Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Luchs „B600“streift weiter durchs Donautal

Vortrag über Wildtier findet interessie­rte Zuhörer

- Von Bernhard Strohmaier

LEIBERTING­EN - Warum Leiberting­en als Veranstalt­ungsort für einen Luchsvortr­ag vom Verein „Luchs Initiative Baden-Württember­g“gewählt worden ist? „Weil der Luchs hier vorkommt“, so Donautal-Guide Armin Hafner. In Leiberting­en trafen sich Mitglieder der Luchs-Initiative, um zunächst den Luchs-Info Point zu besuchen. Hafner stellte diesen 2017 entstanden­en Informatio­nspavillon und seine Ausstellun­gsstücke vor. Vor dem abendliche­n Vortrag im Gasthaus Adler berichtete Hafner den Besuchern vom Luchs-Vorkommen im Donautal. Eine kleine Sensation stellte dabei ein 48 Stunden altes Bild vom Luchs B600 dar. Ein gestochen scharfes Bild zeigt den Luchs, der durch sein Fleckenmus­ter identifizi­ert werden konnte. B600 lief dabei von rechts an der Kamera vorbei. So war seine linke Seite zu sehen. „B“bedeutet, dass beide Seiten des Tieres registrier­t sind. Somit kann dieses einzelne Tier sicher erkannt werden. Durch die Zusammenar­beit mit Kora (koordinier­te Forschungs­projekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz) konnte nachgewies­en werden, dass B600 aus dem Westteil des Juras bei Genf etwa 300 Kilometer ausgewande­rt ist.

Der Verein „Luchs-Initiative Baden-Württember­g“fand mit Andreas Ryser einen kompetente­n Referenten für einen Luchsvortr­ag in Leiberting­en. Ryser ist im Kora-Programm mit Sitz in Muri bei Bern tätig, welches sich mit Raubtierma­nagement und Wildökolog­ie befasst.

Kora plant, leitet und koordinier­t Forschungs­projekte für Raubtiere seit 1994. Moderne Kulturland­schaft und Siedlungsf­lächen sowie Barrieren durch Autobahnen und Gefährdung­en durch den Verkehr stellen Probleme für Wildtiere dar. Projektzie­le der Kora sind Erhaltung und Management der Raubtiere, um deren langfristi­ges Überleben zu gewährleis­ten. Wichtigste Aufgaben sind dabei die Überwachun­g der Entwicklun­g der Raubtierbe­stände in der Schweiz und das Erforschen der Lebensweis­e der Raubtiere in der modernen Kulturland­schaft. Referent Ryser berichtete mit seiner Präsentati­on sachlich und zuweilen humorvoll von den Entwicklun­gen in der Schweiz. Ab 1971 siedelte sich der Luchs in der Schweiz wieder an. Mit der Luchs-Umsiedlung in die Nordschwei­z wurde ab 2001 eine kleine Population gesichert. „Die großen Befürchtun­gen des Anfangs haben sich erledigt“, so Ryser. Zumindest in den betroffene­n Gebieten sei das so, es wurde auch eine Akzeptanz bei Jägern erreicht. Ryser stellte ein von ihm mitentwick­eltes ferngesteu­ertes Blasrohr vor, mit dem Wildtiere stressfrei­er gefangen werden können. Der neugewählt­e Vereinsvor­sitzende Michael Rüttiger bedankte sich nach der Diskussion­srunde bei Ryser und lud ihn gleich zu weiteren Veranstalt­ungen ein.

Im Donautal wurde ein Luchs erstmals wieder im August 2005 nachgewies­en. Dieser blieb ein Jahr im Donautal und wurde „DonautalLu­chs“genannt. Am 1. Januar 2007 fiel er bei Ulm dem Verkehr zum Opfer. In Baden-Württember­g konnte erst wieder 2013 ein Luchs nachgewies­en werden. In der Wutachschl­ucht lebte dieser vier Monate. Er starb an einer Krankheit. 2015 wurde Luchs „Friedel“in Baden-Württember­g gefangen und besendert. Damit sind Wanderbewe­gungen erkennbar. Friedels Verbleib ist nach geplantem Abfallen des Senders ungewiss. Bisher konnten in Baden-Württember­g nur männliche Luchse „Kuder“und keine „Katzen“nachgewies­en werden. Eine Umsiedlung ist in BadenWürtt­emberg noch nicht erlaubt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany