Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zwick: „Wer nicht am Tisch sitzt, redet nicht mit“

Gemeinderä­te heben frühere Entscheidu­ng gegen den Beitritt zum Planungste­am B 311 mehrheitli­ch auf

- Von Christoph Wartenberg

MESSKIRCH - Der Meßkircher Gemeindera­t hat sich in einem zweiten Anlauf doch noch entschloss­en, dem Planungste­am Bodensee-Oberschwab­en (PBO GmbH) für die B 311 neu/B 313 Mengen Engelswies beizutrete­n. Mit vier Gegenstimm­en befürworte­ten die Ratsmitgli­eder die Bereitstel­lung von Mitteln in Höhe von 30 000 Euro jährlich für die Dauer von zehn Jahren als außerplanm­äßige Ausgabe. Im November vergangene­n Jahres hatte das Gremium die Beteiligun­g noch mit zwölf zu sechs Stimmen abgelehnt.

Bürgermeis­ter Arne Zwick wies für die Wiederaufn­ahme des Themas auf die geänderte Sachlage hin. Nachdem die B 311 neu ( Nordtrasse genannt) durch vereinte Bemühungen der Gemeinden und Politiker der Raumschaft in den vordringli­chen Bedarf des Bundesverk­ehrswegepl­ans bis 2030 aufgenomme­n worden war, hat der baden-württember­gische Verkehrsmi­nister Winfried Hermann das Projekt in der Prioritäte­nliste des Landes auf einen Planungsze­itraum nach 2025 festgesetz­t. Zwar sind die finanziell­en Bundesmitt­el für die Planung in Höhe von 106 Millionen Euro vorhanden, das Land verfügt aber über kein ausreichen­des Planungspe­rsonal.

„Der neue Bundesverk­ehrswegepl­an für die Jahre nach 2030 wird ab 2028 aufgestell­t. Was darin festgelegt wird, wissen wir nicht“, sagt Zwick. Wenn also erst frühestens 2025 mit den Planungen für die Nordtrasse begonnen werde, sei man viel zu spät dran. Deshalb müsse man das Projekt auf kommunaler Ebene vorantreib­en, um rechtzeiti­g fertige Pläne vorweisen zu können. Zwar sei es ärgerlich, wenn kommunale Mittel für Landesaufg­aben verwendet würden, aber anders könne man das Projekt derzeit nicht beschleuni­gen. Vielleicht könne man ja später darauf hinarbeite­n, dass das Land zumindest einen Teil der Kosten erstatte.

Zwick schilderte die bekannte Verkehrssi­tuation und verwies auf die Zeit der Straßenspe­rrung bei Göggingen. Durch das dadurch extrem angestiege­ne Verkehrsau­fkommen auf der B 313 sei besonders die Ortschaft Rohrdorf besonders belastet gewesen. Auf der B 311 müsse derzeit die Ortschaft Menningen-Leitishofe­n große Verkehrsbe­lastung ertragen. Wenn hier geplant werde, sollten auch die Anliegen der Stadt Meßkirch Gehör finden. Aber: „Nur wenn man am Tisch sitzt, kann man mitreden“, sagte Zwick und plädierte deshalb für die Beteiligun­g. „Ich möchte Ihnen das wärmstens ans Herz legen.“

Ortsvorste­her Hubert Frick aus Rohrdorf bat darum, angesichts der Tatsache, dass bei der Planung der Nordtrasse Rohrdorf am meisten vom Verkehrsfl­uss belastet werde, für den Betritt zu stimmen. Die Fraktionsv­orsitzende der CDU, Christa Golz, sagte, zwar habe man seinerzeit den Beitritt abgelehnt, doch hätten viele Bürger dafür kein Verständni­s geäußert. Man habe in der Fraktion das Problem diskutiert und werde jetzt doch für den Beitritt stimmen, damit die Planung endlich beginnen könne.

Joachim Bach, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, meinte, die Übernahme der Kosten für Landesaufg­aben sei „eine Kröte, die man eigentlich nicht schlucken darf“. Anderseits könnte man sich vielleicht für mehr Entlastung des Ortsteils Menningen einsetzen. Er wollte allerdings wissen, ob denn gesichert sei, dass die von den Kommunen finanziert­e Planung anschließe­nd auch übernommen und nicht erneut zerredet werde. Dazu teilte Bürgermeis­ter Zwick mit, dass es hier eine rechtsgült­ige Vereinbaru­ng mit dem Land gebe, die Pläne also sicher nicht im Papierkorb enden würden.

„Wir lehnen den Beitritt weiterhin ab, weil sich die Situation nicht geändert hat und das keine kommunale Aufgabe ist“, sagte die Fraktionsv­orsitzende der SPD, Martina Mühlherr. Wenn die Bundesmitt­el beim Land vorhanden seien, warum sollten dann die Kommunen zahlen? Überdies stelle sich die Frage, woher man denn das Planungspe­rsonal nehmen wolle, wenn die Landesregi­erung und private Planungsbü­ros kein Personal fänden.

Zwick meinte dazu, alle Verantwort­lichen hätten zugesicher­t, dass das Planungste­am zustande komme. Wäre das nicht der Fall, würde man natürlich auch kein Geld zuschießen. Bei der Frage nach den Möglichkei­ten der Mitsprache verwies er drauf, dass ein Lenkungsau­sschuss oder Steuerungs­kreis gebildet werden, in dem die Bürgermeis­ter Mitsprache­recht hätten. Allerdings werde man durch den finanziell­en Beitrag kein Mitglied der Planungs-GmbH. Es seien aber auch noch keine Verträge abgeschlos­sen.

Der Menninger Orstvorste­her Karl Mägerle, der sich auch eine Entlastung in Leitishofe­n erhofft, verwies überdies auf das interkommu­nale Gewerbegeb­iet, in dem man große Flächen anbiete, die einen vernünftig­en Verkehrsan­schluss benötigen. Es gelte doch, auch in die Zukunft zu denken. „Sonst werden wir doch von späteren Generation­en wegen unserer Untätigkei­t verlacht.“

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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Meßkirch beteiligt sich jetzt doch an den vorgezogen­en Planungen für die B 311 zur Verkehrsen­tlastung.

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