Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Veringenstadt ist abgeschnitten
Zwei Baustellen kesseln den Ort jetzt ein, sehr hart trifft das ÖPNV-Nutzer.
VERINGENSTADT - Die B 32 ist die Hauptverkehrs- und Lebensader des Laucherttals, doch in dieser Woche sperren gleich zwei Baustellen parallel die Bundesstraße. Veringenstadt liegt eingekesselt dazwischen – einmal mehr. Bereits im vergangenen Jahr litt die Stadt über Monate lang unter Straßensperrungen. Anwohner Rupert Stauß ist wütend.
Noch im März hatte das Landratsamt, das die Straße im Auftrag des Regierungspräsidiums Tübingen saniert, angekündigt, dass die Baustellen diesmal nacheinander angegangen würden.
Seit dem 9. April bereits ist der nördliche Straßenabschnitt zwischen Veringenstadt und Hermentingen gesperrt. Seit gestern wird auch auf dem südlichen Abschnitt zwischen Jungnau und Veringendorf gebaut – gut sechs Wochen früher als ursprünglich angekündigt. „Warum?“, möchte Leser Rupert Stauß wissen. „Jetzt sitzen wir wieder wie die Maus hier im Loch fest“, sagt er wütend.
„Wir wollen damit die Bauzeit und somit die Beeinträchtigungen für das Laucherttal so gering wie möglich halten“, antwortet Franziska Rumpel, Leiterin des Fachbereichs Straßenbau, auf Anfrage dieser Zeitung. Das derzeit gute Wetter und die Verfügbarkeit einer Fachfirma würden es ermöglichen, die Maßnahmen parallel anzugehen.
„Neben einer kürzeren Sperrung können auch Synergien beim Bau genutzt werden“, sagt Rumpel. Die Arbeiten bei Jungnau sollen etwa eine Woche dauern. Am Dienstag, 8. Mai, wären sie nach aktuellem Plan wieder beendet. Anwohner Rupert Stauß aber befürchtet mit Blick auf die Verzögerungen im vergangenen Jahr, dass es dennoch länger dauern könnte. Franziska Rumpel sagt: „Einzig die Witterung kann den Arbeiten einen Strich durch die Rechnung machen. Die Bauzeit wurde aufgrund der angesagten Witterung bewusst so gelegt und daher gehen wir vom jetzigen Zeitpunkt von keinen Verzögerungen aus.“
Doch wie ist es um die Sicherheit im Ort bestellt? „Wir haben zwar Ersthelfer und Feuerwehrleute vor Ort. Aber was geschieht denn, wenn hier wirklich mal etwas Großes passiert? “, fragt Stauß. Auch hier möchte das Landratsamt alle Anwohner beruhigen: „Die Rettungsdienste, Polizei, etc. werden bei Vollsperrungen vom Landkreis informiert und sind daher auf solche UmstänDie de eingerichtet“, so ein Sprecher. Autos können derzeit über Inneringen ausweichen und von dort nach Gammertingen oder über Bingen nach Sigmaringen gelangen.
Besonders ärgerlich aber ist die Sperrung für Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel. Denn während der einwöchigen Sperrung bei Jungnau fahren Busse Veringenstadt nicht mehr an. Damit sind die Anwohner von einem Großteil des öffentlichen Nahverkehrs abgeschnitten. Was bleibt ist nur die Zugverbindung. Doch auf die ist gerade am Wochenende nur sehr eingeschränkt Verlass.
Nur ein Zug fährt am Samstag nach Sigmaringen
Wer beispielsweise ohne Auto am Samstag von Veringenstadt zum Einkaufen nach Sigmaringen fahren möchte, hat es schwer. Er ist auf eine einzige Zugverbindung angewiesen: Morgens um 8.01 Uhr fährt der Zug in Veringenstadt los. Eine Rückfahrt aber ist mit dem Zug erst um 19.35 ab Sigmaringen möglich. „Dies kann zum Beispiel für einen elfstündigen Einkaufsbummel in der Kreisstadt genutzt werden“, merkt Rupert Stauß sarkastisch an. Doch eigentlich ist dem 54-Jährigen bei dieser Aussicht nicht zum Lachen zu Mute. Warum gibt es keine bessere Lösung für Nutzer der „Öffentlichen“?
Hohenzollerische Landesbahn (HZL) sieht ihre Hände gebunden. „Bei den Bussen müssen wir die Anschlüsse an die Züge in Gammertingen und in Sigmaringen einhalten“, sagt Jürgen Lutz, Betriebsleiter für den Omnibusverkehr. Da der Bus über Inneringen ausweiche, bleibe keine Zeit für einen Schlenker nach Veringenstadt und zurück. Das würde gut 15 Minuten kosten – die aber seien im Zeitplan nicht drin. Und zusätzliche Züge fahren zu lassen – wie es sich Leser Rupert Stauß wünschen würde – sei eine enorm kostspielige Angelegenheit. Da die Strecke nur eingleisig ist, müsse alles genau getaktet sein. „So kurzfristig einen Zug einzusetzen, ist einfach nicht möglich“, sagt Lutz. Zudem würden nur wenige Nutzer in Veringenstadt zusteigen. „Wir versuchen das ,Abhängen’ der Orte auf einen so kurzen Zeitraum wie möglich zu beschränken“, versichert er.
Rupert Stauß aber fühlt sich vom Landratsamt im Stich gelassen. Er fragt: „Sind damit die Interessen des mittleren Laucherttals
,gut’ vertreten?“