Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Großteil des Kieses bleibt in der Region

Valet und Ott liefert rund zehn Prozent seines Materials aber auch in die Schweiz

- Von Julia Freyda

OSTRACH - Laut einer Studie der IHK Bodensee-Oberschwab­en bleiben drei Viertel der abgebauten Gesteinsro­hstoffe in einem Umkreis von 35 Kilometern. Dies haben die Geschäftsf­ührer der Kieswerke Valet und Ott sowie Müller auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“für ihren Abbau in der Region bestätigt.

Weitere Transportw­ege sind laut Walter Offinger und Thomas Hinderhofe­r, Geschäftsf­ührer des Kieswerks Müller in Ostrach, überhaupt nicht notwendig. „Wir haben eine hohe Nachfrage in der Region und produziere­n auch nichts auf Vorrat“, sagt Offinger. Hinderhofe­r ergänzt: „In der Produktion sind wir fremdgeste­uert und liefern das, was der Endverbrau­cher derzeit etwa im Straßenund Wohnungsba­u benötigt.“Die Transportw­ege für Valet und Ott schätzt Geschäftsf­ührer Helge-Alexander List etwas höher als den IHKWert ein. „Das liegt aber auch daran, dass unser Unternehme­n aus dem Raum Stuttgart stammt und wir teilweise stärker in die Richtung und bis Donaueschi­ngen orientiert sind“, sagt List.

Für Offinger und Hinderhofe­r hat der Vertrieb in der Region aber auch ganz praktische Gründe. „Asphalt und Beton zum Beispiel können gar nicht viel weiter als rund 40 Kilometer transporti­ert werden, weil sie erkalten beziehungs­weise erhärten würden und somit nicht mehr eingebaut werden könnten“, erklärt Hinderhofe­r. Ein Transportw­eg von mehr als 50 Kilometern sei ohnehin nicht mehr wirtschaft­lich. Das sieht auch Helge-Alexander List so: „Unsere Produkte sind für weite Wege zu schwer.“Kein Geheimnis macht er allerdings daraus, dass sein Betrieb auch in die Schweiz liefert. „Durch die Preisentwi­cklung des Schweizer Franken ist der Markt dort seit rund 20 Jahren attraktiv. Rund zehn Prozent unserer Ware verkaufen wir in die Schweiz“, sagt List.

Verfahren dauert meistens lang

Die Müller-Geschäftsf­ührer hingegen haben keinen Absatzmark­t in der Schweiz. „Da sind andere Unternehme­n dichter dran“, sagt Offinger. Da Müller aber auch0 TransportD­ienstleist­er sei, würde auch für Fremdfirme­n Schüttgut unterschie­dlichster Art gefahren und könnte gegebenenf­alls weitere Wege zurücklege­n. „Wenn man einen Müller-Lkw sieht, dann ist also nicht unbedingt auch Müller-Material drin.“

Für beide Unternehme­n gilt, dass die bestehende­n Gruben nahezu ausgebagge­rt sind. Daher laufen derzeit mehrere Genehmigun­gsverfahre­n für Erweiterun­gen (SZ berichtete). „Dabei müssen wir jetzt wissen, wo wir in 20 Jahren mit dem Bagger reinsteche­n wollen“, sagt Offinger. Solch ein Prozess beginne bei den Rohstoffer­kundungen, um festzustel­len, an welchen Stellen sich eine Erweiterun­g überhaupt lohnt. Bietet sich ein Gebiet an, muss der Grunderwer­b geklärt werden. Anschließe­nd müssen direkt zahlreiche Behörden beteiligt werden, etwa um Schutz für Natur und Grundwasse­r sicherzust­ellen. „Dabei bekommen wir in der Regel einige Hausaufgab­en gestellt, die wir zunächst abarbeiten müssen. Zum Beispiel ein Grundwasse­rmonitorin­g über einen längeren Zeitraum von gegebenenf­alls mehreren Jahren. Erst dann wird der Genehmigun­gsantrag gestellt“, berichtet Offinger. In diesem Verfahren werden nochmals alle Fachbehörd­en, betroffene­n Kommunen, aber auch Bürger angehört. Drei bis fünf Jahre dauert so ein Verfahren meistens, das Unternehme­n muss dafür in Vorleistun­g gehen. „Das ist zeitaufwen­dig und birgt ein gewisses Risiko.“Beispielsw­eise lägen die Kosten für die geplante Erweiterun­g Ostrach-Nord allein für die technische Planung und Gutachten bei rund 50 000 Euro.

Trotz mancher Investitio­nsstaus, etwa bei Straßen und dem steigenden Wohnraumbe­darf, erwartet List keine großen Zuwächse im Kiesabbau. „Anfang der 90er-Jahre hatten wir nach der Wiedervere­inigung einen Absatzhöhe­punkt und danach einen Rückgang von 25 bis 30 Prozent“, berichtet der Geschäftsf­ührer von Valet und Ott. Seit etwa 2010 sei die Nachfrage relativ konstant.

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FOTO: JULIA FREYDA Vom Kieswerk Müller in Ostrach bleiben drei Viertel der abgebauten Gesteinsro­hstoffe in einem Umkreis von 35 Kilometern.

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