Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das Problem sind die Subvention­en

- Von Daniela Weingärtne­r ●» politik@schwaebisc­he.de

Zwischen einem nationalen Haushaltse­ntwurf und der Finanzplan­ung auf EU-Ebene gibt es einige entscheide­nde Unterschie­de. Für Gemeinscha­ftsaufgabe­n legen die Regierunge­n den Rahmen nur einmal alle sieben Jahre fest. Deshalb steigen, wenn man die Inflation einrechnet, die Summen explosions­artig an. Außerdem finanziert sich das EU-Budget nur zu einem sehr kleinen Teil aus Eigenmitte­ln. Den Rest müssen die nationalen Regierunge­n beisteuern. Die aber sind knauserig, denn was in die EU-Schatulle fließt, kommt nur indirekt den eigenen Bürgern zugute.

Deshalb betont Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger, man wolle das Geld nur für Aufgaben einsetzen, die sich auf EU-Ebene effektiver umsetzen ließen. Er meint damit Verteidigu­ng, Grenzschut­z, Forschung, Bekämpfung von Fluchtursa­chen und Terrorismu­s. Doch 60 Prozent des EU-Budgets werden auch künftig in die Landwirtsc­haft und die Förderung struktursc­hwacher Regionen fließen. Gerade bei Agrarsubve­ntionen ist der europäisch­e Mehrwert nicht immer ersichtlic­h, wenn zum Beispiel florierend­e Großbetrie­be mit zusätzlich­en Steuermill­iarden unterstütz­t werden.

Ein ausschließ­lich an Zukunftsau­fgaben orientiert­er Ausgabenpl­an sähe anders aus. Er würde aber aus unterschie­dlichen Gründen von vielen Mitgliedss­taaten zurückgewi­esen. Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron könnte trotz gegenteili­ger Beteuerung­en drastische Kürzungen bei der Brüsseler Agrarförde­rung zu Hause nicht durchsetze­n. In Deutschlan­d wäre der Widerstand groß, wenn die projektbez­ogene Strukturfö­rderung komplett gestrichen würde. Vom Aufstand der Bauernverb­ände bei Agrarkürzu­ngen ganz zu schweigen.

Will man also auch in Zukunft Milliarden in Bereiche stecken, die gut auf Förderung verzichten könnten, dann muss man entweder die wirklich wichtigen Aufgaben komplett streichen oder das Budget erhöhen. Da Deutschlan­d das mit Abstand reichste EU-Land ist, wird es den Löwenantei­l dieser Steigerung auch in Zukunft zu tragen haben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany