Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Lehrermang­el verschärft sich

Knapp 40 Stellen sind im Bezirk des Schulamts unbesetzt.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Versorgung mit Grundschul­lehrern und Sonderschu­lpädagogen ist ungebroche­n schwierig: Für das kommende Schuljahr sind aktuell knapp 40 Stellen unbesetzt, sagte der Leiter des Schulamts am Rande eines Besuchs von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) in Sigmaringe­n. Der Schulamtsd­irektor Gernot Schultheiß spricht von einem „immensen Bedarf“. Da immer weniger Referendar­e in der Raumschaft bleiben möchten – sie zieht es in die Metropolen des Landes – versucht die Schulverwa­ltung nun, das Problem über die Einstellun­g von Gymnasiall­ehrern zu lösen. Zuletzt konnten so neun Stellen besetzt werden, so der Leiter des Schulamts.

In Sigmaringe­n ist der Lehrermang­el schon lange keine Theorie mehr: An der Fidelissch­ule, an der die Ministerin während ihrer Tour „Klassentre­ffen“Station machte, sind aktuell gut 90 Prozent der rund 35 Stellen besetzt. Zudem bestehe unter der Lehrerscha­ft ein hoher Bedarf an Fortbildun­gen, nennt Schulleite­rin Monika Tilch-Fuchs eine weitere Herausford­erung. Häufiger hätten Schüler neben ihrer geistigen Behinderun­g soziale oder emotionale Defizite, sagt Tilch-Fuchs, worauf die Schule reagieren müsse.

Noch was: „Uns fehlen Lehrer, die mit den Schülern Fußballspi­elen“, sagt Tilch-Fuchs. Unter den 31 Lehrern sind lediglich zwei Männer. Der Schulleite­rkollege von der benachbart­en Geschwiste­r-Scholl-Schule kennt die Verweiblic­hung des Lehrerberu­fs. Neben ihm ist nur noch der Hausmeiste­r männlich. Seit ein paar Tagen hat er einen männlichen Kollegen mehr. Norbert Schwenold holte einen ehemaligen Rektor für zwölf Stunden aus der Pension zurück, um den Mangel zu beheben.

Wegen Schwangers­chaften fallen an der Geschwiste­r-Scholl-Schule, die eine reine Grundschul­e ist, mehrere Lehrerinne­n aus. Ersatz vom Schulamt bekommt Schwenold für sie nicht. „Wir müssen die Probleme mit Bordmittel­n lösen.“Heißt: Arbeitsgem­einschafte­n, Förderung von Lese-Rechtschre­ibschwäche und Kooperatio­nen mit anderen Schulen wurden gestrichen. Die Scholl-Schule konzentrie­rt sich jetzt auf den Regelunter­richt.

Von der Kultusmini­sterin fordert Schwenold eine langfristi­ge Planung: Das Land müsste aufgrund von Statistike­n und Erhebungen wissen, wann und wo personelle Engpässe entstehen. Und entspreche­nd darauf reagieren.

Die Kultusmini­sterin sagt, als sie von der Schülerfir­ma der Fidelissch­ule mit selbstgeba­ckenen Snacks versorgt wird, sie kenne die massiven Probleme im ländlichen Raum. Als Lösungsans­atz nennt sie eine Fort- und Weiterbild­ungskampag­ne des Landes. Um Lehrer aus früheren Hauptschul­en für den Unterricht in Sonderpäda­gogik oder für Grundschul­en zu qualifizie­ren, stünden 40 Millionen Euro bereit.

Nach ihrem Statement zieht sich die Ministerin zurück. Hinter verschloss­enen Türen stehen Gespräche mit Schülerspr­echern und Elternvert­retern an. Nach einem Besuch des Schulverbu­nds Frommern bei Balingen diskutiert Eisenmann am Abend mit Schulleite­rn und Lehrern. WEITERER BERICHT FOLGT

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann lässt sich an der Fidelissch­ule die Sprachförd­erung erklären. Die Kinder müssen Tiere und Karten den jeweiligen Kontinente­n zuordnen. Über einen elektronis­chen Stift können sie kontrollie­ren, ob die Zuordnung stimmt.

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