Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trotz Kritik: Rat genehmigt Stelle für Jugendbete­iligung

Gammerting­en will Projekt auch ohne Förderung aus dem Programm „Landaufsch­wung“fortsetzen

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Bei der Enthaltung von Birgit Ocker (Gleiches Recht für alle) hat sich der Gammerting­er Gemeindera­t in seiner Sitzung am Dienstagab­end für die Fortführun­g der Jugendbete­iligung ausgesproc­hen – auch ohne eine Förderung aus dem Landesprog­ramm „Landaufsch­wung“. Dafür soll es ab Juli eine zusätzlich­e 25-Prozent-Stelle in der offenen Jugendarbe­it geben, die die Stadt 16 200 Euro pro Jahr kostet. Verantwort­lich für die Jugendbete­iligung ist dann weiterhin Susanne Grau, die die Jugendlich­en bereits seit Mai 2017 unterstütz­t. Sie stellte im Gemeindera­t erste Ergebnisse vor, bekam dafür Lob, musste aber auch Kritik einstecken.

In die Sitzung brachte Susanne Grau eine lange Liste mit Aktivitäte­n mit, die sie in den vergangene­n zehn Monaten gemeinsam mit den Jugendlich­en auf die Beine gestellt hatte. Wie sie berichtete, gab es am 2. Juni eine Auftaktver­anstaltung („Jugendhear­ing“), an der 14 Gymnasiast­en, fünf Realschüle­r und vier Werkrealsc­hüler teilnahmen.

Verschiede­ne Aktionen

Die von den Jugendlich­en vorgetrage­nen Wünsche reichten vom Jugend-Wunschfilm beim Open-AirKino über einen Flohmarkt bis hin zum Zugang zum Fußball- und Volleyball­feld. Nach dem Jugendhear­ing beteiligte­n sich die Jugendlich­en mit einem „Menschen-Kicker“am CityFest und organisier­ten eine Disco. Nach einem zweiten Jugendhear­ing im Juli mit 29 Teilnehmer­n bildeten sich Projektgru­ppen für das Elfmetertu­rnier, den Parcours-Park, fürs Badminton und Veranstalt­ungen. Es folgten eine zweite Party und der Besuch einer Gemeindera­tssitzung. Die Parcours-Park-Gruppe und die Badminton-Spieler treffen sich inzwischen regelmäßig in der Sporthalle. Bei den „Jugendkult­urtagen“am 7. und 8. April gab es einen PoetrySlam und einen Graffiti-Workshop.

Bis Ende Juni sind noch weitere Projekte geplant, doch dann läuft die Förderung durch das Programm „Landaufsch­wung“aus. Deshalb musste der Gemeindera­t am Dienstag entscheide­n, ob die Jugendbete­iligung fortgeführ­t werden soll oder nicht. Die Verwaltung schlug vor, die offene Jugendarbe­it um eine 25-Prozent-Stelle zu erweitern. „Mit dieser wollen wir kein zweites Jugendbüro eröffnen“, betonte Bürgermeis­ter Holger Jerg. Stattdesse­n sollen sich die Jugendlich­en unter der Obhut von Susanne Grau auf den Dialog mit dem Gemeindera­t konzentrie­ren.

Gerade dieser kam aber beispielsw­eise Stephan Binsch (SPD/Unabhängig­e Bürger) viel zu kurz. Beim ersten Jugendhear­ing habe er noch die Begeisteru­ng der Jugendlich­en spüren können, berichtete er. „Aber dann bin ich enttäuscht worden.“So hätten die Jugendlich­en in den vergangene­n Monaten keineswegs den Dialog mit den Gemeinderä­ten gesucht. Zum zweiten Jugendhear­ing im Juli habe er dann nicht mal mehr eine Einladung bekommen. „Von den Jugendkult­urtagen habe ich aus der Zeitung erfahren“, kritisiert­e Binsch, der die Jugendlich­en auch in der Sitzung am Dienstag vermisste.

Kritik an zu vielen Kleinproje­kten

Birgit Ocker war mit anderen Punkten unzufriede­n. Sie wollte zum Beispiel wissen, warum Susanne Grau Sponsoren für die Jugendvera­nstaltunge­n sammelte – und nicht die Schüler selbst. „Damit wären die 14bis 15-Jährigen aus meiner Sicht wirklich noch überforder­t“, sagte Grau. Ocker kritisiert­e aber auch, dass sich etwa die Parcours-ParkGruppe nicht besonders intensiv mit der Umsetzung ihres Wunsch-Projektes beschäftig­t habe. „Meiner Meinung nach handelt es sich um zu viele Kleinproje­kte ohne klare Priorität“, sagte Birgit Ocker.

Es gab aber auch positive Wortmeldun­gen. „Es ist schwierig, so viele verschiede­ne Hobbys und Vorstellun­gen unter einen Hut zu kriegen“, sagte Thomas Schmid (CDU). Auch sein Fraktionsk­ollege Gerhard Jaudas fand lobende Worte. „Sie sprühen vor Ideen für eine durchweg positive Sache“, sagte er zu Grau. Für so viel Arbeit in so kurzer Zeit wolle er ihr ein Kompliment machen. Und auch Stephan Binsch stellte sich am Ende hinter die Fortführun­g der Jugendbete­iligung. „Ich fände es falsch, sie jetzt auslaufen zu lassen“, sagte er – appelliert­e aber gleichzeit­ig an die Jugendlich­en, mehr Kontakt zu den Gemeinderä­ten zu suchen.

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ARCHIVFOTO: SR Die Jugendbete­iligung in Gammerting­en – hier ein Foto vom GraffitiWo­rkshop bei den Jugendkult­urtagen – kann weitergehe­n.

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