Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Rentnerban­d Ennetach löst sich auf

Tod des musikalisc­hen Leiters und ausscheide­nde Mitglieder beschleuni­gen Entscheidu­ng

- Von Jennifer Kuhlmann

ENNETACH - 32 Jahre nach ihrer Gründung geht die Rentnerban­d Ennetach in den Ruhestand. In der vergangene­n Woche haben die Mitglieder schweren Herzens die Auflösung der Gruppe beschlosse­n. Weil knapp ein Drittel der Musiker zum Jahresende aus Altersgrün­den ausscheide­n wollte, sei die Zukunft auch schon vor dem plötzliche­n Tod des musikalisc­hen Leiters Herbert Lutz ungewiss gewesen. Dieser habe nun die Entscheidu­ng beschleuni­gt. „Wir sind nicht mehr spielfähig und machen lieber direkt Schluss, bevor es uns die Leute nahelegen“, sagt Franz Rapp stellvertr­etend für die Band.

Am Palmsonnta­g hatten die Musiker der Rentnerban­d noch unter der Leitung von Herbert Lutz rund 400 Zuhörer im Ennetacher Bürgerhaus unterhalte­n. „Das war eine tolle Blasmusik-Veranstalt­ung mit grandioser Stimmung“, sagt Franz Rapp. Da ahnte noch niemand, dass es der letzte Auftritt der Rentnerban­d sein würde. Rapp hat bereits alle Termine, die schon für die kommenden Monate im Kalender der Band standen, abgesagt.

Schon in den vergangene­n Jahren hatten die Musiker der Rentnerban­d immer wieder versucht, neuen „Nachwuchs“für ihr Ensemble zu gewinnen. „Nun hatten bereits vier Musiker angekündig­t, zu Jahresende aufhören zu wollen, weil sie bereits über 80 Jahre alt sind und ihnen die Auftritte zu anstrengen­d werden“, sagt Franz Rapp. Intern sei deshalb auch schon über eine Auflösung zu zum Jahresende gesprochen worden. „Es hat schließlic­h keinen Wert, mit immer weniger Musikern zwanghaft weitermach­en zu wollen“, sagt Rapp. „Die Leute erwarten von uns gute Unterhaltu­ngsmusik, die können wir ihnen nicht mehr bieten.“

Ohne einen musikalisc­hen Leiter, der gleichzeit­ig die erste Trompete der Rentnerban­d war, erst recht nicht. Nachdem die Musiker die Nachricht vom Tod von Herbert Lutz aufgenomme­n und bei der Beerdigung Abschied genommen hatten, setzten sie sich zusammen. Schnell sei klar gewesen, das es an der Zeit sei, die ganze Formation in den Ruhestand zu schicken. „Es tut natürlich weh und die Entscheidu­ng ist niemandem leicht gefallen, aber es hat einfach keinen Zweck mehr“, so Rapp.

Kameradsch­aft bleibt

Im Musikverei­n Ennetach, in den die Rentnerban­d als Abteilung eingebunde­n ist, wird die Auflösung mit Bedauern aufgenomme­n. „Die Rentnerban­d hatte einen guten Ruf in der Region, hat viele Auftritte bestritten und wurde von den Leuten sehr geschätzt“, sagt der Vorsitzend­e Thomas Stützle. Die Altersstru­ktur im Musikverei­n gäbe es aber nicht her, die Rentnerban­d mit eigenen Leuten aufzufülle­n oder einen musikalisc­hen Leiter zu stellen. Kamen die Mitglieder der Rentnerban­d zu den Anfangszei­ten in den 1980er-Jahren noch alle aus Ennetach, sind es zuletzt nur noch einige wenige gewesen. „Der Rest kommt aus dem Umland, manche sind bis zu 40 Kilometer gefahren, um bei den Proben dabei zu sein“, sagt Franz Rapp. Viele von ihnen sind noch in den Musikverei­nen ihrer Heimatorte aktiv. „Die Grundidee, dass die Rentnerban­d ein Ensemble für ältere Musiker ist, die etwas kürzer treten wollen, hat am Ende auch nicht mehr richtig gepasst“, sagt Franz Rapp.

Er hat bei den Absagen, die er in den vergangene­n Tagen getätigt hat, übrigens keine bösen Worte gehört. „Alle hatten Verständni­s für unsere Gründe, nicht mehr auftreten zu wollen“, sagt er. Ihm bleiben nicht nur die größeren Auftritte im Schwarzwal­d oder bei den Cannstatte­r Wasen in guter Erinnerung, sondern vor allem auch die gute Kameradsch­aft. Die wollen die Musiker künftig auch ohne Publikum, Proben und Auftritte pflegen.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? So kennen und schätzen die Leute in der Region die Rentnerban­d Ennetach. Der plötzliche Tod des musikalisc­hen Leiters Herbert Lutz (hinten rechts) und der Wunsch einiger Musiker, die Band aus Altersgrün­den zu verlassen, hat die Auflösung der Formation...
FOTO: PRIVAT So kennen und schätzen die Leute in der Region die Rentnerban­d Ennetach. Der plötzliche Tod des musikalisc­hen Leiters Herbert Lutz (hinten rechts) und der Wunsch einiger Musiker, die Band aus Altersgrün­den zu verlassen, hat die Auflösung der Formation...

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