Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Syrien nicht im Stich lassen
Donald Trumps „smarte“Raketen sind in den Giftgas-Produktionsstätten von Machthaber Baschar al-Assad eingeschlagen. Mission erfüllt, freut sich der US-Präsident. Tatsächlich ist absehbar, dass im Bürgerkriegsland Syrien jetzt alles ganz schnell wieder zur grausamen Tagesordnung übergehen wird. Die befürchtete militärische Eskalation zwischen den USA und der Assad-Schutzmacht Russland ist ausgeblieben.
Kreml-Chef Wladimir Putin war klug genug, seine Flotte vor den Luftschlägen auf hoher See zu verstecken. Assad selbst hat umgehend eine neue Militäroffensive gegen die verbliebenen Rebellenhochburgen in seinem geschundenen Land gestartet. Endlich könnten die Vereinten Nationen eine Resolution im Weltsicherheitsrat verabschieden – doch nur, weil diese Resolution sehr zurückhaltend formuliert ist und keinerlei Konsequenzen hätte.
Das Geschwafel in Deutschland über eine neue Oslo-Initiative oder einen Sondergipfel der Europäischen Union wirkt angesichts der Zuschauerrolle, die Deutschland und Europa im Syrienkrieg spielen, geradezu hilflos. Neue Sanktionen gegen Iran oder Russland, um die AssadHelfer zu beeindrucken, bleiben eine Illusion. Manche Kritiker beklagen, dass Deutschland außer sinnlosen Appellen nichts zu bieten habe. Doch es gilt in diesem Zusammenhang auch die Alternative zu benennen: Ein militärisches Eingreifen würde zu noch mehr Toten führen und in einen Kampf gegen russische Truppen münden. Eine Lockerung der Moskau-Sanktionen würde Wladimir Putin nicht auf westlichen Kurs bringen, sondern vielmehr in seinem geopolitischen Machtpoker weiter bekräftigen. Nicht einmal auf eine Festlegung, auf keinen Fall mit Assad zu verhandeln, kann sich die EU einigen.
Die bittere Wahrheit ist: Syriens zynischer Machthaber Baschar alAssad ist kurz davor, den Krieg zu gewinnen. Zu hoffen ist, dass die Europäische Union die Syrer nicht auch nach dem Krieg im Stich lässt, wie sie es in den vergangenen sieben Jahren leider getan hat.