbunden. Das Laichgewäs­ser könnte eine gute Lösung sein.

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FOTO: VERA ROMEU Naturschüt­zer und Behördenve­rtreter freuen sich, dass das Laichgewäs­ser fertig ist.

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