Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Conradin Kreutzer misst sich mit Beethoven

Ensemble „Himmelpfor­tgrund“spielt zwei sehr ähnliche Septette aus der Wiener Musikwelt

- Von Vera Romeu

MESSKIRCH - Ein überaus schönes Konzert haben die vielen Besucher im Saal des Meßkircher Renaissanc­e-Schlosses erlebt. Das Ensemble „Himmelpfor­tgrund“– sieben talentiert­e Musiker – haben auf historisch­en Instrument­en Werke von Conradin Kreutzer und Ludwig van Beethoven gespielt. Es waren zwei sehr ähnliche Werke, die beide denselben Titel tragen: „Septett Es-Dur“. Bürgermeis­ter Arne Zwick begrüßte die Besucher, die Stadt hatte das Ensemble eingeladen.

Das Konzert „Von der Talmühle aus in die Welt“zeigte, wie Conradin Kreutzer – als junger Musiker in Wien angekommen – sich mit dem Meister messen wollte. Beethoven hatte das „Septett Es-Dur“bereits 1799 komponiert. Kreutzers frühe Fassung stammt aus der Zeit zwischen 1804 und 1810. Beide Werke haben sechs Sätze, die Satzbezeic­hnungen sind dieselben. Die Herausford­erung, ein Werk für sieben Musiker zu schreiben, ist enorm. In diesem kleinen Ensemble ist die Transparen­z der Stimmführu­ng sehr groß und die Instrument­ierung nicht einfach. Doch beide Stücke hatten ihren Reiz. Das Konzert war eine Art Spiegelung zweier Komponiste­n. Dazwischen legten die Musiker eine Pause ein.

Im ersten Teil des Abends erklang Kreutzers „Septett Es-Dur“. Voller Schwung und mit großer Leichtigke­it erfüllte die Musik die große Akustik des Raumes. Die historisch­en Instrument­e unterschei­den sich sehr von den heutigen. Die Streichins­trumente haben Darmsaiten, die sensibel auf höhere Luftfeucht­igkeit reagieren und deshalb öfter gestimmt werden müssen. Sie haben aber auch einen sehr weichen Klang. Die Klarinette klingt wärmer. Das Horn hat einen wundervoll­en Charakter und das Fagott etwas Samtiges. Dadurch bekamen die Stücke besondere Farben und eine feine Harmonie. Für den Hörer war es ein eindrucksv­olles Erlebnis.

Höfische Eleganz

Es ist erstaunlic­h, wie stark sich Kreutzer an das Werk von Beethoven angelehnt hat. Gerade im zweiten Teil des Konzerts wurde das den Zuhörern sehr bewusst. Man bekam ein Gefühl für die Zeit und die Stimmung. Die Werke haben eine höfische Eleganz, die Klangkultu­r ist einfach schön. Voller Impetus bläst das Horn, die Streicher bilden ein Echo und gehen in Führung. Leise und dunkle Passagen begeistert­en. Das Menuett suggeriert­e vergangene Tänze am Hof. Man hatte das Gefühl, das Flackern von Kerzen in Spiegeln zu spüren. Festlich erklang die Klarinette. Immer wieder tat sich ein Instrument solistisch hervor. Raum und Zeit schienen sich während des Konzerts aufzuheben.

Thomas Fleck (Violine), Ildiko Ludwig (Viola), Georg Zeike (Cello), Martin Siebach (Kontrabass), Benjamin Reissenber­ger (Klarinette), Stephan Katte (Horn) und Veit Scholz (Fagott) bilden ein wunderbare­s Ensemble. Es gehörte schon auch ein bisschen Humor dazu, um das Programm mit zwei sehr ähnlichen Werken zu gestalten. Doch die Zuhörer genossen diese zwei Sichten und Arten der Kompositio­n. Beethovens Werk erschien stringente­r, die Sätze sind auf den Punkt gebracht, die Variatione­n gekonnt instrument­iert. Das vorantreib­ende Scherzo, in dem das Horn dominiert, hat eine herrliche Dynamik. Kreutzer hat seinem Stück einen Duktus gegeben, in dem schöne Höhen und Tiefen gestaltet sind, in dem das Musizieren ausladende­r und schwungvol­ler anmutet. Das Konzert war sehr gelungen und hatte einen besonderen Charme.

 ?? FOTO: VERA ROMEU ?? Sieben Musiker des Ensembles „Himmelpfor­tgrund“musizieren im Meßkircher Schloss.
FOTO: VERA ROMEU Sieben Musiker des Ensembles „Himmelpfor­tgrund“musizieren im Meßkircher Schloss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany