Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gemeinden gehen die Bauplätze aus
Illmensee und Herdwangen-Schönach tun sich schwer bei der Ausweisung neuer Flächen
PFULLENDORF - Den Gemeinden Herdwangen-Schönach und Illmensee fällt es immer schwerer, neue Flächen für Bauplätze auszuweisen. Wie die Bürgermeister Ralph Gerster und Jürgen Laßer anlässlich einer Ausstellungseröffnung am Mittwoch in der Sparkasse berichteten, sind zudem alle Bauplätze in den beiden Gemeinden zurzeit vergeben. Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler berichtete zwar von freien Flächen in seiner Stadt, übte aber dennoch Kritik an den politischen Rahmenbedingungen.
Seit mehreren Jahren informiert die Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch in regelmäßigen Ausstellungen über freie Bauplätze in Pfullendorf, Illmensee und Herdwangen-Schönach. Die aktuelle Ausstellung eröffnete Regionaldirektor Bernd Ruther am Mittwoch. „Die Rahmenbedingungen für den Kauf, den Bau und die Finanzierung von Immobilien sind weiterhin gut“, sagte er. Die durchschnittliche Finanzierung sei mit einem Zinssatz von weniger als zwei Prozent umsetzbar. Darüber hinaus gebe es attraktive Förderprogramme zur energetischen Sanierung von älteren Gebäuden.
Diese Entwicklung bringt aber auch so ihre Schattenseiten mit sich. „Niedrige Zinsen und hohe Nachfrage schlagen sich auch in den Preisen nieder“, sagte Bernd Ruther. Die Preise für Grundstücke stiegen ebenso wie die Baukosten. „Auch die große Nachfrage von Interessenten, die gebrauchte oder neue Immobilien kaufen möchten, können wir kaum befriedigen.“Im vergangenen Jahr habe die LBS Immobilien 79 Objekte vermittelt. „Wir profitieren zwar davon, dass einige ältere Menschen ihr Haus verkaufen möchten, aber auch in diesem Bereich ist die Anzahl der Immobilien begrenzt“, sagte LBSBezirksleiterin Saskia Maier.
Weder die Gemeinde Herdwangen-Schönach noch die Gemeinde Illmensee kann potenziellen Bauherren zurzeit Grundstücke zur Verfügung stellen. „Wir würde uns gerne weiter entwickeln, aber uns fehlen die entsprechenden Flächen“, sagte Ralph Gerster. Er sprach eine Kehrseite der Niedrigzinspolitik an: Wer sein Grundstück verkaufe, könne das Geld, das er dafür bekomme, kaum sinnvoll anlegen. Trotz allem sei er zuversichtlich, in etwa zwei Jahren wieder Bauplätze anbieten zu können. „Wir suchen händeringend nach Grundstücken, die an bestehende Wohngebiete angrenzen.“
Kritik am Gemeinderat
Auch Illmensees Bürgermeister Jürgen Laßer berichtete von einer „extrem hohen“Nachfrage nach Bauplätzen, die die Gemeinde nicht befriedigen könne. „Zudem begünstigt der Gemeinderat in Illmensee eher private Initiativen“, sagte Laßer. Deshalb komme die Gemeinde nicht zum Zug. „Ich hoffe nicht, dass wir dadurch ins Hintertreffen geraten“, sagte der Bürgermeister. „Wenn wir keine Bauplätze anbieten können, verschlafen wir die Zukunft.“
Anders ist die Situation in Pfullendorf. „Wir sind relativ gut aufgestellt“, sagte Thomas Kugler. „Aber auch nur, weil wir jetzt die Flächen kaufen, die wir für die Erschließung der übernächsten Wohngebiete benötigen.“Kritik übte Kugler an der Vorgabe, die Innenentwicklung der Außenentwicklung vorzuziehen. „Das ist fehlgeleitete Baulandpolitik, die die Ausweisung neuer Baugebiete erschwert“, sagte der Bürgermeister. Dabei fehlen allein in BadenWürttemberg knapp 90 000 Wohnungen. „Und wir brauchen die Bauplätze auch, um die Menschen langfristig an die Region zu binden.“