Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Lehrermangel verschärft sich
Knapp 40 Stellen sind im Bezirk des Schulamts unbesetzt.
SIGMARINGEN - Die Versorgung mit Grundschullehrern und Sonderschulpädagogen ist ungebrochen schwierig: Für das kommende Schuljahr sind aktuell knapp 40 Stellen unbesetzt, sagte der Leiter des Schulamts am Rande eines Besuchs von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in Sigmaringen. Der Schulamtsdirektor Gernot Schultheiß spricht von einem „immensen Bedarf“. Da immer weniger Referendare in der Raumschaft bleiben möchten – sie zieht es in die Metropolen des Landes – versucht die Schulverwaltung nun, das Problem über die Einstellung von Gymnasiallehrern zu lösen. Zuletzt konnten so neun Stellen besetzt werden, so der Leiter des Schulamts.
In Sigmaringen ist der Lehrermangel schon lange keine Theorie mehr: An der Fidelisschule, an der die Ministerin während ihrer Tour „Klassentreffen“Station machte, sind aktuell gut 90 Prozent der rund 35 Stellen besetzt. Zudem bestehe unter der Lehrerschaft ein hoher Bedarf an Fortbildungen, nennt Schulleiterin Monika Tilch-Fuchs eine weitere Herausforderung. Häufiger hätten Schüler neben ihrer geistigen Behinderung soziale oder emotionale Defizite, sagt Tilch-Fuchs, worauf die Schule reagieren müsse.
Noch was: „Uns fehlen Lehrer, die mit den Schülern Fußballspielen“, sagt Tilch-Fuchs. Unter den 31 Lehrern sind lediglich zwei Männer. Der Schulleiterkollege von der benachbarten Geschwister-Scholl-Schule kennt die Verweiblichung des Lehrerberufs. Neben ihm ist nur noch der Hausmeister männlich. Seit ein paar Tagen hat er einen männlichen Kollegen mehr. Norbert Schwenold holte einen ehemaligen Rektor für zwölf Stunden aus der Pension zurück, um den Mangel zu beheben.
Wegen Schwangerschaften fallen an der Geschwister-Scholl-Schule, die eine reine Grundschule ist, mehrere Lehrerinnen aus. Ersatz vom Schulamt bekommt Schwenold für sie nicht. „Wir müssen die Probleme mit Bordmitteln lösen.“Heißt: Arbeitsgemeinschaften, Förderung von Lese-Rechtschreibschwäche und Kooperationen mit anderen Schulen wurden gestrichen. Die Scholl-Schule konzentriert sich jetzt auf den Regelunterricht.
Von der Kultusministerin fordert Schwenold eine langfristige Planung: Das Land müsste aufgrund von Statistiken und Erhebungen wissen, wann und wo personelle Engpässe entstehen. Und entsprechend darauf reagieren.
Die Kultusministerin sagt, als sie von der Schülerfirma der Fidelisschule mit selbstgebackenen Snacks versorgt wird, sie kenne die massiven Probleme im ländlichen Raum. Als Lösungsansatz nennt sie eine Fort- und Weiterbildungskampagne des Landes. Um Lehrer aus früheren Hauptschulen für den Unterricht in Sonderpädagogik oder für Grundschulen zu qualifizieren, stünden 40 Millionen Euro bereit.
Nach ihrem Statement zieht sich die Ministerin zurück. Hinter verschlossenen Türen stehen Gespräche mit Schülersprechern und Elternvertretern an. Nach einem Besuch des Schulverbunds Frommern bei Balingen diskutiert Eisenmann am Abend mit Schulleitern und Lehrern. WEITERER BERICHT FOLGT