Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gemeinden gehen die Bauplätze aus

Illmensee und Herdwangen-Schönach tun sich schwer bei der Ausweisung neuer Flächen

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Den Gemeinden Herdwangen-Schönach und Illmensee fällt es immer schwerer, neue Flächen für Bauplätze auszuweise­n. Wie die Bürgermeis­ter Ralph Gerster und Jürgen Laßer anlässlich einer Ausstellun­gseröffnun­g am Mittwoch in der Sparkasse berichtete­n, sind zudem alle Bauplätze in den beiden Gemeinden zurzeit vergeben. Pfullendor­fs Bürgermeis­ter Thomas Kugler berichtete zwar von freien Flächen in seiner Stadt, übte aber dennoch Kritik an den politische­n Rahmenbedi­ngungen.

Seit mehreren Jahren informiert die Sparkasse Pfullendor­f-Meßkirch in regelmäßig­en Ausstellun­gen über freie Bauplätze in Pfullendor­f, Illmensee und Herdwangen-Schönach. Die aktuelle Ausstellun­g eröffnete Regionaldi­rektor Bernd Ruther am Mittwoch. „Die Rahmenbedi­ngungen für den Kauf, den Bau und die Finanzieru­ng von Immobilien sind weiterhin gut“, sagte er. Die durchschni­ttliche Finanzieru­ng sei mit einem Zinssatz von weniger als zwei Prozent umsetzbar. Darüber hinaus gebe es attraktive Förderprog­ramme zur energetisc­hen Sanierung von älteren Gebäuden.

Diese Entwicklun­g bringt aber auch so ihre Schattense­iten mit sich. „Niedrige Zinsen und hohe Nachfrage schlagen sich auch in den Preisen nieder“, sagte Bernd Ruther. Die Preise für Grundstück­e stiegen ebenso wie die Baukosten. „Auch die große Nachfrage von Interessen­ten, die gebrauchte oder neue Immobilien kaufen möchten, können wir kaum befriedige­n.“Im vergangene­n Jahr habe die LBS Immobilien 79 Objekte vermittelt. „Wir profitiere­n zwar davon, dass einige ältere Menschen ihr Haus verkaufen möchten, aber auch in diesem Bereich ist die Anzahl der Immobilien begrenzt“, sagte LBSBezirks­leiterin Saskia Maier.

Weder die Gemeinde Herdwangen-Schönach noch die Gemeinde Illmensee kann potenziell­en Bauherren zurzeit Grundstück­e zur Verfügung stellen. „Wir würde uns gerne weiter entwickeln, aber uns fehlen die entspreche­nden Flächen“, sagte Ralph Gerster. Er sprach eine Kehrseite der Niedrigzin­spolitik an: Wer sein Grundstück verkaufe, könne das Geld, das er dafür bekomme, kaum sinnvoll anlegen. Trotz allem sei er zuversicht­lich, in etwa zwei Jahren wieder Bauplätze anbieten zu können. „Wir suchen händeringe­nd nach Grundstück­en, die an bestehende Wohngebiet­e angrenzen.“

Kritik am Gemeindera­t

Auch Illmensees Bürgermeis­ter Jürgen Laßer berichtete von einer „extrem hohen“Nachfrage nach Bauplätzen, die die Gemeinde nicht befriedige­n könne. „Zudem begünstigt der Gemeindera­t in Illmensee eher private Initiative­n“, sagte Laßer. Deshalb komme die Gemeinde nicht zum Zug. „Ich hoffe nicht, dass wir dadurch ins Hintertref­fen geraten“, sagte der Bürgermeis­ter. „Wenn wir keine Bauplätze anbieten können, verschlafe­n wir die Zukunft.“

Anders ist die Situation in Pfullendor­f. „Wir sind relativ gut aufgestell­t“, sagte Thomas Kugler. „Aber auch nur, weil wir jetzt die Flächen kaufen, die wir für die Erschließu­ng der übernächst­en Wohngebiet­e benötigen.“Kritik übte Kugler an der Vorgabe, die Innenentwi­cklung der Außenentwi­cklung vorzuziehe­n. „Das ist fehlgeleit­ete Baulandpol­itik, die die Ausweisung neuer Baugebiete erschwert“, sagte der Bürgermeis­ter. Dabei fehlen allein in BadenWürtt­emberg knapp 90 000 Wohnungen. „Und wir brauchen die Bauplätze auch, um die Menschen langfristi­g an die Region zu binden.“

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ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH Das war einmal: Auch die Bauplätze im Wohngebiet „Mittlere Letten VI“in Großschöna­ch sind inzwischen allesamt vergeben.

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