Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Rentnerband Ennetach löst sich auf
Tod des musikalischen Leiters und ausscheidende Mitglieder beschleunigen Entscheidung
ENNETACH - 32 Jahre nach ihrer Gründung geht die Rentnerband Ennetach in den Ruhestand. In der vergangenen Woche haben die Mitglieder schweren Herzens die Auflösung der Gruppe beschlossen. Weil knapp ein Drittel der Musiker zum Jahresende aus Altersgründen ausscheiden wollte, sei die Zukunft auch schon vor dem plötzlichen Tod des musikalischen Leiters Herbert Lutz ungewiss gewesen. Dieser habe nun die Entscheidung beschleunigt. „Wir sind nicht mehr spielfähig und machen lieber direkt Schluss, bevor es uns die Leute nahelegen“, sagt Franz Rapp stellvertretend für die Band.
Am Palmsonntag hatten die Musiker der Rentnerband noch unter der Leitung von Herbert Lutz rund 400 Zuhörer im Ennetacher Bürgerhaus unterhalten. „Das war eine tolle Blasmusik-Veranstaltung mit grandioser Stimmung“, sagt Franz Rapp. Da ahnte noch niemand, dass es der letzte Auftritt der Rentnerband sein würde. Rapp hat bereits alle Termine, die schon für die kommenden Monate im Kalender der Band standen, abgesagt.
Schon in den vergangenen Jahren hatten die Musiker der Rentnerband immer wieder versucht, neuen „Nachwuchs“für ihr Ensemble zu gewinnen. „Nun hatten bereits vier Musiker angekündigt, zu Jahresende aufhören zu wollen, weil sie bereits über 80 Jahre alt sind und ihnen die Auftritte zu anstrengend werden“, sagt Franz Rapp. Intern sei deshalb auch schon über eine Auflösung zu zum Jahresende gesprochen worden. „Es hat schließlich keinen Wert, mit immer weniger Musikern zwanghaft weitermachen zu wollen“, sagt Rapp. „Die Leute erwarten von uns gute Unterhaltungsmusik, die können wir ihnen nicht mehr bieten.“
Ohne einen musikalischen Leiter, der gleichzeitig die erste Trompete der Rentnerband war, erst recht nicht. Nachdem die Musiker die Nachricht vom Tod von Herbert Lutz aufgenommen und bei der Beerdigung Abschied genommen hatten, setzten sie sich zusammen. Schnell sei klar gewesen, das es an der Zeit sei, die ganze Formation in den Ruhestand zu schicken. „Es tut natürlich weh und die Entscheidung ist niemandem leicht gefallen, aber es hat einfach keinen Zweck mehr“, so Rapp.
Kameradschaft bleibt
Im Musikverein Ennetach, in den die Rentnerband als Abteilung eingebunden ist, wird die Auflösung mit Bedauern aufgenommen. „Die Rentnerband hatte einen guten Ruf in der Region, hat viele Auftritte bestritten und wurde von den Leuten sehr geschätzt“, sagt der Vorsitzende Thomas Stützle. Die Altersstruktur im Musikverein gäbe es aber nicht her, die Rentnerband mit eigenen Leuten aufzufüllen oder einen musikalischen Leiter zu stellen. Kamen die Mitglieder der Rentnerband zu den Anfangszeiten in den 1980er-Jahren noch alle aus Ennetach, sind es zuletzt nur noch einige wenige gewesen. „Der Rest kommt aus dem Umland, manche sind bis zu 40 Kilometer gefahren, um bei den Proben dabei zu sein“, sagt Franz Rapp. Viele von ihnen sind noch in den Musikvereinen ihrer Heimatorte aktiv. „Die Grundidee, dass die Rentnerband ein Ensemble für ältere Musiker ist, die etwas kürzer treten wollen, hat am Ende auch nicht mehr richtig gepasst“, sagt Franz Rapp.
Er hat bei den Absagen, die er in den vergangenen Tagen getätigt hat, übrigens keine bösen Worte gehört. „Alle hatten Verständnis für unsere Gründe, nicht mehr auftreten zu wollen“, sagt er. Ihm bleiben nicht nur die größeren Auftritte im Schwarzwald oder bei den Cannstatter Wasen in guter Erinnerung, sondern vor allem auch die gute Kameradschaft. Die wollen die Musiker künftig auch ohne Publikum, Proben und Auftritte pflegen.