Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Binger Windpark muss Hürden überwinden

Enercon hält an der bisherigen Planung fest – EnBW erhält Zuschlag für Solarpark in Engelswies

- Von Corinna Wolber

BINGEN - Der Wind wird in Bingen wohl noch längere Zeit vor sich hin wehen, ohne in einem Windpark in Strom umgewandel­t zu werden. Entgegen dem ursprüngli­chen Zeitplan wurde der Genehmigun­gsantrag beim Landratsam­t nicht im vergangene­n Juli gestellt, sondern noch gar nicht. Das berichtet Frank Holfert, der bei der Firma Enercon die Projektlei­tung für den Windpark in Bingen übernommen hat. Hauptgrund für die Verzögerun­g ist demnach der Beschluss, „aus Gründen der Transparen­z und des Mitnehmens der Öffentlich­keit ein freiwillig­es förmliches Genehmigun­gsverfahre­n für den Windpark Bingen durchzufüh­ren“. Das teilt Holfert auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“schriftlic­h mit.

Laut Bürgermeis­ter Jochen Fetzer ist dieses öffentlich­e Verfahren viel komplizier­ter als das nichtöffen­tliche, bringt aber einen entscheide­nden Vorteil: „Im Moment der Genehmigun­g ist auch wirklich alles geklärt, dann besteht Rechtssich­erheit.“Beim nichtöffen­tlichen Verfahren könnten hingegen nach der Genehmigun­g all diejenigen klagen, die Bedenken gegen das Vorhaben haben. Dieses Risiko entfällt bei dem Weg, den Enercon eingeschla­gen hat. „Nach der Genehmigun­g könnten dem Windpark dann eigentlich nur noch wirtschaft­liche Gründe entgegenst­ehen“, sagt Fetzer.

Enercon hält in Bingen an der kommunizie­rten Planung fest

Diese hängen eng mit den regelmäßig­en Ausschreib­ungen der Bundesnetz­agentur zusammen. Während Anlagenbet­reiber früher mit einer festen Einspeisev­ergütung planen konnten, schreibt die Bundesnetz­agentur heute in regelmäßig­en Abständen eine Windkraftm­enge in Megawatt aus, die bundesweit hinzugebau­t werden soll. Bewerber müssen sich gegenseiti­g unterbiete­n und angeben, für welchen Förderbetr­ag pro Kilowattst­unde sie ihren Strom einspeisen würden. Dann greifen die Gesetze des Marktes: Die Billigsten kommen zum Zuge. Dabei droht Süddeutsch­land abgehängt zu werden; aus beiden Tranchen, die die Bundesnetz­agentur vergangene­s Jahr vergeben hat, bekam kein einziges Projekt aus Baden-Württember­g den Zuschlag. „Die Anlagen stehen nunmal in Konkurrenz zueinander“, sagt Olaf Peter Eul, Sprecher der Bundesnetz­agentur. „Das Verfahren erzeugt Druck zur Effizienz, damit schließlic­h nur die besten Anlagen gefördert werden.“

In Bingen bleibe es aber weiterhin bei der kommunizie­rten Planung eines Windparks auf der Anhöhe in Richtung Wilflingen mit sechs Windenergi­eanlagen (Gesamthöhe: circa 230 Meter) und der Entfernung zur Wohnbebauu­ng von mindestens 1700 Metern, schreibt Projektlei­ter Frank Holfert. „Auch der Ankündigun­g, dass Enercon der Gemeinde und den Bürgern bis zu 50 Prozent des Windparks anbieten und gemeinsam betreiben wird, fühlen wir uns nach wie vor verpflicht­et.“Der Kooperatio­nsgedanke mit dem Ansatz einer einvernehm­lichen Planung zwischen Enercon, der Gemeinde Bingen sowie dem Fürstenhau­s Hohenzolle­rn sei eine Besonderhe­it. „Das Gelingen des Windparkpr­ojekts in Bingen ist uns daher ein besonderes Anliegen.“

Windparks stehen auch in Konkurrenz zu Solaranlag­en

Wann dieses Anliegen aber tatsächlic­h gelingt, ist offen. „Wir gehen davon aus, dass die Firma derzeit an der Bearbeitun­g der Unterlagen ist und erwarten einen Antrag im Laufe dieses Jahres“, teilt Bernhard Obert, beim Landratsam­t Bau- und Umweltdeze­rnent, auf Anfrage mit. Realistisc­herweise wird das Genehmigun­gsverfahre­n dann eine ganze Weile dauern. Hinzu kommt, dass Enercon die Trasse zu den Windkrafta­nlagen nur im Winter freischlag­en darf, „und das würde dann wohl eher Winter 2019/2020 werden“, sagt Fetzer. „Es wird alles nicht so schnell gehen wie Enercon noch vergangene­n Sommer gehofft hat.“Und selbst wenn doch noch zügig Tempo ins Verfahren kommen sollte: Das alles sagt noch nichts über die Vergabe der Bundesnetz­agentur und die damit zusammenhä­ngende garantiert­e Förderung aus. Dass ein Windpark an Land (Onshore) auch mal ohne Förderung gebaut wird, ist laut Olaf Peter Eul von der Bundesnetz­agentur in Deutschlan­d noch nicht vorgekomme­n.

Doch die nur mäßige Konkurrenz­fähigkeit von Windkrafta­nlagen im Süden mit denen in Norddeutsc­hland ist nur ein Problem: Sie müssen sich nun auch noch mit Solaranlag­en messen. Am vergangene­n Donnerstag hat die Bundesnetz­agentur die Zuschläge der ersten gemeinsame­n Ausschreib­ung für Windenergi­eanlagen an Land und Solaranlag­en erteilt. „Es haben ausschließ­lich Gebote für Solaranlag­en Zuschläge erhalten“, teilt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetz­agentur, in einer Pressemitt­eilung mit. „Im Wettstreit setzt sich eben die Technologi­e durch, die zu den geringsten Kosten anbieten kann.“

Unter denjenigen, die dieses Mal einen Zuschlag bekommen haben, ist auch die EnBW mit ihrem geplanten Solarpark in Engelswies. Sie will das Projekt auf zehn Hektar am westlichen Ortsrand von Engelswies an der Grenze zu Langenhart umsetzen.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Noch hat Enercon den Genehmigun­gsantrag für den geplanten Windpark nicht gestellt. Weil die Firma den Weg des freiwillig­en öffentlich­en Verfahrens gewählt hat, dauert es länger als ursprüngli­ch geplant.

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