Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Der liebe Gott hat uns gesehen und sich gedacht, denen helfe ich“,
Türkischer Kulturverein greift ausschließlich auf Spenden und Ehrenamt zurück
sagt Bahtiyar Sahin, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins über den Moschee-Neubau.
MESSKIRCH - Die Arbeiten am Moschee-Neubau an der Mengener Straße in Meßkirch schreiten voran. Nach den entsprechenden Vorbereitungen soll jetzt der Außenputz aufgebracht werden. Die Wohnung für den Imam, den Gemeindevorsteher, ist fast fertiggestellt. Der Imam soll bereits in etwa zwei Monaten einziehen. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Kuppel aufgesetzt. Da die Arbeiten fast ausschließlich ehrenamtlich erledigt werden, können die Helfer vor allem nach ihrem normalen Feierabend, an Wochenenden und freien Tagen arbeiten.
Die Verantwortlichen um Bahtiyar Sahin, den Vorsitzenden des türkisch-islamischen Kulturvereins, sind stolz, dass sie für den imposanten dreistöckigen Bau bislang keinen Cent Kredit aufgenommen haben und auch keinen Kredit aufnehmen wollen. „Wir werden lieber zwei Jahre später fertig und haben keine Schulden“, sagt Abdullah Ari, der Sprecher des Kulturvereins. Also ist der Verein neben der ehrenamtlichen Arbeit auf Spenden angewiesen, die aus ganz Deutschland und natürlich der Türkei kommen. „Wir gehen mit dem Geld sehr sorgfältig um, das sind wir den Vereinsmitgliedern und den Spendern schuldig“, sagt Ari. „Wir bekommen keinerlei staatliche Gelder aus der Türkei, Geld von Erdogan, das geht gar nicht“, betont Ari.
Damit die Kosten nicht davonlaufen, zeigen sich die Organisatoren sehr erfindungsreich und rechnen mit spitzem Bleistift. So hat man zum Beispiel einen alten Kran gekauft. Der hat 5000 Euro gekostet. „Zur Miete müssten wir dafür 900 Euro im Monat zahlen, da kannst du dir ausrechnen, was das gekostet hätte, wenn wir den zwei Jahre hier stehen haben“, sagt Sahin. Außerdem könne man den Kran, nachdem er nicht mehr gebraucht wird, immer noch verkaufen. Dasselbe habe man mit einem Kipper gemacht. Die Betonstützen habe man ebenfalls gekauft, die hätten sonst für drei Monate 4500 Euro Miete gekostet. So konnte man sie wieder verkaufen.
Fachfirmen unterstützen
Zahlreiche Fachfirmen unterstützen den Moschee-Bau. Entweder spenden sie Material, stellen Arbeitskraft zur Verfügung oder geben Rabatte. Die Moschee wird ein ökologisches Blockheizkraftwerk erhalten, mit dem sogar Strom ins Netz eingespeist werden kann. „Durch die Unterstützung einer Fachfirma brauchen wir für diese Anlage nur wenig mehr als den halben Preis bezahlen“, erklärt Sahin. Die Ziegel gab es zum Sonderpreis und den Baustahl konnte man günstig aus Überschussmengen erwerben. „Der hätte uns 50 000 Euro gekostet, so haben wir ihn für 5000 bekommen und haben auch noch Reste übrig“, sagt Sahin und Ari ergänzt: „Wir verbauen aber kein Billigmaterial, daran wird nicht gespart, und was wir kaufen müssen, kaufen wir in der Region.“
Wenn die Moschee fertig ist, sind im Erdgeschoss die Seminarräume, im ersten Obergeschoss befinden sich dann die Gebetsräume und im zweiten Obergeschoss entsteht die Frauenabteilung.
Die Mitglieder des Kulturvereins wollen mit ihrem Moschee-Bau Bestandteil einer offenen Gesellschaft sein. „Wir sind Meßkircher, wir leben hier seit Jahrzehnten und haben deutsche Pässe, wir sind Einheimische“, sagt Ari. Man wolle keine Politik machen, sondern sich selbst und den Islam positiv darstellen. „Weil sich manche Leute danebenbenehmen, kann man doch nicht alle über einen Kamm scheren“, sagt Ari. Wenn die Moschee fertig sei, wolle man ein offenes Haus führen, Schüler einladen, Seminare anbieten und auf die Anliegen der Bevölkerung eingehen. Schon jetzt engagiere man sich in der Gesellschaft, betont Sahin, „wir organisieren Feste, machen Kermes oder laden die Bürger ein.“Für Meßkirch sei der Moschee-Bau ja auch eine große Sache, die Aufmerksamkeit in der ganzen Region errege.
Und dann stellen die Verantwortlichen fest, dass sie auch noch Unterstützung von höherer Warte erhalten. „Der liebe Gott hat uns gesehen und sich gedacht, denen helfe ich“, erzählt Bahtiyar Sahin. So habe eine Frau 1000 Euro spenden wollen, die hatte von der Moschee in Meßkirch geträumt. Und als den Bauherren ein Beton-Verschaler krankheitsbedingt ausfiel, kam zufällig ein Mann in Sahins Laden und wollte eine Wurst kaufen. Es stellte sich heraus, dass der Beton-Verschaler war, und schon konnten die Arbeiten weitergehen.