Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Investor plant Seniorenheim in Hettingen
Die BeneVit Holding aus Mössingen will 50 neue Arbeitsplätze schaffen.
HETTINGEN - Die kleine Alb-Gemeinde Hettingen mausert sich zum Gesundheitsstandort. Nicht nur das Ärztehaus soll in diesem Jahr eröffnen, auch ein Seniorenheim könnte bald im Laucherttal gebaut werden. Wie Bürgermeisterin Dagmar Kuster bei der vergangenen Sitzung des Gemeinderates stolz bekanntgab, habe der Investor BeneVit aus Mössingen bereits erste Pläne für eine Anlage entwickelt. Rund sechs Millionen Euro will das Unternehmen investieren. Der Investor werde damit „eine Infrastruktur schaffen, die uns richtig weiterbringen wird“, sagt Dagmar Kuster.
Konkret interessiert sich das Dienstleistungsunternehmen BeneVit, das sich auf die Geschäftsfelder ambulante Dienste und Wohnformen für ältere Menschen spezialisiert hat, für ein Grundstück an der Straße Im Winkel. Bereits in der Vergangenheit hatte Hettingen die Gebäude auf dem zentral im Tal gelegenen Gelände aufgekauft, um neue Unternehmen anzusiedeln. „Bislang haben unsere Bemühungen leider nicht geklappt“, sagt Kuster. Der Grund: Eines der Gebäude – das seit gut zehn Jahren leerstehende Bauernhaus Im Winkel 3 – steht unter Denkmalschutz. Einem Abriss habe die Denkmalbehörde bislang nicht zugestimmt. Ein Altenheim aber würde den Ort Hettingen, seine Wirtschaft und Infrastruktur wesentlich bereichern. Daher ist die Hettinger Verwaltung zuversichtlich, dass die Denkmalschützer in diesem besonderen Fall grünes Licht geben könnten.
Ein so genannter „vorhabenbezogener Bebauungsplan“soll jetzt von einem Planungsbüro aus Memmingen ausgearbeitet werden. Den Beschluss dazu fasste der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Dienstagabend. Dort stellte Dagmar Kuster den Lokalpolitikern auch erste Entwurf-Skizzen des Altenheimes vor: Auf der Fläche von rund einem halben Hektar soll ein leicht gebogener, zweigeschossiger Gebäuderiegel mit angrenzenden Grün- und Gartenflächen entstehen.
Die Pflegeeinrichtung mit vier Wohngemeinschaften à 14 Betten soll neue Formen der Pflege und Unterbringung vereinen. Die Firma BeneVit möchte in Hettingen ein besonderes Modellprojekt umsetzen, das sie selbst entwickelt habe, erklärt Geschäftsführer Kasper Pfister. Eine erste Modell-Anlage betreibt der Unternehmer bereits in Wyhl am Kaiserstuhl. Dort können Bewohner auf Wunsch entweder von ambulanten Pflegediensten oder auch von den eigenen Angehörigen gepflegt werden.
„Wir haben den Schwerpunkt unserer Standorte im ländlichen Raum“, sagt Pfister, der in Burladingen geboren wurde. Dort betreibt sein Unternehmen ebenfalls ein Seniorenheim. Mit der ebenfalls aus Burladingen stammenden Hettinger Bürgermeisterin Dagmar Kuster habe schon seit langem der Kontakt bestanden, sagt Pfister. Ihren wiederholten Anfragen sei es zu verdanken, dass BeneVit sich tatsächlich für einen Bau in Hettingen entschieden habe, so der Investor.
In den vergangenen Jahren hat sich BeneVit stark vergrößert. Laut Bundesanzeiger investierte das Unternehmen in neue Einrichtungen und übernahm andere ambulante Pflegedienste. 2016 erwirtschaftete die Holding, die insgesamt neun Gesellschaften bündelt, Umsatzerlöse von mehr als 68 Millionen Euro. Zu den neuesten Projekten gehört auch ein Ärztehaus in Burladingen am Rathausplatz.
In Hettingen hingegen plant die Gemeinde bekanntlich selbst ein
sagt Bürgermeisterin Dagmar Kuster.
Ärztehaus, das in den kommenden Monaten eröffnet werden soll. Die Verwaltung hofft hier auf Synergien: Ärztehaus und Pflegeheim seien „eine gute Kombination“, meint Dagmar Kuster. Zusammen könnten sie weitere Unternehmen aus dem Gesundheitssektor anlocken. Denkbar seien beispielsweise Apotheken und Physiotherapeuten.
Noch aber ist das Zukunftsmusik. Denn allein für die Erstellung des Bebauungsplans, der auch vom Landratsamt genehmigt werden muss, rechnet die Stadt im besten Fall mit einer Zeit von einem halben Jahr. Schon früh allerdings soll die Öffentlichkeit mit ins Boot geholt werden. Anwohner und Interessierte können am 7. Mai bei einer Informationsveranstaltung ihre Fragen stellen. Auch Investor Kasper Pfister wird dabei zugegen sein.
„Ich denke, dass es eine positive Entwicklung für das gesamte Laucherttal wäre“,